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Starker Softwarefokus 04.08.2022 21:10:00

China zunehmend besorgter wegen Spionage - Droht Tesla das Huawei-Schicksal?

China zunehmend besorgter wegen Spionage - Droht Tesla das Huawei-Schicksal?

Der Elektroautobauer Tesla hat in seinen Fahrzeugen umfangreiche Softwarefunktionen und zahlreiche Kameras verbaut. Für den US-Konzern, der auf den wichtigen chinesischen Markt angewiesen ist, kann dies in der aktuellen geopolitischen Gemengelange zum Problem werden.

• Tesla mit starkem Softwarefokus
• China zunehmend besorgter wegen Spionage
• Droht Tesla das Huawei-Schicksal?

Der Elektroautopionier Tesla hat eine übersichtliche Modellpalette. Mit dem Model S, X und 3, dem Model Y und dem Roadster der zweiten Generation deckt das Unternehmen von Elon Musk zwar die Bedürfnisse verschiedener Kundengruppen ab, eine grosse Auswahl wie etwa bei Traditionsautobauern wie General Motors oder Volkswagen, die über zahlreiche verschiedene Tochtermarken verfügen, finden Tesla-Kunden aber nicht vor. Stattdessen überzeugt der Elektroautobauer aber auf der Softwareseite: Die Tesla-Software ist einzigartig und wird stetig weiterentwickelt. Immer wieder äussern Kunden über Twitter Wünsche für neue Softwarefunktionen und diverse Male hat Firmenchef Musk in der Vergangenheit auf die Kundenwünsche reagiert und entsprechende Funktionen verfügbar gemacht.

Neben dem Infotainment-System, das in dieser Form bislang einzigartig ist, arbeitet Tesla zudem mit Hochdruck an seinem Autopilot. Die Selbstfahrfunktionalität hat für den Autobauer starke Priorität, ist sie doch Voraussetzung für die Zukunftsvision des Unternehmens: eine vollständig autonome, elektrifizierte Tesla-Flotte an den Start zu bringen. Um das Ziel zu erreichen, werden die Fahrzeuge vernetzt und mit Hochleistungschips ausgestattet. Die auf diesem Weg ermittelten Daten werden direkt an Tesla gesendet.

Software könnte in China zum Problem werden

Doch ausgerechnet die Hochleistungssoftware mit vorbereitetem Autopilot, die viele Kunden dazu veranlasst, sich für ein Elektroauto aus dem Hause Tesla zu entscheiden, könnte für den Autobauer zum Problem werden. Denn insbesondere in China sorgt man sich über die Daten, die durch Tesla-Fahrzeuge gesammelt und in die USA übermittelt werden.

Deutlich wurde dies im Juni, als die chinesische Hafenstadt Beidaihe Tesla-Fahrzeuge für zwei Monate ausgesperrt hatte. Hintergrund der Entscheidung war ein Treffen der chinesischen Regierung in der Stadt. Angaben von Reuters zufolge hatte auch die Innenstadt von Chengdu nur wenige Wochen zuvor Tesla-Fahrzeugen das Befahren einiger Strassen verboten, was mit einem Besuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping in der Stadt zusammenfiel. Angaben der New York Times zufolge seien zudem hochrangige Militärangehörige und Beamte wichtiger Staatsunternehmen angewiesen worden, nicht mehr mit Tesla-Fahrzeugen zur Arbeit zu fahren.

Dabei sind es wohl insbesondere Sicherheitsbedenken, die zu der Entscheidung geführt hatten, Tesla-Fahrzeuge teilweise von den Strassen zu verbannen. Bereits im vergangenen Jahr hatte das chinesische Militär entsprechende Sorgen geäussert und dies mit den an den Fahrzeugen installierten Kameras begründet, so Reuters weiter. Tesla-Chef Elon Musk habe damals betont, dass seine Fahrzeuge weder in China noch anderswo spionieren würden, und dass das Unternehmen dicht gemacht werden würde, wenn dies der Fall sei. Zudem hiess es von Seiten des Autobauers laut der Nachrichtenagentur einige Monate später, alle im Land durch Tesla-Fahrzeuge erhobenen Daten würden auf Servern in China gespeichert.

Sorge um Datensicherheit

Dass die Sorge der chinesischen Behörden nicht gänzlich unbegründet sein könnte, wird beim Blick auf die Ausstattung von Tesla-Fahrzeugen klar. Die Modelle sind mit zahlreichen Kameras und Sensoren sowie Radaren versehen, die die Fahrzeugumgebung aufnehmen und deren Daten von einem Bordcomputer verarbeitet und ausgewertet werden. Die externen Kameras sind dabei insbesondere für Teslas Selbstfahrfunktionen relevant, aktuell unterstützen sie die Fahrer unter anderem beim Parken oder beim Spurwechsel.

Die Angst vor "Spionen auf Rädern" könnte für Tesla in einem seiner wichtigsten Märkte eine grosse Herausforderung darstellen. Denn selbst wenn der Elektroautobauer sich bemüht, die Bedenken zu zerstreuen und der Datensicherheit hohe Priorität einräumt, besteht dennoch die Gefahr, dass Unbefugte durch ein Hacken der Software Zugriff auf die Daten erhalten könnten.

Droht Tesla das Huawei-Schicksal?

Dabei gerät Tesla offenbar in den geopolitischen Konflikt zwischen den USA und China, in dessen Bannkreis zuvor bereits der chinesische Huawei-Konzern geraten war. Der Smartphonehersteller leidet seit 2019 unter einem US-Embargo, das der damalige US-Präsident Donald Trump erlassen hatte. US-Unternehmen wird damit untersagt, Technologien und Produkte an Huawei zu liefern, wenn bei der Entwicklung oder Fertigung US-Technologien oder Komponenten zum Einsatz kamen.

Wenn die chinesische Regierung nun ihrerseits langanhaltende und weitreichende Restriktionen gegen Tesla erlassen würde, weil sie ihrerseits Angst vor Spionage durch den US-Konzern hätte, würde dies den Elektroautobauer empfindlich treffen. Rund die Hälfte der Tesla-Fahrzeuge, die 2021 vom Band liefen, wurde in der Gigafactory in Shanghai hergestellt, China gilt als einer der wichtigsten Wachstumsmärkte für Tesla.

Das Sicherheitsbedürfnis der Chinesen könnte zudem auch ein eng mit Tesla verbundenes Unternehmen treffen: den Weltraumkonzern SpaceX. Dieser brachte jüngst mit Starlink Internet in die besetzte Ukraine, worüber sich chinesische Autoritäten zuletzt besorgt gezeigt hatten. In einer Veröffentlichung vom Mai 2022 rät ein chinesisches Forschungsteam Beijing zu der Entwicklung eines Programms oder einer Waffe, die im Fall einer Bedrohung der nationalen Sicherheit alle Starlink-Satelliten zerstören könne.

Redaktion finanzen.ch

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