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Analyse 18.10.2023 22:43:00

McKinsey: Finanzbranche mit höchsten Gewinnen seit 2008 - Schweizer Banken schneiden unterdurchschnittlich ab

McKinsey: Finanzbranche mit höchsten Gewinnen seit 2008 - Schweizer Banken schneiden unterdurchschnittlich ab

Nachdem die Bankenbranche in den letzten Jahren vor dem Hintergrund rekordtiefer Zinsen zurückstecken musste, hat sich das Blatt mittlerweile gewendet. Wie aus dem jährlichen Bankenbericht der Unternehmensberatung McKinsey hervorgeht, dürfte sich die globale Finanzbranche 2023 über Rekordeinnahmen freuen. In der Schweiz sei der Aufwärtstrend jedoch gebremst.

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• Bankenbranche dank steigender Zinsen im Aufwind
• Eigenkapitalrendite legt zu
• Schweizer Bankenbranche hinkt hinterher

Wie die Unternehmensberatung in ihrem jährlichen Bankenbericht "The Global Banking Annual Review 2023: The Great Banking Transition" schreibt, hatte die Bankenbranche in den letzten Jahren mit zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen. So gab es verstärkte Aufsichtsmaßnahmen, digitale Innovationen, neue Rivalen und Zinsen, die sich auf historischen Tiefständen befanden. Doch auch wenn es insbesondere in diesem Jahr zusätzlich noch zu einer kleinen Bankenkrise kam, habe sich das allgemeine Marktumfeld für die Finanzbranche dennoch verbessert. So schreiben die Studienautoren, die vergangenen 18 Monate seien für die globale Bankenbranche die beste Zeitspanne seit zumindest 2007 gewesen. Ursachen hierfür seien in den steigenden Zinsen zu finden sowie einem verbesserten Kreditumfeld.

In der Bankenbranche selbst habe es außerdem einige Verschiebungen gegeben, es seien mehr Transaktionen und Bilanzen von traditionellen Banken hin zu neuen Institutionen geflossen. So hat das Autorenteam festgestellt, dass "der traditionelle Kern des Banking-Sektor - die Bilanzaufstellung - sich aktuell an einem Wendepunkt" befindet. Zwischen 2015 und 2022 seien mehr als 70 Prozent der Netto-Steigerungen von Finanzfonds nicht bei Banken, sondern bei Versicherungen, Rentenfonds, Staatsfonds und anderen alternativen Investmentmöglichkeiten gelandet.

Damit die positive Entwicklung der Jahre 2022 bis 2023 in der Bankenbranche auch längerfristig aufrecht erhalten werden kann, gibt es laut McKinsey fünf Prioritäten, auf die sich konzentriert werden sollte. Konkret geht es dabei um die Nutzung von führenden Technologien wie künstliche Intelligenz, eine mögliche Entflechtung der Bilanz, eine Skalierung oder ein Ausstieg aus dem Transaktionsgeschäft, ein Ausbau des Vertriebs sowie eine Anpassung an die sich entwickelnde Risikolandschaft. Hier sei es von größter Bedeutung, dass alle Finanzunternehmen ihr eigenes Geschäft genau durchleuchteten und dabei herausarbeiteten, in welchen Kernbereichen ihr jeweiliger Wettbewerbsvorteil liege.

Aufgrund des Zinsanstiegs in den USA im vergangenen Jahr um insgesamt 500 Basispunkte ist auch die Eigenkapitalrendite der Bankenbranche gewachsen. Während diese 2010 im Schnitt noch bei neun Prozent gelegen habe, hätte sich der Wert 2022 schon auf zwölf Prozent ausgeweitet. Für das Jahr 2023 sieht McKinsey gar eine Kennzahl von 13 Prozent voraus. Bei der Eigenkapitalrendite handelt es sich um ein Hilfsmittel, welches den erwirtschafteten Gewinn ins Verhältnis zum eingesetzten Kapital setzt. Insgesamt dürfte der Banking-Sektor 2023 laut der Analyse voraussichtlich 1,4 Billionen US-Dollar Gewinn einstreichen. Dies würde einer Verdopplung seit 2017 gleichkommen.

Schweizer Bankenbranche performt unterdurchschnittlich

Obwohl die Bankenbranche global gesehen im letzten Jahr sowie in 2023 eine Aufwärtstendenz verzeichnen konnte, hat McKinsey doch festgestellt, dass die Schweizer Bankenbranche hier unterdurchschnittlich abgeschnitten hat. Mehr noch: "Eine der ältesten Banken Europas und einige der mittleren high-profile Banken in den Vereinigten Staaten sind zusammengebrochen oder mussten gerettet werden; die Schweizerische Nationalbank und die US-Regierung mussten vor dem Hintergrund des Einlagenschutzes aktiv werden", heißt es in der Analyse. Neben der Mini-Bankenkrise ist außerdem die vergleichsweise weniger ausgeprägte Zinsentwicklung in der Schweiz für die geringeren Gewinne verantwortlich. "Wir erleben einen Paradigmenwechsel durch Zinswende, Inflation und weitere grundlegende Faktoren, wie bahnbrechende Technologien und künstliche Intelligenz. Der Schweizer Finanzplatz hat aufgrund seiner Konstitution eine fast einmalige Ausgangslage, wenngleich wir die durchschnittliche Eigenkapitalrendite in der Schweiz für 2023 stark unter dem weltweiten Mittel sehen", wird Christian Zahn, Partner sowie Leiter der Swiss Banking & Insurance Practice und Co-Leiter der europäischen Wealth & Asset Management Practice bei McKinsey, von der Handelszeitung zitiert.

Trotzdem glänze der Schweizer Aktienmarkt im Vergleich mit europäischen Märkten aufgrund struktureller Besonderheiten mit höheren Margen. So gilt die Eidgenossenschaft auch weiterhin als wichtiges globales Finanzzentrum und genießt hier insbesondere beim Private Banking eine wichtige Rolle. Dieser Teilbereich umfasst laut McKinsey ein Anlage-Gesamtvolumen von 2,93 Billionen US-Dollar, außerdem hätte die Branche in den Jahren 2018 bis 2022 eine Wachstumsquote von drei Prozent erreicht.

Damit die Schweizer Finanzbranche auch weiterhin abliefere, müsse laut dem Beratungsunternehmen insbesondere in den Bereichen Transport, Energiebereitstellung und Gebäuden investiert werden. Insgesamt seien Investitionen in Höhe von 700 bis 800 Milliarden Franken bis zum Jahr 2050 vonnöten, nur dann sei ein nachhaltiger Wandel möglich: "Finanzinstitute müssen sich für die enorme vor ihnen liegende Aufgabe wappnen. Denn der nachhaltige Wandel der Wirtschaft kann nur gelingen, wenn Banken die dafür unerlässliche Finanzierung und Finanzinfrastruktur bereitstellen können. Dies wird den Trend zur Intermediation zwischen produktiven, grünen Investments von Unternehmen bzw. Privatkunden auf der einen Seite und Investoren jeder Art auf der anderen Seite verstärken. Transition im Banking wird eng mit der grünen Transformation verknüpft sein", fasst Zahn zusammen.

Redaktion finanzen.ch

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