Jagd auf Leerverkäufer |
22.08.2022 22:43:00
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Stehen Meme-Aktien vor einem Revival? Bei diesen Schweizer Werte könnte sich ein Short Squeeze anbahnen
Anfang 2021 hielten Kleinanleger die Wall Street in Atem. Mittels orchestrierter Aktienzukäufe brachten junge Trader die leerverkaufenden Hedgefonds in grosse Schwierigkeiten, Aktien wie GameStop oder AMC Entertainment stiegen um ein Vielfaches. Nun bahnt sich in den USA ein Wiederaufschwung der Meme-Aktien an. Auch in der Schweiz gibt es einige Aktien, die besonders stark geshortet werden.
• Auch manche Schweizer Aktien weisen eine auffällig hohe Shortquote auf
• Idorsia-Aktien haben bereits einen verdächtigen Kurssprung hingelegt
Junge Trader machen wieder Jagd auf Aktien mit einer besonders hohen Quote an Leerverkäufern. Sie hoffen, dass sie mittels des organisierten Zukaufens die Leerverkäufer an den Rand des Ruins treiben und zum Wiederzukaufen der zuvor geshorteten Aktien bringen - ein sogenannter Short Squeeze, der die jeweilige Aktie in zuvor ungeahnte Höhen katapultieren kann. Auf diese Weise brachten die Meme-Trader den milliardenschweren Hedgefonds Melvin Capital im Januar 2021 an den Rande der Insolvenz.
Der Januar 2021 - ein Monat, der Börsengeschichte schrieb
Im Januar 2021 erlebte diese Bewegung ihren Höhepunkt, hunderttausende Trader tauschten sich in einem Reddit-Forum aus. US-Aktien wie vom Gaming-Händler GameStop, der Kinokette AMC Entertainment, oder der Einzelhandelskette Bad Bath & Beyond, aber auch deutsche Aktien wie windeln.de oder Varta erlebten Kurssprünge, die nicht durch Veränderungen hinsichtlich der Fundamentaldaten zu erklären waren. Auch manche Schweizer Papiere gerieten in das Visier der Meme-Händler. Nun bahnt sich eine Renaissance des Trends an.
Bed Bath & Beyond auf Achterbahnfahrt: Wiederauferstehung der Meme-Aktien?
Darauf deutet insbesondere die Euphorie rund um die Bed Bath & Beyond-Aktie hin. Die Papiere des US-Herstellers von Küchen- und Badzubehör befand sich seit 2015 in einem mehrjährigen Abwärtsstrudel, der Anfang 2021 durch den Hype rund um die Meme-Aktien scharf unterbrochen wurde. Nachdem es in den letzten Monaten wieder ruhiger um die wieder gen Süden tendierende Aktie wurde, brach im März dieses Jahres und dann erneut Anfang August Kaufpanik aus. Der Anlass: Reddit-User berichteten jeweils von einem energischen Zukauf von Bed Bath & Beyond-Aktien durch den aktivistischen Investoren Ryan Cohen, der in Trader-Kreisen über einen enormen Einfluss verfügt.
Anfang August kaufte Cohen, der auch als CEO von GameStop fungiert, mittels seiner Risikokapitalgesellschaft RC Ventures einer Börsenmitteilung zufolge über 1,6 Millionen Bed Bath & Beyond-Aktien mit Ausübungspreisen zwischen 60 und 80 US-Dollar. Cohen stellte anschliessend seine aktivistischen Pläne für eine umfassende Sanierung des krisengeplagten Unternehmens Bed Bath & Beyond vor, so wolle er für die Entlassung des "überbezahlten CEO" sorgen. Nachdem Cohens Kauf der Aktienoptionen bekannt wurde, explodierte das Handelsvolumen in den kommenden Tagen förmlich. Allein am 16. August wurden mehr als 395 Millionen Papiere von Bed Bath & Beyond an der NASDAQ gehandelt - ein erstaunlicher Wert bei nur 80 Millionen Aktien im Free Float. Am selben Tag durchbrach die Aktie dann die Schallmauer von 25 US-Dollar, verschiedene Medien berichteten von einem Short Squeeze der stark leerverkauften Papiere. Schnell kehrte aber wieder Ernüchterung ein: Am vergangenen Donnerstag sorgte die Nachricht, dass Cohen aus seiner Turnaround-Wette schon wieder ausgestiegen sei, abermals für einen Crash der Meme-Aktie.
