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"Twitter-Amateure" 20.09.2023 22:40:00

NVIDIA-Aktie jetzt shorten? Bernstein-Analyst warnt und spricht von "Verschwörungstheorien" in sozialen Medien

NVIDIA-Aktie jetzt shorten? Bernstein-Analyst warnt und spricht von

Die NVIDIA-Aktie ist die wohl am heissesten diskutierte Aktie des Jahres. Während einige Analysten - spätestens seit den phänomenalen Ergebnissen aus dem ersten Quartal - ihre Kursziele immer weiter nach oben schraubten, entbrannte in den sozialen Medien eine Debatte darüber, ob die Papiere nicht masslos überbewertet sind. Nun positioniert sich auch Bernstein-Analyst Stacy Rasgon.

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• Social Media-Nutzer spekulieren auf übertriebene Bewertung der NVIDIA-Aktien
• Bernstein-Analyst Rasgon hält nichts von derlei "Verschwörungstheorien"
• Rasgon lobt Finanzentwicklung von NVIDIA und sieht bei der Aktie noch Luft nach oben

NVIDIA gilt als ein - wenn nicht gar der - Hauptprofiteur des gegenwärtigen KI-Booms. Im Rahmen der Zahlenvorlage zum ersten Quartal im Mai versetzte CEO Jensen Huang die Anlegergemeinde in Euphoriezustände, als er ankündigte, dass NVIDIA im zweiten Quartal des laufenden Jahres einen Umsatz von 11 Milliarden US-Dollar anstrebe. Zum Vergleich: Von den Analysten war ein Wert von etwa 7,2 Milliarden US-Dollar erwartet worden. Huang begründete seine Zuversicht mit "unglaublichen Aufträgen" für die Aufrüstung von Rechenzentren. Doch selbst die hoch gesteckten Erwartungen konnte NVIDIA übertreffen und verkündete im Rahmen der letzten Bücheröffnung im August, dass der Quartalsumsatz des Chip-Riesen sogar bei 13,5 Milliarden US-Dollar lag. Auch die Prognose für das dritte Quartal lag deutlich über den Analystenerwartungen, Huang kündigte Erlöse in Höhe von ungefähr 16 Milliarden US-Dollar an.

Innerhalb weniger Monate hat sich der NVIDIA-Umsatz somit mehr als verdoppelt - die Aktionäre reagierten begeistert und katapultierten die NVIDIA-Aktie auf immer höhere Rekordstände. Zuletzt notierte das NVIDIA-Papier bei 439,66 US-Dollar und lag damit seit Jahresanfang satte 200,85 Prozent im Plus (Stand: Schlusskurs vom 18. September 2023). Doch ist Aktie inzwischen zu heiß gelaufen? Lohnen sich Short-Wetten gegen den vermeintlichen KI-Krösus?

NVIDIA-Aktie deutlich überwertet?

Dieser Ansicht sind zumindest immer mehr Nutzer in den sozialen Medien. Auf diversen Plattformen, allen voran auf X (früherer Name: Twitter), verbreiteten sich in den vergangenen Wochen zunehmend Theorien über eine Überbewertung des US-Chip-Unternehmens. Viele Nutzer riefen zu Short-Wetten gegen NVIDIA auf. Immer wieder fallen dabei zwei Argumente, die für einen baldigen Kursrutsch bei den NVIDIA-Anteilsscheinen sprechen sollen. Einerseits seien die Herstellungskosten (COGS) von NVIDIA trotz der Umsatzverdoppelung nur um sieben Prozent gestiegen, was einige X-Nutzer als äußerst verdächtig bewerten. Andererseits soll der GPU-Cloud-Anbieter Coreweave Inc., an dem NVIDIA beteiligt ist, seine NVIDIA-Grafikchips als Sicherheit für Kredite in Milliardenhöhe nutzen, was viele Nutzer zum Anlass für Vermutungen nehmen, dass NVIDIA seine Quartalszahlen mittels fragwürdiger Finanzpraktiken frisiert haben könnte. In den vergangenen Wochen mussten NVIDIA-Shortseller indessen herbe Verluste verkraften.

Bernstein-Analyst Rasgon warnt vor "Twitter-Amateuren"

Bernstein-Analyst Stacy Rasgon hält wenig von diesen "Verschwörungstheorien" und ist um Beruhigung der Gemüter bemüht. "In letzter Zeit kursieren einige NVIDIA-Short-Thesen in den sozialen Medien", schrieb Rasgon in einer Notiz, die mit dem konkreten Ratschlag "Bitte holen Sie sich Ihre Investment-Thesen nicht von Twitter-Amateuren" betitelt ist. Die Theorien seien "größtenteils kindisch", sagte Rasgon und fügte hinzu, dass Kunden immer wieder nach ihnen fragen würden und wissen wollten, ob sie die Aktie bewegen könnten oder nicht. Deshalb sah sich Rasgon "sehr widerwillig" dazu gezwungen, auf die Vorwürfe gegen NVIDIA zu reagieren.

