Steigende Gewinne? |
20.08.2020 15:26:40
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Fresenius-Aktie tiefer: Fresenius-CEO auf HV zuversichtlicher bei Mittelfristzielen
Fresenius-CEO Stephan Sturm wird in der kommenden Woche die Aktionäre des DAX-Konzerns auf wieder steigende Gewinne in den kommenden Quartalen einstimmen.
"Wegen Corona wachsen wir in diesem Jahr etwas langsamer als geplant. Das müssen wir also in den kommenden Jahren ausgleichen. Ich sehe uns da auf einem guten Weg. Es gibt keinen Grund, von diesem Ziel abzuweichen", sagt Sturm der virtuellen Hauptversammlung am 28. August laut vorab veröffentlichtem Redetext.
Er äußert sich damit etwas zuversichtlicher als noch Ende Juli. "Wir müssen sehen, ob wir das Wachstum, das wir 2020 verloren haben, 2021 und 2022 wieder nachholen können", hatte Sturm bei der Veröffentlichung der Ergebnisse zum zweiten Quartal gesagt, anlässlich derer der Konzern eine etwas vorsichtigere Prognose für das Gesamtjahr inklusive Corona ausgab. Für eine Aussage zu den Zielen bis 2023 sei es derzeit zu früh, so der CEO Ende Juli, Der Konzern werde im Februar bei der Vorstellung der Ergebnisse für 2020 detaillierte Aussagen zu dem mittelfristigen Ausblick machen.
Fresenius peilt im Zeitraum 2020 bis 2023 beim Umsatz ein organisches Wachstum im Schnitt jährlich von 4 bis 7 Prozent an, beim Nettogewinn von 5 bis 9 Prozent, mit einer Beschleunigung beim Gewinn im Laufe der Periode.
Im zweiten Quartal, in dem sich bei drei der vier Töchter die Corona-Pandemie negativ bemerkbar machte, verdiente der Konzern operativ marginal mehr und unter dem Strich etwas weniger. Die gute Entwicklung bei der Dialysetochter Fresenius Medical Care, die ihrerseits die Prognose einschließlich erwarteter Corona-Effekte aufrechterhielt, begrenzte den Rückgang. Der Umsatz stieg leicht.
"Wirtschaftlich war das zweite Quartal für uns die Talsohle. Im weiteren Verlauf des Jahres wird auch unser Gewinn wieder zulegen", wird CEO Sturm den Aktionären berichten.
Im laufenden Jahr will die Gruppe inklusive Corona beim um währungs- und Sonderfaktoren bereinigten Nettogewinn eine Bandbreite zwischen minus 4 Prozent und plus 1 Prozent erreichen. Zuvor, ohne Corona-Effekte, hatte der Konzern ein Plus von 1 bis 5 Prozent zum Vorjahreswert von 1,88 Milliarden Euro angepeilt.
Der Umsatz soll 2020 inklusive Corona währungs- und um Sonderfaktoren bereinigt um 3 bis 6 Prozent zulegen. Hier waren zuvor plus 4 bis 7 Prozent zu den 35,41 Milliarden Euro im Vorjahr anvisiert worden.
Die Prognose unterstellt laut CEO, dass "kein weiterer weltweiter Lockdown" stattfinde und keine große zweite Covid-19-Welle in den für den Konzern relevanten Märkten. Sie beziehe weitere lokale oder regionale Corona-Ausbrüche, die lokal bekämpft werden, mit ein.
Rice Powell, FMC-CEO, wird auf der Hauptversammlung der Dialyse-Tochter einen Tag zuvor laut vorab verbreitetem Redetext den Aktionären gegenüber die Ziele für das Gesamtjahr ebenfalls bestätigen. FMC wolle 2020 und in den Folgejahren das Netzwerk and Kliniken und Produktionsstätten weiter ausbauen.
Fresenius sowie FMC wollen künftig Nachhaltigkeitsziele formulieren und diese auch in Form von nicht-finanziellen Aspekten in die Vergütung des Vorstands einfließen lassen.
Fresenius-Chef kritisiert Politik: Nicht alles auf Corona ausrichten
Fresenius-Chef Stephan Sturm kritisiert das Corona-Krisenmanagement der Politik. Es sei ein Fehler gewesen, "alles komplett einseitig auf die Pandemie auszurichten", heisst es in einer vorab veröffentlichten Rede, die Sturm auf der Hauptversammlung des Gesundheitskonzerns am 28. August halten soll. Das gelte für viele Bereiche der Gesellschaft, besonders jedoch für die Medizin.
"Wir haben alles runtergefahren. Und das, obwohl die grosse Corona-Welle gar nicht kam", sagt Sturm mit Blick auf die 86 Kliniken des Dax -Konzerns hierzulande. Covid-19 sei zwar eine grosse Bedrohung. Das seien Schlaganfälle, Herzinfarkte oder Krebs aber auch. Da Fresenius angehalten worden sei, den normalen Klinik-Betrieb herunterzufahren und alles auszublenden, habe es viel weniger Untersuchungen gegeben. "Deshalb wurden viele Erkrankungen nicht festgestellt." Die daraus folgenden Schäden seien nicht so greifbar wie die Zahl der Corona-Opfer, so Sturm. "Aber sie sind da".
In der Corona-Krise hatte der grösste private Klinikbetreiber Deutschlands die Zahl der Intensivbetten kräftig aufgestockt und Operationen verschoben. Da die Pandemie hierzulande glimpflich verlief, standen aber viele Intensivbetten bei Fresenius leer.
Das belastete die Gewinne bei der Kliniktochter Helios. Zuwendungen des Bundes konnten fehlende Einnahmen aus aufgeschobenen Operationen nur abmildern. Da weniger operiert wurde, kamen auch weniger Medikamente aus der Fresenius-Sparte Kabi zum Einsatz. In der Folge musste Fresenius seine Geschäftsziele für dieses Jahr kürzen.
Kliniken könnten sich schnell umstellen, so Sturm. Nötig seien daher flexible Strukturen. Er kritisierte auch nationale Alleingänge in der Corona-Krise bei deutschen Ausfuhrverboten für Schutzausrüstung.
Wirtschaftlich sei das zweite Quartal bei Fresenius die Talsohle gewesen, heisst es in der Rede. Im Jahresverlauf werde der Gewinn, der 2019 gut 1,9 Milliarden Euro betrug, wieder zulegen.
Im späten Handel auf XETRA steht die Aktie von Fresenius 1,28 Prozent im Minus bei 38,62 Euro.
Von Ulrike Dauer
(DOW JONES / AWP)
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