Neuer Aktionärsbrief |
03.03.2024 14:44:00
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Geheimtipp: Das rät Warren Buffett Anlegern mit Blick auf Expertentipps
Warren Buffett ist für sein glückliches Händchen beim Investieren ebenso bekannt wie für zahlreiche Investment-Weisheiten, die er den Anlegern seiner Holding Berkshire Hathaway über die Jahre hinweg mitgegeben hat. Auch in seinem aktuellen Aktionärsbrief hat das Orakel von Omaha wieder einige Ratschläge parat - und schiesst gegen Aktienempfehlungen von Finanzexperten.
• Still sitzen als beste Strategie
• Untätigkeit zahlt sich für Buffett aus
Anleger von Berkshire Hathaway fiebern jedes Jahr zwei wichtigen Ereignissen entgegen: Zum einen dem jährlichen Aktionärstreffen in Warren Buffetts Heimatstadt Omaha und zum anderem dem Aktionärsbrief der Investorenlegende. Während sich die Berkshire-Anleger und Buffett-Fans für das diesjährige Treffen in Omaha noch bis zum 4. Mai gedulden müssen, können sie bereits jetzt in Buffetts neuestem Brief an seine Anteilseigner schmökern. In diesem lässt er das Geschäftsjahr 2023 seiner Investment-Holding Revue passieren, hat aber auch wieder einige Ratschläge parat, wie sich Anleger von Berkshire Hathaway innerhalb der Finanzwelt verhalten sollten.
Der ideale Berkshire-Investor: Klug, langfristig orientiert und unbeeindruckt von Experten
In der aktuellen Ausgabe gibt Warren Buffett unter anderem einen Einblick in seinen Schreibprozess des Aktionärsbriefs. So sei es dabei nützlich, sich den Leser vorzustellen, an den man sich richte. Bei Berkshire seien das "Anleger, die Berkshire ihre Ersparnisse anvertrauen, ohne auf einen Wiederverkauf zu hoffen". Von diesen "lebenslangen" Aktionären habe Berkshire laut Buffett im Laufe der Jahre eine ungewöhnlich hohe Anzahl angezogen. Das ideale mentale Vorbild, wenn er sich diese Eigentümer vorstelle - die auch genau das seien, was Berkshire suche -, sei jedoch seine Schwester Bertie. "Bertie ist klug, weise und stellt mein Denken gerne in Frage", schreibt Buffett - und genau so wünscht er sich offenbar auch die anderen Berkshire-Aktionäre.
Bertie verstehe viele Buchhaltungsbegriffe und verfolge die Wirtschaftsnachrichten, sehe sich selbst aber nicht als Wirtschaftsexpertin, so der Starinvestor weiter. "Sie ist vernünftig - sehr vernünftig - und weiss instinktiv, dass Experten immer ignoriert werden sollten", schreibt Buffett in seinem Brief - und rät damit implizit auch allen anderen Anlegern, nicht auf Wall-Street-Experten oder Finanzberater zu hören. "Es ist schwieriger als man denkt, vorherzusagen, wer die Gewinner und Verlierer sein werden. Und diejenigen, die Ihnen sagen, dass sie die Antwort kennen, sind in der Regel entweder selbst wahnhaft oder Schlangenölverkäufer", schreibt Buffett an einer späteren Stelle.
Mit Blick auf Bertie nannte Warren Buffett jedoch noch einen weiteren Grund, warum die Investment-Ratschläge von Experten seiner Meinung nach nicht befolgt werden sollten. "Wenn sie [gemeint ist Bertie; Anm. d. Red.] die Gewinner von morgen zuverlässig vorhersagen könnte, würde sie dann ihre wertvollen Erkenntnisse frei teilen und dadurch die Konkurrenz beim Kauf steigern? Das wäre so, als würde man Gold finden und dann den Nachbarn eine Karte geben, auf der der Standort angegeben ist", argumentiert Buffett. Bertie wisse jedoch, wem man vertrauen könne und lasse sich nichts vormachen - schon gar nicht von sogenannten Experten.
