Massiver Stellenabbau |
20.07.2023 14:32:35
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Aus diesen Gründen setzt die UBS wohl vor allem beim Investmenbanking der Credit Suisse den Rotstift an
Seit im Frühjahr bekannt wurde, dass die UBS die kriselnde Credit Suisse übernimmt, war auch klar, dass damit ein massiver Jobabbau einhergehen wird. Seit Ende Juni kursieren in den Medien konkrete Zahlen, die UBS selbst hat sich allerdings noch nicht zum Ausmass der Stellenstreichungen geäussert. Klar scheint aber, dass vor allem die Investmentbanking-Aktivitäten der ehemaligen Credit Suisse kräftig gestutzt werden dürften.
• Insgesamt stehen wohl 35'000 Jobs auf der Kippe
• Investmentbanking der CS aus mehreren Gründen wohl besonders betroffen
Am 12. Juni gab die heimische Grossbank UBS bekannt, dass sie die Übernahme der Credit Suisse formell abgeschlossen hat. Seitdem handelt es sich bei den ehemals zwei Instituten um eine kombinierte Bankengruppe, die CS-Aktie wurde dekotiert. Bereits zuvor hatte UBS-Chef Sergio Ermotti davor gewarnt, dass man nach der Übernahme nicht in der Lage sei, kurzfristig Arbeitsplätze für alle zu schaffen und Stellen abbauen müsse. "Das wird schmerzhaft sein", so Ermotti laut dem "manager magazin". Konkrete Angaben zum Umfang der Stellenstreichungen machte die UBS jedoch bisher nicht. So ist weiterhin unklar, wie viele der global 120'000 Stellen der kombinierten Bank wegfallen werden und in welchen Bereichen der Rotstift angesetzt wird. Es gibt aber allerlei Spekulationen, die auch von Experten als realistisch eingestuft werden.
Gerüchte um Job-Kahlschlag bei Credit Suisse - UBS schweigt
Ende Juni wurde von "Bloomberg" berichtet, dass mehr als die Hälfte der übernommenen CS-Angestellten ihren Job verlieren könnten. Das wären gut 20'000 der zuletzt bei der CS beschäftigten 45'000 Mitarbeiter. Insgesamt dürften in der kombinierten Grossbank jedoch bis zu 35'000 der insgesamt 120'000 Stellen wegfallen, so das Nachrichtenportal. Die erste Runde des Jobabbaus solle dabei noch Ende Juli stattfinden, im September und Oktober seien zwei weitere Runden geplant.
Auch die "SonntagsZeitung" berichtete kürzlich davon, dass 30 Prozent des CS-Personals, beziehungsweise gut 10'000 Stellen im September kurzfristig abgebaut würden. Später sollen in einem weiteren Schritt 20'000 Stellen aus der Belegschaft beider Banken wegfallen. Die Nachrichtenagentur "Reuters" gab derweil an, dass bei einer Absorbierung des Schweizer Geschäfts der CS durch die UBS mindestens 7'000 Jobs wegfallen dürften - das jedoch wohl nicht vor September.
Die UBS hat die kursierenden Zahlen und Zeiträume bisher weder bestätigt, noch dementiert. Experten schätzen sie jedoch als zutreffend ein. "Es ist realistisch, dass die Hälfte der CS-Stellen abgebaut werden könnte. Das würde die Ankündigung bei der Übernahme am 19. März bestätigen: Die Kostenbasis der CS soll um die Hälfte oder rund 8 Milliarden Franken verkleinert werden", sagte etwa Andreas Venditti von der Bank Vontobel gegenüber der "Neue Zürcher Zeitung (NZZ)". Im Bankensektor fallen laut "NZZ" mehr als zwei Drittel der Kosten beim Personal an. Will man Geld sparen, muss man also Stellen streichen. Den Abbau von insgesamt 35'000 Jobs hält Venditti jedoch für zu hoch angesetzt. "Schliesslich hat die Bank in gewissen Bereichen Wachstumspläne", so der Vontobel-Analytiker.
Bilanz der CS-Investmentbank gibt Anlass für massive Kürzungen
Andreas Venditti geht laut "NZZ" davon aus, dass der Rotstift zunächst in New York, London und Asien angesetzt werde, solange noch keine Entscheidung zur Zukunft der CS Schweiz gefallen sei. An diesen Standorten ist vor allem das Investmentbanking der Credit Suisse ansässig. Laut "Bloomberg" würden dort alle Aktivitäten zur Diskussion stehen, da die Credit Suisse in diesem Bereich in den vergangenen Jahren hohe Verluste eingefahren hat. Doch diese sind nur einer von mehreren Gründen, warum vor allem die Investmentbank der Credit Suisse wohl die Hauptlast bei den Stellenstreichungen tragen wird.
