Zweite Amtszeit |
12.10.2024 22:33:00
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Präsidentschaftswahl 2024: Mögliche Folgen eines Trump-Siegs
Ein erneuter Wahlsieg von Donald Trump im November 2024 könnte weitreichende Auswirkungen auf die US-amerikanische und globale Wirtschaft haben. Von Zöllen über Kryptoregulierungen bis hin zum Umgang mit aktuellen geopolitischen Konflikten - das wäre unter einem US-Präsidenten Donald Trump zu erwarten.
• Politik geprägt von Steuersenkungen, höheren Importzöllen, Verringerung der Zuwanderung und Deregulierung
• Konflikte dürften eskalieren
Am 5. November wählen die US-Amerikaner den Nachfolger des derzeit amtierenden 46. US-Präsidenten Joe Biden. Zur Wahl stehen dabei die demokratische Kandidatin und aktuelle Vize-Präsidentin Kamala Harris, sowie der Republikaner Donald Trump, der bereits von 2016 bis 2020 das Amt des US-Präsidenten innehatte, bei der US-Wahl 2020 jedoch gegen Joe Biden unterlag. Bislang lässt sich nicht absehen, ob Harris oder Trump die Wahl 2024 gewinnen werden, das Rennen ist auch wenige Wochen vor dem entscheidenden Termin sehr knapp. Worauf man sich einstellen sollte, falls Donald Trump erneut ins wichtigste Amt der Welt gewählt wird.
Trumponomics 2.0: Zölle und wirtschaftlicher Nationalismus
Donald Trumps Wirtschaftspolitik - häufig als "Trumponomics" bezeichnet - war bereits während seiner ersten Amtszeit von protektionistischen Massnahmen und einer "America First"-Strategie geprägt. Sollte Trump erneut ins Weisse Haus einziehen, könnte sich dieser Kurs nicht nur fortsetzen, sondern noch verschärfen. Besonders China steht dabei im Fokus: Trump hatte bereits 2018 einen Handelsstreit mit der Volksrepublik losgetreten, der von hohen Zöllen und harscher Rhetorik dominiert wurde. Diese Politik dürfte Trump im Falle eines Wahlsiegs wohl fortsetzen oder sogar ausweiten. So kündigte Trump bereits an, Zölle von bis zu 60 Prozent auf alle chinesischen Waren erheben zu wollen. "Ein Sieg Trumps würde höchstwahrscheinlich die Handels- und Wirtschaftsfeindlichkeit zwischen den USA und China verschärfen und die Handels- und Finanzentkopplung zwischen den beiden Ländern vorantreiben", sagte Eswar Prasad, Wirtschaftsprofessor an der Cornell University, laut "CNBC".
Doch auch für Unternehmen aus anderen Ländern und Regionen, etwa aus Europa, könnte eine zweite Amtszeit von Donald Trump weitreichende Konsequenzen haben, denn Trump hat laut "dpa-AFX" nicht nur einen Zollsatz von 60 Prozent auf US-Importe aus China, sondern auch von 20 Prozent auf Importe aus der restlichen Welt angekündigt. Dies würde die europäische Exportindustrie, insbesondere die Auto- und Pharmaindustrie, stark belasten. Ökonomen des ifo-Instituts schätzen etwa, dass deutsche Exporte in die USA um bis zu 15 Prozent sinken könnten, wenn die geplanten Zölle Realität werden.
Doch auch für die USA hätten solch breit angelegte Zölle Schattenseiten: Ökonomen befürchten, dass diese die Inflation in den USA wieder anheizen und lediglich Kosten auf die Verbraucher abwälzen könnten.
America First: Das dürfte Trump in seiner zweiten Amtszeit für heimische Unternehmen tun
Während seiner ersten Amtszeit setzte Donald Trump in den USA auf eine unternehmensfreundliche Agenda, die durch massive Steuersenkungen und Deregulierung gekennzeichnet war. Sollte Trump die Präsidentschaftswahl 2024 gewinnen, ist zu erwarten, dass er auch diese Politik weiter ausbauen wird. So geht "Erste Asset Management", der Vermögensverwaltungsarm der Erste Group, in einem Blogeintrag etwa davon aus, dass die Steuersenkungen von 2017 - bei einer republikanischen Mehrheit im Kongress - wohl dauerhaft bleiben und weitere Steuersenkungen dazukommen dürften. Davon würden zwar sowohl der US-Aktienmarkt als auch US-Unternehmen profitieren, da die Nachsteuergewinne steigen dürften, aber die Neuverschuldung des Staates und die Staatsschuldenquote würden ebenfalls anziehen. Am Markt dürfte sich das in Form einer höheren Prämie für das Halten von US-Staatsanleihen auswirken.
