Wachstum vs. Profitabilität |
17.02.2023 20:10:00
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Zalando-Aktie: Wie Zalando seine schwachen Margen steigern will
Mit Spannung warten Anleger auf die Jahresbilanz des deutschen Versandhändlers Zalando. Besonders die Margenentwicklung dürfte dabei im Fokus von Investoren liegen - diese war in den vergangenen Jahren nämlich die Achillesverse des Unternehmens.
• Margenentwicklung eher niedrig
• So bewerten Experten den Fokus auf Profitabilität
Der DAX-Konzern Zalando erfreut Anleger regelmässig mit seinem Wachstum. Zwar war das Umsatzplus, das den letzten Bilanzen zu entnehmen war, zunehmend kleiner ausgefallen, dennoch konnte das Unternehmen seine Erlöse auch in Zeiten hoher Inflationsraten steigern - trotz Konsumflaute und Kaufzurückhaltung. Im dritten Quartal 2022 setzte das Unternehmen 13,5 Millionen Euro um - ein kräftiges Plus im Vorjahresvergleich, aber weniger als am Markt erwartet worden war. Dafür punktete das Unternehmen an anderer Stelle: mit verstärkter Kostendisziplin. Dass Zalando den Gürtel bei den Ausgaben enger geschnallt hat, wirkte sich positiv auf eine der am meisten kritisierten Geschäftszahlen aus: die EBIT-Marge. Diese verbesserte sich von 0,4 auf 0,6 Prozent, auch wenn unter dem Strich mit einem Minus von 35,4 Millionen Euro ein massiver Verlust anfiel.
Gewinnmarge eines der grössten Probleme von Zalando
Dass Zalando trotz starker Umsatzzahlen verhältnismässig wenig verdient, wird nicht erst beim Blick auf die Drittquartalszahlen deutlich und ist dem Geschäftsmodell des DAX-Konzerns zu schulden. Das Management hat in den frühen Jahren auf Wachstum statt Gewinnerzielung gesetzt und das Unternehmen entsprechend ausgerichtet.
Die Logistik übernimmt Zalando komplett selbst - mit Blick auf die hohen Rücksendequoten in Deutschland ist das ein teures Unterfangen. In keinem Land der Welt liegt die Rücksendequote so hoch wie in Deutschland, so das Kölner Handelsforschungsinstitut EHI. Bei Mode werde mindestens jedes zweite Paket zurückgeschickt.
Zwölf Logistikzentren unterhält der Modehändler in Europa, Logistik sei "ein wesentlicher Teil der Zalando-DNA", ist auf der Homepage des Unternehmens zu lesen. Drei der zwölf Logistikzentren betreibt Zalando dabei selbst, an den Standorten ausserhalb von Deutschland greift der Versandhändler auf Partner zurück und behält so von der Bestellung über das Verpacken und die Vorbereitung für den Transport alles in der eigenen Hand.
Zumindest die Rückläufer bearbeitet Zalando aber nicht mehr selbst: Die Abwicklung und Aufbereitung der Rücksendungen wurde von den eigenen Logistikstandorten Erfurt, Lahr und Mönchengladbach abgezogen und wird nun von spezialisierten Drittanbietern übernommen.
Logistik ist teuer
Nichtsdestotrotz: Eine eigene Logistik ist mit hohen Kosten verbunden und die wiederum drücken auf die Marge. Dessen ungeachtet soll diese bis 2025 zwischen drei und sechs Prozent liegen, hatte das Unternehmen 2021 angekündigt. Allerdings räumte der Versandhändler inzwischen ein, dass es "weniger wahrscheinlich" sei, dieses Ziel zu erreichen. Das obere Ende der Spanne scheint zumindest nicht mehr realistisch zu sein.
Umso wichtiger ist es für das DAX-Unternehmen, in Sachen Kosten streng diszipliniert zu agieren. Entsprechende Massnahmen wurden bereits ergriffen: So ist der Versand nicht mehr in allen Fällen kostenlos. Nur wer für mindestens 29,90 Euro eine Bestellung auslöst, dem wird die Versandkostenpauschale von 4,90 Euro erlassen.
Mit dem Zalando-Plus-Programm will das Unternehmen zudem Premiumkunden an sich binden - von Vielkäufern erhofft man sich eine höhere Marge als von Gelegenheitsbestellern. Für einen Mitgliedsbeitrag von 15 Euro im Jahr bietet Zalando im Rahmen des Premiumprogramms unbegrenzten Early Access zu neuer Ware oder bei wieder verfügbaren Artikeln, eine persönliche Stilberatung, bevorzugte Behandlung beim Kundendienst und insbesondere unbegrenzte Premiumlieferungen, die in spätestens ein bis zwei Werktagen beim Kunden sein sollen. Letzteres kann der Modehändler gerade durch das kostenintensive Logistikgeschäft garantieren.
Im Retourengeschäft hebt Zalando aber nicht das komplette Sparpotenzial: So wird Kunden bei einer Komplettretoure die Liefergebühr zurückerstattet - auch wenn der Bestellwert der Ware unter 29,90 Euro lag. Eine Praxis, die nicht bei vielen Modehändlern üblich ist, und die die Margen belastet.
Analysten optimistisch
Wie nah Zalando seinem Margen-Ziel bereits gekommen ist, dürften die Zahlen für das Geschäftsjahr 2022 zeigen, die der DAX-Konzern Anfang März veröffentlichen wird. Im Vorfeld der Bilanzvorlage hatten sich Analysten bereits optimistisch gezeigt. Das Investmenthaus Bryan Garnier hat seine Einschätzung der Zalando-Aktie gründlich überdacht und den Anteilsschein von "Sell" auf "Buy" hochgestuft. Das bisherige Kursziel von 24 Euro wurde auf 50 Euro mehr als verdoppelt. Für Analyst Clement Genelot ist es insbesondere der anhaltende Fokus auf Profitabilität, der zu der positiveren Bewertung der Zalando-Aktie geführt hat. Der vielversprechende Pfad zu einer 6-prozentigen operativen Marge im Jahr 2025 werde am Markt bislang unterschätzt, so der Experte.
Auch Deutsche Bank Research sieht die Zalando-Aktie bei über 50 Euro, konkret liegt das Kursziel von Analyst Adam Cochrane bei 53 Euro und damit deutlich höher als in der bisherigen Einschätzung (33 Euro). Auch wenn 2023 für Verbraucher wohl kein tolles Jahr werde, seien die Aussichten doch nicht mehr ganz so ernüchternd, betonte der Experte, der Modehändler zu seinen bevorzugten Werten zählt.
Für Analyst Volker Boss von der Baader Bank ist die Zalando-Aktie ebenfalls ein Kauf, das Kursziel hob er von 30 auf 50 Euro an. Für 2023 habe er seine Erwartungen an das Bruttowaren-Volumen des Internet-Modehändlers angesichts nach wie vor berechtigter Rezessionsängste und gedämpfter Verbraucherstimmung zwar gesenkt, seine Schätzung für die bereinigte operative Gewinnmarge (EBIT-Marge) aber erhöht, schrieb er.
Die kanadische Bank RBC rechnet mit einer Outperformance der Zalando-Aktie und hat ihr Kursziel von 35 auf 52 Euro angehoben. Mit seiner Plattformstrategie sei das Unternehmen gut positioniert, schrieb Analystin Sherri Malek unlängst.
Redaktion finanzen.ch
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