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Starker Start 09.02.2023 12:18:00

Siemens-Aktie mit Kurssprung: Prognose zu Umsatzwachstum und Gewinn angehoben - Aktionäre stören sich bei Siemens an der Bewertung

Siemens-Aktie mit Kurssprung: Prognose zu Umsatzwachstum und Gewinn angehoben - Aktionäre stören sich bei Siemens an der Bewertung

Siemens wird nach einem starken Start in das bis Ende September laufende Geschäftsjahr optimistischer.

Sowohl Umsatz als auch Gewinn sollen 2022/23 (per Ende September) noch etwas stärker steigen als geplant. Im ersten Geschäftsquartal schnitt Siemens besser ab als erwartet. Die Digitalisierungsgeschäfte konnten Schwächen in der Zugsparte sowie bei der Medizintechniktochter Siemens Healthineers mehr als ausgleichen. Die Aktie legte nachbörslich auf der Handelsplattform Tradegate um mehr als zwei Prozent zu.

Der Umsatz soll 2022/23 auf vergleichbarer Basis - also ohne Effekte aus Zu- und Verkäufen sowie Währungsumrechnungen - jetzt um sieben bis zehn Prozent zulegen, wie das im DAX notierte Unternehmen überraschend bereits am Mittwochabend in München vor der Hauptversammlung am Donnerstag mitteilte. Die Spanne wurde damit an beiden Enden um je einen Prozentpunkt erhöht. Für die beiden Sparten Digital Industries und Smart Infrastructure erhöhte Siemens die Erwartungen für Umsatzwachstum und Profitabilität.

Beim Gewinn je Aktie vor bestimmten Kaufpreiseffekten wird sich das ebenfalls positiv auswirken. Dieser wird jetzt in einer Bandbreite zwischen 8,90 Euro und 9,40 Euro erwartet. Die Latte liegt hier damit jetzt jeweils 20 Cent höher. Im vergangenen Geschäftsjahr war der Gewinn unter anderem wegen einer Wertberichtigung auf die Beteiligung an Siemens Energy sowie Belastungen im Zusammenhang mit der Aufgabe des Russlandgeschäfts um rund ein Drittel auf 5,47 Euro eingebrochen. Analysten hatten sich im Vorfeld der Zahlenveröffentlichung pessimistischer in ihren Schätzungen für 2022/23 gezeigt.

Im ersten Quartal konnte Siemens ebenfalls deutlich besser abschneiden als erwartet. Dabei profitierte der Konzern von einer stärker als angenommenen Entwicklung im Geschäft mit intelligenter Infrastruktur. Die Digitalisierungssparte konnte weiter mit einem starken Automatisierungsgeschäft punkten. Schwächen in der Zugsparte, die unter anhaltenden Lieferverzögerungen litt und bei Siemens Healthineers, bei denen die in der Vergangenheit hohe Nachfrage nach Corona-Schnelltests nun so gut wie wegfiel, konnten dabei mehr als ausgeglichen werden.

Siemens steigerte den Konzernumsatz um zehn Prozent auf knapp 18,1 Milliarden Euro. Das vergleichbare Wachstum lag bei acht Prozent. Das Ergebnis der Industriegeschäfte nahm um neun Prozent auf knapp 2,7 Milliarden Euro zu. Analysten hatten zuvor mit einem operativen Ergebnis in etwa auf Vorjahresniveau gerechnet. Nach Steuern sank der Gewinn hingegen auf rund 1,6 Milliarden Euro. Hier wirkte sich unter anderem ein höherer Verlust bei Siemens Energy negativ aus. Zudem hatte Siemens im Vorjahresquartal von einem Sondergewinn profitiert.

Kleiner Wermutstropfen war der um sieben Prozent auf 22,6 Milliarden Euro gesunkene Auftragseingang. Allerdings hatte Siemens im vergangenen Jahr stark von vorgezogenen Bestellungen vor allem in der Digitalisierungssparte sowie Grossaufträgen bei Siemens Mobility profitiert. Analysten hatten hier ebenfalls mit weniger gerechnet.

"Mit 2,7 Milliarden Euro Ergebnis im Industriellen Geschäft ist uns der bislang stärkste Start in ein neues Geschäftsjahr geglückt", kommentierte Konzernchef Roland Busch die Zahlen. Die Erhöhung der Prognose erfolgte dem Manager zufolge auch mit Blick auf den Rekordauftragsbestand von 102 Milliarden Euro. Am Donnerstag findet bei Siemens die Hauptversammlung statt.

Aktionäre stören sich bei Siemens an der Bewertung

Auf der Hauptversammlung von Siemens werden die Erfolge der Ergebnisentwicklung im vergangenen Jahr von Aktionären klar gewürdigt, deutliche Kritik gibt es allerdings an der unterdurchschnittlichen Kursentwicklung der Siemens-Aktie.

Sabrina Reeh, Fondsmanagerin bei DWS Investment, verweist deshalb auf den Abschlag zu Wettbewerbern, die sich auf zwei oder nur ein Geschäftsfeld konzentrierten. "Anscheinend reicht die gute operative Entwicklung nicht aus und der Markt sieht immer noch eine zu hohe Komplexität bei Siemens", sagte sie laut Redetext. Um Mehrheits- oder Minderheitsanteile an einzelnen Geschäftsfeldern zu halten, müsse es dafür eine industrielle Logik geben. Die sieht sie bei Medizin- und Bahntechnik nur bedingt.

Deutlicher wird Vera Diehl von Union Investment. Es brauche "mittelfristig einen Verkauf der Beteiligung an der Siemens Energy und eine Trennung von Siemens Healthineers, um einen fokussierten Technologiekonzern ohne Konglomeratsabschlag zu bekommen", sagt sie in ihrer Rede.

Ingo Speich von Deka Investment kritisiert das Fehlen einer Strategie beim Vorstand: "Keiner weiss mehr, wofür Siemens eigentlich langfristig steht und wo das Unternehmen mit welchem Fahrplan hin möchte", heisst es in seinem Redetext. Nötig sei ein tragfähiges und zukunftsgewandtes Zielbild, das Investoren begeistern könne. Siemens-Chef Roland Busch habe "den Tanker wieder flottgemacht" und "wirkt sehr stark nach Innen", lautet sein Fazit.

Beim Beteiligungsmanagement müsse der Konzern aber aktiver werden, fordert er. Auch beim Thema Nachhaltigkeit sehe Siemens blass aus. Und das Umweltportfolio überzeugt ebenfalls nicht. "Verstehen Sie die Nachhaltigkeit endlich als Chance, auch im Hinblick auf die Ausrichtung des gesamten Produktportfolios. Wettbewerber wie Schneider oder ABB machen es Ihnen auch hier vor", sagte Speich. Die Siemens-Aktie gewinnt im XETRA-Handel zeitweise 7,78 Prozent auf 150,96 Euro und treibt damit den DAX nach oben.

MÜNCHEN (awp international) / FRANKFURT (Dow Jones)

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Bildquelle: Jonathan Weiss / Shutterstock.com

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