Ökonomen warnen daher vor den langfristigen Folgen einer solchen Politik. Wie etwa Giovanni Staunovo, Rohstoffanalyst bei der UBS, laut "manager magazin" sagte, würden solche erwarteten Massnahmen unter US-Präsident Donald Trump das Haushaltsdefizit der USA vergrössern und den Status des US-Dollars schwächen. Zudem werde Trumps Programm mit Steuersenkungen, Zöllen und schwächerer Regulierung laut "Bloomberg" an der Wall Street als inflationär angesehen und könnte die US-Notenbank Federal Reserve somit zu erneuten Zinserhöhungen zwingen, was wiederum kontraproduktiv für US-Unternehmen wäre. Auch die unter einem US-Präsidenten Trump aufziehenden neuen Handelskonflikte bergen Risiken für US-Unternehmen. Insbesondere international agierende Unternehmen könnten durch neue Zölle und Handelsbeschränkungen auch negativ betroffen sein, da diese bei ihnen zu Umsatzeinbussen führen könnten.
Grosse internationale Firmen will Donald Trump indes mit besonderen Anreizen in die USA locken, um dort neue Arbeitsplätze zu schaffen. So wolle er ausländischen grossen Firmen bei einem Wahlsieg ein Angebot machen. "Ich werde Ihnen die niedrigsten Steuern, die niedrigsten Energiekosten, die geringste Regulierungslast und den freien Zugang zum besten und grössten Markt der Welt bieten, aber nur, wenn Sie Ihr Produkt hier herstellen", so der Republikaner laut "dpa-AFX" bei einer Wahlkampfrede in Savannah, Georgia. Sollten diese Unternehmen jedoch trotzdem keine Produktionsstätte in den USA aufbauen, "müssen Sie einen Zoll bezahlen - einen sehr hohen Zoll, wenn Sie Ihr Produkt in die Vereinigten Staaten schicken", so Trump weiter.
China, Ukraine und Israel im Fokus: Geopolitische Konflikte unter einem US-Präsident Trump
Neben einem möglichen erneuten Handelskrieg mit China kündigte Donald Trump auch an, im Falle eines Wahlsiegs die Verteidigung Taiwans gegen mögliche chinesische Aggressionen zu verstärken. Diese Haltung könnte nicht nur den wirtschaftlichen Konflikt zwischen den USA und China, sondern auch geopolitische Spannungen weiter anheizen.
Auch mit Blick auf andere geopolitische Konfliktherde würde ein US-Präsident Donald Trump wohl eine andere Position vertreten als die aktuelle US-Regierung. So forderte Trump laut "dpa-AFX" etwa im Wahlkampf vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, dass er einen Deal mit Putin eingehen solle, um den Krieg zu beenden: "Jeder Deal, selbst der schlechteste Deal, wäre besser gewesen als das, was wir jetzt haben", sagte Trump laut der Nachrichtenagentur und verwies dabei auf die "Milliarden von Dollar", die von den USA in die Ukraine fliessen würden, womit er offenbar angesichts der Situation nicht zufrieden ist. Ein Deal mit Russland dürfte laut der "Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (lpb)" jedoch wohl kaum im Sinne ukrainischer oder europäischer Interessen ausfallen.
Auch ein möglicher Ausstieg der USA aus dem Militärbündnis NATO wird von Donald Trump immer wieder ins Spiel gebracht. Schon sein Wahlspruch "America First" beziehungsweise "Make America Great Again" suggeriere laut "Erste Asset Management" eine bevorstehende "Abwertung der internationalen Organisationen (UNO) und Allianzen (NATO)". Sollte es in seiner zweiten Amtszeit tatsächlich dazu kommen, wäre das ein harter Schlag für die Verteidigung der Ukraine - und die anderen europäischen NATO-Partner. Denn die NATO-Beistandsverpflichtung und der Schutz durch die Amerikaner seien laut "Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (lpb)" eine zentrale Säule der europäischen Sicherheitsarchitektur.
Auch der Konflikt im Nahen Osten könnte indes bei einem Sieg von Donald Trump weiter eskalieren. Während die jetzige US-Regierung zwar ebenfalls hinter dem israelischen Präsidenten steht, gibt es laut "lpb" aber auch zunehmend Kritik an dessen hartem militärischem Vorgehen. Unter einem US-Präsidenten Trump werde hingegen "grünes Licht für eine vollständige Entfesselung des israelischen Militärpotenzials" erwartet. Damit würde eine weitere Eskalation und eine Ausweitung des Konflikts auf Nachbarländer drohen.