Diese Schweizer Aktie hat die höchste Leerverkaufsquote
Ob durch den Hype um Bed Bath & Beyond erneut die Zeit der Meme-Aktien angebrochen ist, bleibt abzuwarten. Fakt ist indes, dass es auch einige heimische Aktien gibt, die eine hohe Leerverkaufsquote aufweisen. Wie der "cash insider" die Beratungsfirma IHS Markit zitiert, liegt die Shortquote bei den Zur Rose-Aktien mit 29 Prozent am höchsten. Die Aussichten der Schweizer Versandapotheke, zu der auch DocMorris gehört, sind von einem hohen Mass an Ungewissheit gekennzeichnet, so hängt über dem Online-Verkauf von Medikamenten stets das Damoklesschwert einer politischen Regulierung. Daraus resultiert eine hohe Volatilität, wie die starken Kursschwankungen der vergangenen Woche zeigten. Nach der Abstufung des Kursziels von 166 auf 68 Franken durch den Barclays-Analysten Otto Sieber fiel die Zur Rose-Aktie am letzten Mittwoch um fast 14 Prozent. Am Donnerstag sorgten dann aber positiv aufgenommene Quartalszahlen für einen Rebound des Papiers um zeitweise zehn Prozent. Der hohe Anteil an leerverkauften Aktien könnte bei einem starken Kaufinteresse auch künftig ein Kursfeuerwerk auslösen, das mit einem Short Squeeze einhergeht.
Welche heimischen Werte sich ebenfalls einer hohen Beliebtheit bei Short-Sellern erfreuen
Neben Zur Rose gibt es noch drei weitere Unternehmen, deren Erfolgsaussichten viele Börsianer skeptisch betrachten und entsprechend shorten. Auf Platz zwei folgt der Baseler Biopharmazeutiker Basilea mit 16 Prozent vor dem Solarzellenhersteller Meyer Burger (15 Prozent). Beide Aktien werden als riskante Investments eingestuft, da die Unternehmen unprofitabel sind, seit Jahren Verluste akkumulieren, noch keine Dividenden zahlen und dennoch vergleichsweise hoch bewertet sind. Wenn die folgenden Quartalszahlen allerdings besser als erwartet ausfallen oder wenn sich Kleinanleger zu einer gemeinsamen Kaufaktion konzertieren, dürften auch bei diesen beiden Aktien selbst hartgesottene Short-Seller irgendwann die Reissleine ziehen und eine Mega-Hausse erwirken.
Idorsia-Aktie im Höhenflug: Der Anfang vom neuen Meme-Aktien-Boom?
Während ein potenzieller Short Squeeze bei den drei genannten heimischen Aktien bislang noch rein spekulativer Natur ist und noch keine Anzeichen in diese Richtung erkennbar sind, hat sich ein solcher bei den Idorsia-Papieren offenbar bereits materialisiert. Die Aktien des Pharmaunternehmens aus Allschwil stiegen im Laufe der ersten fünf Handelstage im August ohne jegliche unternehmensbezogene Meldungen zeitweise um 25 Prozent an. Bezeichnenderweise ist Idorsia das am vierthäufigsten leerverkaufte Schweizer Unternehmen an der Börse. So ist es möglich, dass der Rückkauf der Aktien durch Leerverkäufer für die Kurszuwächse verantwortlich ist. Allerdings befand sich das Papier bereits seit Wochen in einem Abwärtstrend, sodass der jüngste Anstieg zumindest partiell auch auf eine technische Gegenbewegung zurückgeführt werden kann.
Redaktion finanzen.ch
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