Buffett: Anleger sollen "still sitzen und auf niemanden hören"
Auch im weiteren Verlauf von Buffetts mehrseitigem Brief an die Berkshire-Investoren wird immer wieder deutlich, warum man seiner Meinung nach vor allem den Experten-Empfehlungen zum kurzfristigen oder häufigen Aktienhandel nicht folgen, sondern sich wie er sehr langfristig positionieren sollte. So solle man nie vergessen, dass die Wall Street zwar Geld für ihre Kunden verdienen wolle, jedoch nur "fieberhafte Aktivität" das Blut der dortigen Finanzakteure wirklich in Wallung bringe. Laut Buffett werde daher "jede Torheit, die auch immer vermarktet werden kann, energisch vermarktet - nicht von jedem, aber immer von irgendjemandem". Doch laut Buffett sei genau das Gegenteil, nämlich nichts zu tun, der Schlüssel zum Börsenerfolg.
"Ich kann mich an keinen Zeitraum seit dem 11. März 1942 - dem Datum meines ersten Aktienkaufs - erinnern, in dem ich nicht den Grossteil meines Nettovermögens in Aktien angelegt hätte, und zwar in Aktien mit Sitz in den USA. Und so weit, so gut", erzählt der mittlerweile 93-jährige Investor aus seiner Jugendzeit. Der Dow Jones Industrial Average sei zwar "an jenem schicksalhaften Tag im Jahr 1942" unter 100 Punkte gefallen und Buffett habe bis zum Schulende an diesem Tag fünf US-Dollar verloren, das hätte sich jedoch schon bald wieder geändert. Heute bewege sich der Dow Jones bei etwa 38'000 Punkten, schreibt Buffett - seit der Brief verfasst wurde ist der Index jedoch sogar auf rund 39'000 Punkte gestiegen. Das zeige, dass Amerika schon immer ein grossartiges Land für Investoren gewesen sei. "Alles, was sie tun mussten, war, still zu sitzen und auf niemanden zu hören", fasst der Berkshire-CEO noch einmal seinen zentralen Ratschlag an die Anleger zusammen.
Auch Buffett hält mit Berkshire Hathaway still
Ähnlich verhält sich momentan auch Berkshire Hathaway - trotz rekordhoher Barmittel von 167,6 Milliarden US-Dollar. So habe seine Investment-Holding laut Buffett aktuell "alles in allem [...] keine Möglichkeit, atemberaubende Leistungen zu erbringen", da keine attraktiv bepreisten Übernahmeziele in Sicht seien, die ausserdem gross genug seien, um einen merklichen Einfluss auf die Berkshire-Bilanz auszuüben. "Es gibt in diesem Land nur noch eine Handvoll Unternehmen, die in der Lage sind, Berkshire wirklich zu bewegen, und sie wurden von uns und anderen endlos ausgelesen", so Buffett. Ausserhalb der USA gebe es zudem "praktisch keine Kandidaten, die eine sinnvolle Option für den Kapitaleinsatz bei Berkshire darstellen".
Daher befolgt Warren Buffett einmal mehr seinen eigenen Ratschlag und hält still. Das gilt auch für einige seiner bestehenden Beteiligungen, wie der Investor schreibt. "Im Jahr 2023 haben wir weder Anteile an AMEX noch an Coke gekauft oder verkauft - und verlängerten damit unseren eigenen Rip Van Winkle-Schlaf, der mittlerweile weit über zwei Jahrzehnte andauert. Beide Unternehmen haben unsere Untätigkeit im vergangenen Jahr erneut mit einer Steigerung ihrer Gewinne und Dividenden belohnt. [...] Sowohl AMEX als auch Coke werden ihre Dividenden im Jahr 2024 mit ziemlicher Sicherheit erhöhen [...] und wir werden unsere Bestände mit Sicherheit das ganze Jahr über unverändert lassen. Könnte ich ein besseres weltweites Geschäft aufbauen, als es diese beiden geniessen? Wie Bertie Ihnen sagen wird: 'Auf keinen Fall.'", so Buffett.
Redaktion finanzen.ch
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