Goldgedeckte BRICS-Währung als Machtdemonstration

Mit dem Ziel, die Vormachtstellung der USA zu brechen, trafen sich die BRICS-Staaten vom 22. bis 24. August in Johannesburg zum jährlich stattfindenden Gipfel-Treffen. Die Vertreter von Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika hatten zunächst nicht viel Neues zu vermelden, doch am letzten Tag gelang die Überraschung. Es wurde bekannt, dass per 1. Januar 2024 unter dem neuen Namen «BRICS plus» Argentinien, Ägypten, Äthiopien, Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate der Staatengemeinschaft beitreten sollen.

Rein symbolisch ist es den BRICS-Staaten damit gelungen, Amerika zu brüskieren. Denn treibende Kraft für die Erweiterung war China und Xi Jinping bewies mit diesem Durchbruch, dass er auf der internationalen Bühne mehr und mehr den Ton angibt. Kommt hinzu, dass Saudi-Arabien lange Zeit ein enger Verbündeter der USA war und der Iran ein Erzrivale. Dass gerade diese beiden Staaten der BRICS-Gemeinschaft beitreten, ist für die Vereinigten Staaten eine Schmach. Die Vergrösserung der BRICS-Gemeinschaft ist durchaus bedeutsam vor dem Hintergrund, dass bereits heute die BRICS-Staaten 26 Prozent des Bruttoweltproduktes ausmachen und 41 Prozent der gesamten Weltbevölkerung umfassen.

Diskussion um Einführung einer goldgedeckten BRICS-Währung

Neben der Erweiterung zu «BRICS plus» stand auch die wirtschaftliche Zusammenarbeit innerhalb der Staaten-Gemeinschaft im Fokus. Dabei ging es auch um die vorherrschende Rolle des US-Dollars als weltweite Leitwährung. Mehrere Staatsoberhäupter und andere einflussreiche Personen haben sich für eine Abkehr vom Greenback ausgesprochen. Der brasilianische Präsident Luiz Inacio Lula da Silva rief dazu auf, eine gemeinsame Währung zu schaffen. Bereits vor der BRICS-Konferenz wurde davon gesprochen, dass die neue Währung goldgedeckt sein soll, um Vertrauen zu schaffen und grosse Währungsschwankungen zu vermeiden.

Das erinnert zurück an den sogenannten Goldstandard, eine Währungsordnung, bei der die Währung entweder aus Goldmünzen besteht oder aus Banknoten, die einen Anspruch auf Gold repräsentieren und in Gold eingetauscht werden können. Ein Goldstandard besteht auch dann, wenn eine Notenbank jederzeit bereit ist, die ganze Menge an Banknoten in Gold zu tauschen. Der Goldstandard war ab 1880 in den Industriestaaten das anerkannte System. Im Juli 1944 führten Vertreter aus 44 Staaten das System von Bretton Woods ein, das die Vorteile des Goldstandards als festes Wechselkurssystem mit den Vorteilen eines flexiblen Wechselkurssystems kombinieren sollte. Dieses System wurde 1973 abgeschafft.

Gold als Mittel zum Gewinn von politischer Macht

Doch Gold spielte bereits viel früher in der Geschichte eine zentrale Rolle im Machtstreben einzelner Staaten. Gold war zu jeder Zeit eine beschränkte Ressource. Und wer schon viel davon hatte, wollte mehr. Grosse Goldreserven öffneten schon sehr früh den Weg zur möglichen Weltherrschaft, zumal sich mit Gold weitere Kriege finanzieren liessen. Deshalb sind immer wieder Kriege um das begehrte Edelmetall und um Länder mit grossen Goldvorkommen geführt worden. Im 4. Jahrhundert vor Christus führte Alexander der Grosse, König von Makedonien, Feldzüge gegen Persien (Iran), Baktrien (Afghanistan) und Ägypten, um mit den Goldschätzen dieser Länder an Macht und Einfluss zu gewinnen.

