Growth vs. Value |
06.12.2020 14:44:00
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Amazon-Aktie, Tesla-Aktie & Co: Darum muss eine Überbewertung kein Verkaufsargument sein
Immer wieder warnen Experten und Analysten vor Aktien, die heiss gelaufen, also am zu Markt hoch bewertet sind. Das Damoklesschwert, dass die zugehörigen Unternehmen ihre hohen Bewertungen rechtfertigen können, schwebt über den Aktien.
• Amazon und Tesla sind allein deswegen aber nicht "nicht investierbar"
• Wachstumsaussichten und Gewinnentwicklung im Blick behalten
Gerade Wachstumsaktien aus dem Techbereich stehen bei Marktbeobachtern immer wieder in der Kritik, aber auch andere Wachstumsaktien, Startups etwa oder Börsenneulinge im Biotech-Segment, werden mit teils sportlichen Bewertungen versehen, in der Hoffnung, dass sie die in sie gesteckten Erwartungen in der Zukunft erfüllen werden. Von Blasenbildung ist dann die Rede oder davon, dass Anleger aus der Angst heraus, etwas zu verpassen, in bereits heiß gelaufene Aktien investieren und damit enorme Risiken eingehen. Doch hoch bewertet heißt nicht zwangsläufig "nicht investierbar".
Sind Aktienkennziffern wie das KGV noch zeitgemäß?
Dass eine Aktie hoch bewertet ist, wird häufig anhand des Kurs-Gewinn-Verhältnisses ermittelt. Denn die Aktienkennziffer zeigt die Relation zwischen dem aktuellen Börsenkurs und dem Jahresgewinn pro Anteilsschein. Gerade bei Wachstumsaktien kommt es hier aber zu einem enormen Missverhältnis: Denn Startups, die mit einer innovativen Idee an den Markt kommen oder Unternehmen, die zunächst den Fokus auf Expansion und Wachstum legen, um sich in eine starke Wettbewerbsposition zu bringen, werden dies zumeist zu Lasten der Gewinnentwicklung tun müssen.
Ein echter Gradmesser für den Erfolg eines Unternehmens ist das KGV vor diesem Hintergrund also nicht. Denn Unternehmen, die Verluste machen, aber auf Umsatzseite stark wachsen, oder Firmen, die an der Break-Even-Schwelle stehen, bei denen Anleger aber bereits auf eine positive Entwicklung in der Zukunft setzen, sind nicht per se "nicht investierbar". Die früher geltende Faustregel, dass ein niedriges KGV investierbare Investments zeigt, ist vor diesem Hintergrund kaum noch zu rechtfertigen.
KGV wird Amazons Chancen nicht gerecht
Auffällig wird dies, wenn man sich etwa das KGV des Internetriesen Amazon anschaut. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 90 wäre das Unternehmen des reichsten Mannes der Welt eigentlich viel zu hoch bewertet, schließlich liegt der Kurs bereits 90 Mal so hoch, wie der zu erwartende Gewinn. Dennoch dürfte allein dies kein Hinweis darauf sein, dass die Amazon-Aktie überbewertet ist. Denn der Konzern ist seit Jahren auf Wachstumskurs, vom reinen Online-Versender ist Amazon zu einem Internetriesen aufgestiegen, der nicht nur Film-, Serien- und Games-Streaming anbietet, sondern auch eine eigene Hardware verkauft, treue Premiumkunden an sich bindet und eine der erfolgreichsten Cloud-Angebote am Markt hat. Bei Umsätzen von 96,1 Milliarden US-Dollar im dritten Quartal verdreifachte sich der Gewinn auf den bisherigen Rekordwert von 6,3 Milliarden Dollar.
Denn Amazon hat ein tragfähiges Geschäftsmodell, das auch in Zukunft noch Wachstum und Gewinne verspricht. Betrachtet man rein das KGV und will auf Basis dessen eine Anlageentscheidung treffen, berücksichtigt man die Marktaussichten für Amazon nicht in ausreichender Hinsicht.
An Tesla scheiden sich die Geister
Noch augenscheinlicher wird dies beim Blick auf die Tesla-Aktie. Trotz Aktiensplit kostet der Anteilsschein des Elektroautobauers rund 570 US-Dollar - das KGV beläuft sich damit auf über 700. Für Verfechter der KGV als Anlagehinweis spricht daher alles gegen einen Kauf der Tesla-Aktie.
Und tatsächlich scheiden sich an dem Anteilsschein des Elektroautobauers die Geister: Nicht nur Analysten, auch zahlreiche Anleger halten die Tesla-Aktie für massiv überbewertet und ziehen zur Begründung immer wieder die durchaus übersichtlichen Gewinne heran, die Tesla im Automobilgeschäft erzielt.