Trumps Haltung gegenüber Einwanderung birgt wirtschaftliche Risiken
Donald Trump verfolgt eine strikte Haltung gegenüber US-Einwanderern und hat laut "Erste Asset Management" das klare Ziel, sowohl die legale als auch die illegale Zuwanderung drastisch zu reduzieren. Dafür plant er nach wie vor bessere Sicherheitsbarrieren an der südlichen Grenze der USA sowie die verstärkte Abschiebung illegal eingewanderter Personen. Diese Massnahmen sollen amerikanische Arbeitsplätze schützen und die nationale Sicherheit stärken. Rein ökonomisch sehen die Experten von "Erste Asset Management" diese Massnahmen jedoch kritisch, denn eine geringere Zuwanderung könnte das Wirtschaftswachstum der USA bremsen, da Migranten wichtige Arbeitskräfte in zahlreichen Branchen stellen.
Darüber hinaus hat Donald Trump in der Vergangenheit oft die Stimmung gegen Migranten angeheizt und dabei teils unbelegte Behauptungen aufgestellt. So erklärte er beispielsweise beim TV-Duell gegen Kamala Harris, dass Migranten Haustiere wie Hunde und Katzen essen würden. Solche Äusserungen verschärfen die gesellschaftliche Spaltung in den USA weiter und könnten langfristig negative Auswirkungen auf das Image der USA als Einwanderungsland haben. Sollte Trump diese Rhetorik als Präsident beibehalten, sind gewaltsame Konflikte zwischen Einwanderern und gebürtigen US-Amerikanern nahezu vorprogrammiert.
Krypto und Deregulierung: Ein Aufschwung für Bitcoin?
Die Kryptowährungsbranche könnte von einem Trump-Sieg hingegen voraussichtlich profitieren. Während der Republikaner sich in seiner ersten Amtszeit noch als Krypto-Skeptiker gab, hat sich sein Ton gegenüber Bitcoin und Co. im Wahlkampf merklich geändert. Laut einer Analyse von VanEck wäre eine zweite Amtszeit von Donald Trump wohl positiv für den Krypto-Sektor zu werten. "Wir glauben, dass eine Trump-Präsidentschaft im Allgemeinen optimistisch für das gesamte Krypto-Ökosystem ist, da sie wahrscheinlich zu mehr Deregulierung und unternehmensfreundlicheren Richtlinien führen wird", wird Matthew Siegel, Leiter des Digital Asset Research bei VanEck, von "Happy Coin News" zitiert.
Zudem versprach Trump, die USA bei einem Sieg zur "Kryptohauptstadt des Planeten" zu machen und einen Krypto-Beirat ins Weisse Haus zu holen, der innerhalb der ersten 100 Tage transparente regulatorische Leitlinien schaffen soll. Ausserdem würden die USA unter ihm als Präsidenten an ihren Bitcoin-Beständen festhalten, so Trump laut "CNBC".
Trump-Sieg einzige Chance, um Bürgerkrieg in den USA zu verhindern?
Ein Wahlsieg von Donald Trump ist womöglich auch die einzige Option für eine friedliche Weitergabe der US-Präsidentschaft. Denn schon 2020 endete seine Niederlage im Sturm auf das Kapitol, und Donald Trump wird auch heute noch nicht müde, mit Blick auf die Vergangenheit Betrugsvorwürfe zu erheben und von einer "gestohlenen Wahl" zu sprechen. Ein "Blutbad" könne nur durch seinen Wahlsieg verhindert werden, so der republikanische Kandidat bei einer Wahlkampfveranstaltung im März - allerdings wurde unterschiedlich interpretiert, ob er dabei von politisch motivierter Gewalt oder von der US-Wirtschaft sprach.
Insgesamt hoffen Experten jedoch auch, dass sich Trump als US-Präsident etwas gemässigter verhalten könnte wie als US-Präsidentschaftskandidat im Wahlkampf. So erinnert etwa die "Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg" daran, dass Trump bei seiner ersten Amtszeit zurückhaltender agiert habe, als es seine aggressive Rhetorik vermuten liess. Seine Politik habe damals weitgehend "dem zu erwartenden Standard-Programm eines republikanischen Präsidenten" entsprochen.
Ob dies bei einem erneuten Wahlsieg jedoch auch noch so sein wird, ist ungewiss. Denn zum einen gilt Donald Trump allgemein als unzuverlässig und unberechenbar, und zum anderen müsste er sich dieses Mal keine Gedanken um seine Chancen bei einer möglichen Wiederwahl machen.
Redaktion finanzen.ch
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