Rasgon ordnet NVIDIA-Kostenstruktur ein

Die erste "These", der zufolge etwas "faul" sein muss, da die Herstellungskosten trotz der Umsatzverdoppelung nur um sieben Prozent gestiegen seien, hält Rasgon für haltlosen "Unsinn". Kürzlich übertraf NVIDIA mit seinen Umsätzen im Bereich der Rechenzentren die Erwartungen der Wall Street um mehr als 2 Milliarden US-Dollar, während die Umsatzprognose des Unternehmens für das dritte Quartal um mehr als 3 Milliarden US-Dollar höher ausfiel als erwartet.

Der Analyst erklärt die vermeintlich deutlich geringeren Kostensteigerungen mit zeitlichen Effekten in der Bilanz und erläuterte, dass NVIDIA 1,34 Milliarden US-Dollar an Kosten auf sich nahm, die etwa 1,22 Milliarden US-Dollar an Lagerbestandsreserven enthielten und die "im Vorjahresquartal durch die COGS [Herstellungskosten der verkauften Waren, engl. Cost of goods sold] liefen, als es noch so aussah, als würde NVIDIA dahinschmelzen." Bei näherer Betrachtung stellte Rasgon fest, dass die Herstellungskosten im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um etwa 70 Prozent gestiegen sind, was angesichts der starken Umsätze im Bereich der Rechenzentren im Vergleich zum Vorjahr "völlig normal" ist. Somit stünden die Herstellungskosten in einem angemessenen Verhältnis zu den Erlösen, es gebe keinen Grund zur Aufregung.

Rasgon: "NVIDIA brauchte keine Hilfe"

Auch die zweite "These" kann nicht an Rasgons Zuversicht hinsichtlich der Aussichten von NVIDIA rütteln. NVIDIA-Leerverkäufer schreiben auf X, dass der GPU-Cloud-Anbieter Coreweave Inc. kürzlich seine NVIDIA-KI-Chips als Sicherheit bei der Finanzierung von Schulden in Höhe von 2,3 Milliarden US-Dollar hinterlegt habe. Dieser Schritt sei unter Führung des Vermögensverwalters Blackstone vonstatten gegangen. Der These zufolge zeige diese Maßnahme auf, dass NVIDIA die Unternehmensbilanz dadurch aufpoliere, dass noch nicht gelieferte Produkte als Milliardeneinnnahmen verbucht würden.

Rasgon hält wenig von diesen Spekulationen. "Abgesehen davon, dass man während des Prozesses 'Blackstone' mit 'Blackrock' verwechselt hat, ist das auch Unsinn", schrieb Rasgon. "NVIDIA brauchte keine Hilfe von Coreweave (oder irgendjemandem), um das Quartal zu beleben (ihre Produkte sind alle auf Zuteilung), und die Kreditfazilität wurde am 3. August angekündigt (nachdem das Quartal abgeschlossen war), wobei die Freigabe darauf hindeutet, dass die Bereitstellung wahrscheinlich noch nicht erfolgt ist."

Rasgon merkte an, dass NVIDIA nicht nur an Coreweave beteiligt ist, sondern auch in andere KI-Startups wie Hugging Face Inc, Activ Surgical Inc, AI21 Labs Ltd, Skydio Inc. und Superluminal Medicines Inc. investiert hat. "Und da Unternehmen wie Coreweave Geschäfte auf der Grundlage von NVIDIA-GPUs aufbauen, ist es im Interesse von NVIDIA, sie erfolgreich zu sehen, da ihre Präsenz ein Gegenmittel gegen die Bedrohung durch größere Cloud-Service-Anbieter darstellt, die ihre eigenen internen KI-Angebote entwickeln", stellte Rasgon abschließend fest.

Rasgon sieht die Kurszuwächse bei der NVIDIA-Aktie als gerechtfertigt an und sieht sogar noch viel Luft nach oben. Rasgons Kursziel liegt bei 675 US-Dollar und damit 53,5 Prozent über dem derzeitigen Stand der Aktie. Von den 41 Analysten, die NVIDIA beobachten, empfehlen laut TipRanks 40 die Aktie zum Kauf, nur ein Analyst rät zum Halten der Papiere. Das durchschnittliche Kursziel lag zuletzt bei 636,32 US-Dollar.

Redaktion finanzen.ch

Dieser Text dient ausschließlich zu Informationszwecken und stellt keine Anlageempfehlung dar. Die finanzen.net GmbH schließt jegliche Regressansprüche aus.

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Bildquelle: Casimiro PT / Shutterstock.com,Katherine Welles / Shutterstock.com

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