Im letzten Jahresviertel blieben unter dem Strich 331 Millionen US-Dollar übrig - verglichen mit den Gewinnen, die traditionelle Autobauer wie Volkswagen, BMW oder General Motors in einem Quartal erzielen, ist dies verschwindend gering. Doch Tesla hat sich kontinuierlich verbessert, bereits das fünfte Quartal in Folge standen unter dem Strich schwarze Zahlen. Das Ergebnis konnte im Jahresvergleich um satte 131 Prozent gesteigert werden - Wachstumsraten, die kein etablierter Automobilkonzern vorweisen kann.
Wer sich über eine Investition in die Tesla-Aktie Gedanken macht, sollte daher vorrangig die Geschäftsaussichten des Unternehmens bewerten. Im Elektroautosegment sind die US-Amerikaner Marktführer und haben damit beste Chancen, einen potenziellen Billionenmarkt entscheidend mitzuprägen und einen großen Marktanteil für sich zu beanspruchen. Glaubt man an die Zukunft von Elektromobilität, kommt man an Tesla nicht vorbei.
Hinzu kommt: Auch Tesla ist seinen Kinderschuhen als Elektroautobauer längst entwachsen, schon seit geraumer Zeit ist das Unternehmen mehr als nur ein Automobilkonzern. Zieht man das reine Automobilgeschäft als Bewertungsgrundlage heran, ist die Bewertung für eine Autobauer tatsächlich exorbitant hoch, auch wenn die Wachstumsaussichten in diesem Segment durchaus groß sind. Hinzu kommt allerdings, dass das Unternehmen in zahlreichen weiteren Geschäftssegmenten aktiv ist: Der Solarbranche etwa.
Das größte Wachtumspotenzial sieht Morgan Stanley-Analyst Adam Jonas allerdings in Teslas Service-Segment, in dem die selbstfahrenden Fahrzeuge, GPS, Unterhaltungsoptionen aber auch Performance Upgrades und mehr erfasst werden. Hier kann Tesla - zusätzlich zu seinen Fahrzeugverkäufen - Umsätze generieren und Gewinne erzielen, bei deutlich höheren Margen als im kostenintensiven Fahrzeugbau.
Tesla ist also breiter aufgestellt, als es auf den ersten Blick den Anschein machen könnte - mit Wachstumsoptionen in vielen anderen Bereichen. Ob diese Geschäftsaussichten kombiniert die exorbitant hohe Bewertung des Autobauers rechtfertigen, müssen Anleger auf Basis der eigenen Erwartungen entscheiden. Fest steht jedoch: Das KGV allein wird Tesla als Bewertungsgrundlage nicht hinreichend gerecht.
Insbesondere Wachstumsaktien nicht nur durch das KGV bewerten
Amazon und Tesla sind nur zwei Beispiele für Unternehmen, die in ihren frühen Jahren massiv in Wachstum investierten, um ein tragfähiges Geschäftsmodell aufzubauen. Doch mit Alphabet, Netflix oder auch Facebook gibt es noch eine Reihe weiterer Growth-Aktien, die Value-Titeln in Sachen KGV nicht das Wasser reichen können, aber durchaus ansehnliche Wachstumsgeschichten hinter sich gebracht haben.
Auch aktuell konzentrieren sich viele Börsianer wieder auf Wachstumshoffnungen, dieses Mal aus dem Biotechbereich. BioNTech, Curevac, Novavax - alle Titel haben im Zusammenhang mit den Hoffnungen auf einen Impfstoff gegen COVID-19 in den vergangenen Monaten massive Kursgewinne eingefahren. Auch hier würde in Sachen KGV alles gegen einen Anlegereinstieg sprechen, denn die Umsätze und Gewinne der Unternehmen lassen sich kaum durch ihre hohen Kursbewertungen rechtfertigen. Wichtig für Anleger ist, sich das Geschäftsmodell der Highflyer genau anzuschauen. Setzen die Biotechunternehmen ausschließlich auf einen Erfolg beim Thema Corona-Impfstoff oder haben sie noch andere Forschungsprojekte in der Pipeline? Wie wahrscheinlich ist es, dass eines der Unternehmen im Rennen um ein Vakzin gewinnt und wenn nicht - wie viele zusätzliche Impfstoffanbieter kann der Markt verkraften? Wie sieht die finanzielle Ausstattung der Unternehmen aus, gibt es Alternativen zur COVID-19-Forschung?
Diese Fragen sollten sich Marktteilnehmer stellen, wenn sie vorhaben, in eines der hochbewerteten Biotechunternehmen zu investieren. Der Blick aufs KGV allein wird nicht genügen, um eine verlässliche Anlageentscheidung zu treffen. Wichtig ist darüber hinaus: Ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell mit guten Wachstumsaussichten aber auch eine positive Gewinnentwicklung, wie die Börsenerfolge von Amazon und Tesla eindrucksvoll beweisen.
Redaktion finanzen.ch
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