Im Jahr 2022 hatte die Credit Suisse, belastet unter anderem durch einen hohen Verlust der Investmentbank, tiefrote Zahlen geschrieben und insgesamt 7,3 Milliarden Franken verloren. Laut "NZZ" verursachte der Investmentbanking-Bereich im vergangenen Jahr 7,8 Milliarden Franken an Kosten, wovon knapp zwei Drittel - beziehungsweise 3,8 Milliarden Franken - reguläre Lohnkosten waren, und erlitt einen Vorsteuerverlust von rund drei Milliarden Franken. Er war damit der teuerste der vier CS-Geschäftsbereiche Investmentbank, Vermögensverwaltung, Asset Management und Swiss Bank. Auch für das Geschäftsjahr 2023 erwartete die Credit Suisse für die Investmentbank einen erheblichen Vorsteuerverlust, wie sie im April sagte.
2022 sackten auch die Erträge in der Investmentbank deutlich ab, wie der CS-Bilanz zu entnehmen ist. Auch aktuell befindet sich das Investmentbanking in einer schwierigen Phase, da laut "NZZ" Börsengänge, Übernahmen und Kapitalerhöhungen von den Firmen aufgeschoben werden. Im ersten Quartal 2023 brachen die Erträge der CS-Investmentbank daher auf nur eine Milliarde Franken ein. Ein Ende der allgemeinen Zurückhaltung - und damit wieder höhere Erträge - ist momentan nicht zu sehen. Darunter leidet nicht nur die CS-Sparte, sondern auch grosse US-Banken wie Goldman Sachs haben angesichts der allgemein trüben Situation zu Beginn des Jahres Sparprogramme im Investmentbanking aufgelegt.
CS-Investmentbank nicht nur glücklos, sondern zum grossen Teil überflüssig
Doch nicht nur die Zahlen aus der Bilanz sprechen dafür, dass vor allem in der CS-Investmentbank zahlreiche Stellen gestrichen werden. Auch durch die Streichung von durch die Fusion entstandenen doppelten, überflüssigen oder unerwünschten Bereichen dürften viele Jobs wegfallen. So war die Credit Suisse laut "NZZ" beispielsweise noch stark im Geschäft mit festverzinslichen Anlagen vertreten und stellte Kunden bei Finanzierungsgeschäften offenbar teils ihre eigene Bilanz zur Verfügung. Diese Geschäfte wolle die UBS laut der Zeitung nicht weiterführen, bei sich selbst hätte die Schweizer Bank den gesamten Bereich auch längst reduziert. Es ist also zu erwarten, dass hier viele Angestellte ihren Hut werden nehmen müssen.
Zudem hoben Branchenvertreter laut der "NZZ" hervor, dass sich im Investmentbanking kein Synergiepotenzial ergebe - anders als etwa in der Vermögensverwaltung, wo eine höhere Anzahl an Kundenberatern auch gleichbedeutend mit mehr Kunden ist, die betreut werden können. Für Investmentbanker gelte jedoch, dass die UBS entweder schon Spezialisten für das entsprechende Gebiet habe oder manche Geschäfte, wie etwa das bereits genannte Engagement im Bereich festverzinsliche Anlagen, überhaupt nicht fortführen wolle, so die Zeitung. Es sei daher zu erwarten, dass beim Wertpapierhandel und dem entsprechenden Support massiv gekürzt werde.
Interessant seien für die UBS laut "NZZ" im Umkehrschluss nur ganz bestimmte Teams aus der CS-Investmentbank, die allerdings nur einen sehr kleinen Teil dieser Sparte ausmachen würden. Laut Vontobel-Experte Andreas Venditti könnte die UBS zum Beispiel an dem Team der Credit Suisse interessiert sein, das sich um Firmenkäufe und -verkäufe in der Tech-Branche kümmerte, den dieses sei "historisch gesehen besser positioniert". Alle anderen - und damit die grosse Mehrheit CS-Investmentbanker - müssen sich wohl darauf einstellen, in Kürze ihren Schreibtisch zu räumen. Einige tun das offenbar bereits, denn laut Medienberichten hätten bereits jetzt mindestens 120 Investmentbanker der Credit Suisse ein Angebot von der Konkurrenz angenommen. Angesichts des Umfangs des erwarteten Stellenabbaus ist das jedoch wohl nur ein Tropfen auf dem heissen Stein.
Redaktion finanzen.ch
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