Abnehmendes Vertrauen |
16.10.2023 21:16:00
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Rivian-Aktie gibt grüne Wandelanleihen aus: Deshalb sieht Wedbush Securities die Anleihen-Emission kritisch
Rivian gilt in den USA als einer der schärfsten Tesla-Konkurrenten und konnte in den vergangenen Monaten seine Elektroauto-Auslieferungen schrittweise erhöhen. In der vergangenen Woche sorgte jedoch die Ankündigung der Ausgabe von grünen Wandelanleihen bei der Rivian-Aktie für Ungemach. Auch Wedbush Securities deutet dies als ein schlechtes Zeichen.
• Wedbush-Analyst Ives verliert Vertrauen und senkt das Rivian-Kursziel
• Anleger reagierten verschnupft und straften die Rivian-Aktie ab
Rivian plant, mittels grüner Wandelanleihen frisches Kapital zu beschaffen. Der Elektroautobauer hat in der vergangenen Woche ein Dokument eingereicht, in dem steht, dass grüne Wandelanleihen, die im Englischen offiziell als "Green Convertible Senior Notes" bezeichnet werden, im Wert von 1,5 Milliarden US-Dollar an qualifizierte institutionelle Käufer in einer Privatplatzierung ausgegeben werden sollen. Diese Käufer haben zudem die Möglichkeit, Anleihen im Wert von 225 Millionen US-Dollar zusätzlich zu erwerben. Die Anleihen sind vorrangige, unbesicherte Verbindlichkeiten und werden im Oktober 2030 fällig. Investoren können dann wählen, ob sie die Anleihen in Rivian-Aktien umwandeln oder eine Barauszahlung erhalten möchten.
Der Grund hinter der Wandelanleihen-Ausgabe
Für Anleger und Analysten stellt sich nun die wichtige Frage nach den Gründen für die überraschend kommende Kapitalmaßnahme. Ein Rivian-Sprecher erklärte, dass das Angebot zur Risikominimierung der R2-Einführung in Georgia dient. Das aktuelle Angebot diene dazu, "das Risiko der Einführung des R2 in Georgia zu verringern", wie "Reuters" aus der Stellungnahme zitiert. Bereits im März hatte Rivian ähnliche Anleihen im Volumen von 1,3 Milliarden US-Dollar ausgegeben. "Unser vorrangiges Ziel ist die Aufrechterhaltung einer konservativen Bilanz", führte der Unternehmenssprecher weiter aus.
Zwar verbrennt Rivian weiterhin Milliardensummen. Jedoch konnte das Unternehmen, das 2009 vom aktuellen CEO Robert "RJ" Scaringe gegründet wurde, in den vergangenen Quartalen seine Produktion in seinem Werk in Normal (Illinois) deutlich steigern. Im vergangenen Quartal lagen die Auslieferungen bei 15'564 E-Autos und übertrafen den durchschnittlichen Analystenkonsens, der bei 14'740 Autos gelegen hatte. Das offiziell ausgegebene Ziel, im Gesamtjahr 2023 mindestens 52'000 Wagen auszuliefern, rückte damit ein Stück weit näher, wie Rivian in einer Unternehmensmeldung von vergangener Woche nochmals bekräftigte.
Anfang 2026 will der Elektroautobauer, der in Georgia gegenwärtig seinen zweiten Produktionsstandort aufbaut, außerdem sein Angebot ausweiten und - neben dem bereits verfügbaren elektrischen Pick-up R1T sowie dem E-SUV R1S - erste Fahrzeuge auf Basis der R2-Plattform an den Start bringen. Für den Launch setzt Rivian nun auf grüne Anleihen. "Reuters" zufolge ermöglichen es grüne Anleihen den Unternehmen nämlich auch, zu günstigeren Konditionen Geld aufzunehmen, da eine Vielzahl von Investoren im Austausch für die Unterstützung grüner Projekte geringere Renditen in Kauf nähmen.
Während das Gros der Analysten und Anleger diese Kapitalmaßnahme sehr kritisch sieht, gibt es durchaus Analysten, die die Ausgabe von grünen Wandelanleihen ins positive Licht rücken. Beispielsweise bezeichnete Ivana Delevska, CIO von Spear Invest, die Maßnahme gegenüber "Reuters" als "vernünftig". Die Marktexpertin, deren Investmentgesellschaft selbst Rivian-Aktien hält, wertete es als positiv, dass man lieber "auf Nummer sicher gehen" wolle, da es am Finanzmarkt andernfalls sehr eng werden könnte.
Wedbush Securities sieht Rivian-Wandelanleihen kritisch - und senkt das Kursziel
Diese positive Meinung teilt der Wedbush Securities-Analyst Dan Ives nicht. Anfang dieser Woche senkte Ives sein Rivian-Kursziel für die kommenden zwölf Monate von 30 auf 25 US-Dollar. Für die Wedbush-Analysten rund um Ives ist die Anleihe-Emission ein weiteres Beispiel für "fortgesetzte Ausführungs-/Kommunikations-Fehltritte", die Rivian seit dem NASDAQ-Börsengang im November 2021 begleiten würden. "Während wir den Kapitalbedarf von Rivian in den kommenden Jahren voll und ganz nachvollziehen können, ist das geringe Vertrauen der Börse in das Managementteam in Bezug auf die Kommunikation mit den Anlegern und die Ausführung ein großes Problem für die Aktie", so Wedbush in einer Research-Note.
Dennoch hält Ives mittel- bis langfristig am positiven Ausblick für die Rivian-Aktien fest. "Wir bleiben bullish in Bezug auf die Wachstumsaussichten von Rivian und glauben, dass das Unternehmen einen soliden Weg hat, einer der langfristigen Gewinner in diesem EV-Wettrüsten in den kommenden Jahren zu werden", zitiert "25News" aus der Studie. Abschließend betont Ives jedoch, dass ihr Vertrauen in die Rivian-Wachstumsgeschichte einen "deutlichen Schlag" erlitten habe.
Anleger schickten Rivian nach Wandelanleihe-Ankündigung auf Talfahrt
Scheinbar hat nicht nur das Vertrauen der Wedbush-Analysten, sondern auch jenes der Anleger einen erheblichen Dämpfer erlitten, worauf die entsetzte Reaktion der Aktionäre auf die Wandelanleihen-Emission hindeutet. Alleine am Donnerstag vergangener Woche (5. Oktober 2023) schickten sie die Rivian-Aktie ganze 22,88 Prozent nach unten auf einen Schlusskurs von 18,27 US-Dollar. Auch in den vergangenen Handelstagen fiel die Erholungsbewegung eher verhalten aus. Bei einem gegenwärtigen Stand von 19,33 US-Dollar (Schlusskurs vom 13. Oktober 2023) befindet sich der Rivian-Anteilsschein auf Jahressicht zwar immerhin noch 5,10 Prozent im Plus, liegt damit aber um Längen hinter dem Rivalen Tesla, dessen Aktien im laufenden Jahr bisher satte 110,2 Prozent zulegen konnten.
Redaktion finanzen.ch
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