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Parität im Blick 17.03.2022 23:06:00

Franken-Stärke: So könnte es laut Experten künftig weitergehen

Franken-Stärke: So könnte es laut Experten künftig weitergehen

Der Schweizer Franken ist aufgrund des Kriegs in der Ukraine momentan als sicherer Hafen gesucht und konnte in den vergangenen Wochen gegenüber dem Euro teils deutlich aufwerten. Zeitweise wurde im März sogar die Parität unterschritten. Laut Experten lässt die SNB die Franken-Stärke in einem gewissen Rahmen zu, dürfte jedoch nicht ewig tatenlos zusehen.

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• Ukraine-Krieg sorgt für Flucht in sichere Häfen wie Schweizer Franken
• Experten sehen Parität als rote Linie
• Drei mögliche Szenarien für SNB

Der Krieg in der Ukraine hat die Risikoaversion der Anleger erhöht und für eine Aufwertung des Schweizer Franken gegenüber dem Euro gesorgt: Zunächst fiel der Euro erstmals seit dem Frankenschock Anfang des Jahres 2015 wieder unter die Marke von 1,02 Franken, dann wurde im März sogar zeitweise die Parität unterschritten. Ein Euro kostete im Tief 0,99725 Franken. Die Anleger sehen durch den Krieg höhere Risiken für die Wirtschaft des Euroraums, zudem liessen Äusserungen von EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta vermuten, dass sich die EZB mit einer Straffung der Geldpolitik aufgrund der unklaren Auswirkungen des Konflikts doch noch mehr Zeit lassen könnte.

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"Es herrscht an den Märkten eine stark negative Risikostimmung", sagte SNB-Direktoriumsmitglied Andréa Maechler gegenüber der "Schweiz am Wochenende". "In solchen Phasen rückt der Franken als sicherer Hafen in den Fokus", betonte sie weiter, gab dabei jedoch auch zu bedenken, dass nicht nur der Schweizer Franken, sondern etwa auch Gold, Yen und US-Dollar gesucht seien. "Der kurzfristige Verlauf des Frankenkurses ist stark vom Krieg in der Ukraine getrieben", äusserte auch Elias Hafner, Währungsexperte bei der ZKB, gegenüber "Cash.ch". Dementsprechend seien auch die weiteren Entwicklungen im Ukraine-Krieg entscheidend für die Schweizer Währung. Offenbar wartet auch die SNB diese ab, denn im Gegensatz zur früheren Phasen der Franken-Stärke griff sie bislang wohl kaum ein.

Experten: Franken-Stärke bis zu einem gewissen Mass erwünscht

Laut Experten dürfte eine gewisse Aufwertung des Franken gegenüber dem Euro momentan sogar ganz im Sinne der Schweizerischen Nationalbank sein, denn er biete einen Schutz gegenüber der hohen Inflationsrate im Euroraum und den USA. "Der starke Franken hat die Schweiz abgeschirmt von der Inflation. Das war absolut im Sinne der SNB", sagte etwa UBS-Experte Thomas Flury gegenüber "Cash.ch". Im Normalfall führt ein starker Franken dazu, dass die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Unternehmen im Ausland leidet. Da die Preise im Ausland jedoch durch die hohe Inflation stärker steigen als in der Schweiz, glich das den anziehenden Frankenkurs wieder aus.
Ein stärkerer Franken passe der SNB aktuell ins System, da steigende Preise in Deutschland die Wettbewerbsfähigkeit von Schweizer Unternehmen gestärkt hätten, erklärte auch der Devisen-Experte der UBS. "Aufgrund der hohen Inflation im Ausland ist der faire Wert des Frankens deutlich nach oben gegangen", sagte auch ZKB-Experte Elias Hafner laut "Cash.ch". Daher sei der Franken wohl nicht so überbewertet, dass die SNB die Notwendigkeit zur Intervention sehe.

Auch SNB-Direktoriumsmitglied Andréa Maechler betonte, dass man den Franken-Kurs nicht isoliert betrachten dürfe. "Wir haben in der Schweiz eine deutlich tiefere Inflation als in anderen Währungsräumen, und diese Differenz führt dazu, dass die Wirtschaft auch mit dem stärkeren nominalen Frankenkurs leben kann. Der reale Wechselkurs, das heisst inflationsbereinigt, hat sich nicht so stark verändert wie der nominale", so Maechler, die damit auch indirekt das Stillhalten des SNB erklärt.

Die Experten von ZKB und UBS sind sich jedoch einig, dass die Schweizerische Nationalbank nicht ewig an der Seitenlinie stehen dürfte. Sie sehen beide die Parität als tolerierbare Grenze, ab der die SNB jedoch versuchen dürfte, einen Boden zu setzen. Dazu passt auch, dass der Franken bislang nur einmal kurzzeitig über die Parität aufgewertet hat. "Es ist zu vermuten, dass die SNB interveniert hat, als der Euro unter die Parität getaucht ist", äusserte sich laut awp international auch ein Händler im Anschluss an die entsprechende Bewegung des Wechselkurses. Laut "Handelszeitung" sei ein Kursverhältnis 1:1 ein wichtige, psychologische Marke für Anleger und Unternehmen, die es auf jeden Fall zu stützen gelte. Zwar sei eine Aufwertung des Frankens über diese Marke hinaus ein starkes Zeichen für seinen Status als sicherer Hafen, jedoch würde im Gegenzug das Vertrauen in die SNB schwinden, da diese immer wieder betont, dass sie sich gegen einen zu starken Franken zur Wehr setzen würde. So bekräftigte auch SNB-Mitglied Maechler jüngst erneut die Bereitschaft der SNB zu intervenieren, falls der Franken zu stark aufwerte.

Diese Möglichkeiten hat die SNB im Umgang mit dem starken Franken

Wie sich die SNB angesichts einer fortgesetzten Franken-Aufwertung verhalten könnte, hat die "Handelszeitung" am Beispiel von drei Szenarien skizziert. Im ersten Szenario hält die SNB die Füsse still und die Situation normalisiert sich von selbst aufgrund nachlassender geopolitischer Spannungen, wodurch ein Teil der Euro-Schwäche schwinden würde. Voraussetzung dafür dürfte aber wohl ein schnelles Ende des Ukraine-Kriegs sein, wonach es momentan eher nicht aussieht. In einem weiteren Szenario würde die SNB laut "Handelszeitung" eine schrittweise Aufwertung des Frankens erlauben und wichtige strategische Linien - etwa die Parität - zumindest zeitweise verteidigen, damit Unternehmen etwas mehr Zeit hätten, sich an eine stärkere Währung zu gewöhnen. Im dritten Szenario könnte die SNB ein Zielband oder einen de-facto-Mindestkurs für den Franken festlegen und ihn in diesem Rahmen halten. Das dürfte laut Einschätzung der "Handelszeitung" nicht vorab angekündigt werden und sei das Mittel der Wahl, wenn die SNB den Franken für massiv überbewertet hält und Schaden für die Schweizer Wirtschaft befürchtet. Dies dürfte jedoch zumindest aktuell noch nicht der Fall sein.

Redaktion finanzen.ch

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