Auch das Römische Imperium strebte nach Expansion und brachte innerhalb weniger Jahrhunderte die Goldvorkommen von Spanien, Britannien und weiterer Länder bis Kleinasien unter römische Kontrolle.

Gold als historische Leitwährung

Eine Leitwährung nach heutiger Definition gab's in früheren Jahrhunderten noch nicht. Vorherrschende Währungen jedoch schon. Verschiedene Nationen lagen in Konkurrenz und trachteten danach, ihre Goldbestände laufend zu vergrössern.

Das Land, das am meisten Gold besass und deshalb Anspruch auf die Weltherrschaft stellte, machte damit auch seinen Reichtum zur historischen Leitwährung. Gold wurde im Zeitraum von jeweils rund 100 Jahren zur wechselnden historischen Leitwährung - unter der Führung von verschiedenen Ländern. Von 1400 bis 1500 war Gold zum Beispiel in Spanien die Leitwährung und von 1700 bis 1800 in Frankreich und danach wieder hundert Jahre in Grossbritannien.

Das alles zeigt bereits, dass die Idee zur Einführung einer goldgeckten Währung auch mit dem Streben der BRICS-Staaten nach politischer Macht zu tun hat. Vorerst dürften aber mildere Formen im Vordergrund stehen, um den US-Dollar zu schwächen. Die BRICS-Staaten werden nach Möglichkeiten suchen, den Zahlungsverkehr in den Währungen der Mitglieder anzukurbeln. Die Mehrheit der Medienberichterstattungen im Nachgang zur Konferenz gehen in die Richtung, dass die BRICS-Staaten zu heterogen sind, um eine einheitliche Währung einführen zu können. Die Einführung allein wird den US-Doller auch nicht so schnell als Leitwährung gefährden.

Eine einheitliche Währung könnte sogar den Nachteil bringen, dass bei einer Krise in einem einzelnen Land keine länderspezifischen Interventionen mehr möglich sind. Sicher ist, dass die Einführung einer goldgedeckten Währung zu einer weltweiten Verknappung von Gold führt und den Goldpreis massiv ansteigen lässt. Es kursieren im Internet Meinungen, wonach eine goldgedeckte BRICS-Währung massive Auswirkungen auf die Weltwirtschaft hätte. In Qualitätsmedien ist davon aber eher wenig zu vernehmen. Man darf gespannt sein, wie es weiter geht.

Der Literatur-Nobelpreisträger, George Bernhard Shaw, hob Anfang des letzten Jahrhunderts mahnend den Zeigefinger als er konstatierte: «Sie haben die Wahl zwischen der natürlichen Stabilität von Gold und der Ehrlichkeit und Intelligenz der Regierungsmitglieder. Und mit allem notwendigen Respekt für diese Gentlemen, ich rate Ihnen, entscheiden Sie sich für Gold!»

Die richtige Entscheidung zu treffen, fällt uns nicht immer leicht. Es gibt unzählige Methoden, die uns helfen, leichter eine Entscheidung zu finden - von «Consider-the-Best», der Entscheidungsmatrix, der Pro- und Contra-Aufstellung, bis hin zur Benjamin-Franklin-Liste. Für welche Sie sich in dieser Woche auch immer entscheiden mögen, manchmal ist die effektivste Methode eine alt bewährte und zwar: Eine Nacht darüber zu schlafen.

Mit goldenen Grüssen

Ihr Christian Brenner Christian Brenner, Geschäftsführer philoro SCHWEIZ AG

Zum Autor

Christian Brenner, Geschäftsführer philoro SCHWEIZ AG
Christian Brenner hat Publizistik und Kommunikationswissenschaften studiert und ist seit 2017 Geschäftsführer des inhabergeführten Familienunternehmens philoro sowie Verwaltungsrat der philoro Global Trading, der philoro North America und der philoro International Holding. Zuvor hatte er 2011 bis 2019 als Geschäftsführer der philoro EDELMETALLE GmbH in Deutschland agiert. Er ist zudem als Gastdozent an der Universität St. Gallen (HSG) tätig und Mitglied mehrerer Handelsausschüsse der IHK.