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Kolumne 14.07.2016 12:09:10

Was bedeutet der Brexit für China?

Kolumne

Der Brexit hat den internationalen Finanzmärkten neue Unsicherheit beschert. Für China dürften die Auswirkungen jedoch klein sein, da die meisten chinesischen Unternehmen stark auf den inländischen Markt ausgerichtet sind.

Kaum ein Ereignis zuvor hat so viele Turbulenzen an den Finanzmärkten ausgelöst wie das Votum des britischen Souveräns, die EU zu verlassen - und auch die Medien sind über den Brexit in Aufruhr geraten. Inmitten der Vielfalt der Schlagzeilen und Kommentare über die Folgen kann zumindest ein Konsens gefunden werden: Der Brexit hat Unsicherheit und Angst bezüglich des globalen Wirtschaftswachstums neu entfacht, und die weltweit expansive Geldpolitik könnte nun noch länger andauern, als bislang bereits erwartet. Was bedeutet der Brexit für China und seine Finanzmärkte?

Die chinesischen Finanz- und Wertschriftenmärkte sind immer noch stark abgeschottet, was wie ein Schutzschild gegenüber internationalen Verwerfungen wirkt. Dennoch lässt die Angst vor einer vom Brexit hervorgerufenen globalen Verlangsamung des Wirtschaftswachstums auch China nicht kalt. Der Brexit rückt vor allem die Diskussion über die Geschwindigkeit und Reichweite der Wirtschaftsreformen in China erneut in den Vordergrund. In einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld haben die Befürworter weitreichender Reformen und Marktöffnungen einen schwereren Stand - und die Versuchung, Wirtschaftswachstum weiterhin durch Schuldenaufbau zu finanzieren, ist gross.

Brexit könnte Marktstimmung in China belasten

In der kurzen Frist könnte die negative Brexit-Überraschung die Marktstimmung auch in China belasten. Die Volatilität (Schwankungsbreite) der Märkte dürfte hoch bleiben, und Gold und andere «safe haven»-Anlagen könnten weiterhin in der Gunst der Investoren stehen. Aber der effektive Einfluss des Brexit auf die chinesische Volkswirtschaft und ihre Unternehmen wird gering sein.

Vor dem Hintergrund des aktuellen Handelsvolumens zwischen Greater China (Festlandchina, Hongkong und Taiwan) und Grossbritannien sowie dem Rest der EU, dürfte das BIP-Wachstum in China nur um rund 0,1 bis 0,2% zurückgehen. Taiwan dürfte eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums von etwa 0,2% erfahren. Im wirtschaftlich viel offeneren und traditionell mit England stark verbundenen Hongkong könnte das BIP-Wachstum jedoch um 0,3 bis 0,5% zurückgehen.

Unternehmen kaum beeinflusst

Die Gewinnaussichten für chinesische Unternehmen sollten vom Brexit kaum beeinflusst werden. Der Grossteil der kotierten chinesischen Unternehmen ist stark auf den heimischen Markt ausgerichtet und wenig von der ausländischen Wirtschaftsentwicklung abhängig. Der Umsatzanteil Grossbritanniens und der EU am MSCI China beträgt lediglich 2%. Für Taiwan und Hongkong liegt dieser Wert jedoch bei 14 respektive 8%. Besonders taiwanesische Hersteller von IT-Produkten und Investitionsgütern sowie bestimmte Hongkong-Konglomerate, die eine starke Verbindung zu Grossbritannien und der EU aufweisen, müssen mit einer Verschlechterung ihres Geschäftsgangs rechnen.

Oft bietet gerade ein unsicheres makroökonomisches Umfeld Investoren die Chance, durch Stock Picking attraktiv bewertete und vielversprechende Unternehmen zu erwerben. In den kommenden zwölf Monaten werden die wichtigsten Performancetreiber sehr titelspezifisch sein. Unternehmen, die über die nächsten drei bis fünf Jahre nachhaltig wachsen können, wie zum Beispiel Titel der «New Economy», sind zu bevorzugen. Solche Unternehmen profitieren von ihrem technologischen Know-how und ihren Produktinnovationen, und sie reagieren weniger stark auf ein unsicheres wirtschaftliches Umfeld.

Raymond Ma: Portfolio Manager, FF China Consumer Fund.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.

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