Dämpfer Corona-Krise |
09.03.2021 16:35:00
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Continental glaubt nach Corona-Crash an Neustart - Aktie fällt deutlich
Nach einem erneuten Verlustjahr durch Corona-Einbussen und den teuren Konzernumbau will der Autozulieferer Continental 2021 endlich die Wende schaffen.
Das Dax -Unternehmen muss nämlich mit einigen weiteren Herausforderungen umgehen. Dazu gehört insbesondere, den anhaltenden Liefermangel bei Halbleitern für Elektronik und Sensorik in den Griff zu bekommen.
Die Conti-Aktie sackte am Nachmittag um fast 8 Prozent auf 118,70 Euro ab, weil der Konzern beim Ausblick betont verhalten blieb. Das Papier war allerdings am Vortag auch kräftig gestiegen und hat vor allem seit Anfang November noch ein kräftiges Plus aufzuweisen. Damals kostete die Aktie noch um die 90 Euro.
Beim Umsatz erwartet das Management um Vorstandschef Nikolai Setzer für das laufende Geschäftsjahr ein Wachstum auf rund 40,5 bis 42,5 Milliarden Euro - noch inklusive der per Spin-Off abzuspaltenden Antriebstechnik. Die um Sondereffekte bereinigte operative Marge des Konzerngewinns vor Zinsen und Steuern soll von 3,5 Prozent auf zwischen 5 und 6 Prozent zulegen. Analysten hatten bisher beim Umsatz im Schnitt für 2021 mit einem Wert am oberen Ende der Spanne gerechnet und bei der Marge sogar 6,9 Prozent auf dem Zettel. Dieses Jahr soll es nach Planungen des Managements auch wieder einen Nettogewinn geben.
JPMorgan-Analyst Jose Asumendi sprach von einem starken Jahresende, aber auch von einem durchwachsenen Ausblick wegen Problemen mit Chips und in der Lieferkette. Jefferies-Experte Sascha Gommel sah den Barmittelzufluss im Jahr stark und über den Erwartungen. Die Prognose sei aber vorsichtig.
Unterm Strich fiel bei dem nach Bosch zweitgrössten Zulieferer im vorigen Jahr ein Minus von knapp einer Milliarde (962 Mio) Euro an, nach 1,22 Milliarden Euro Verlust 2019. Es hakte bei Bestellungen und in den Lieferketten. Im Tagesgeschäft knickte der bereinigte operative Gewinn (ber. Ebit) um fast 60 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro ein, der Umsatz sank um 15 Prozent auf 37,7 Milliarden Euro. Andererseits konnte Continental zum Beispiel bei den Technologien rund ums autonome Fahren von 2018 bis 2020 zusammengerechnet schon Aufträge über gut 9 Milliarden Euro einsammeln.
Im laufenden Jahr, das mit allerlei Unsicherheiten gespickt ist, soll es bergauf gehen. "Der Tiefpunkt liegt hinter uns", sagte Finanzchef Wolfgang Schäfer. Conti hält Zuwächse für möglich, wird den Plänen zufolge aber noch nicht zum Geschäftsvolumen aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 zurückfinden. Aktuell sind bei Autoherstellern und -zulieferern zudem vor allem die Beschaffungsprobleme mit Elektronik-Bauteilen ein Problem. "2021 bleibt in Summe herausfordernd", erklärte Schäfer.
Halbleiter-Elemente stecken in jedem Auto. Sie werden im Zuge der weiteren Vernetzung mit immer mehr Assistenzfunktionen und Hochleistungssteuergeräten noch wichtiger. Continental legt für zusätzliche Logistik-Ausgaben voraussichtlich rund 200 Millionen Euro beiseite, die "fortwährenden Engpässe" blieben ein Thema. Es brauche eine Vorlaufzeit von 5 bis 6 Monaten, um die Chipproduktion wieder auf Nachfrageniveau zu erhöhen - aber um die Lager auch wieder auf Normalkapazität zu bringen, brauche es noch ein bisschen länger, sagte Schäfer im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.
Man wolle mehr vorbeugen, sagte Vorstandschef Nikolai Setzer: "Wir sind mit Halbleiterherstellern im Gespräch, um Lieferketten besser zu planen, vorausschauender solche Situationen zu antizipieren, bessere Lagerbestände aufzubauen und Frühwarnsysteme zu nutzen."
Für das zukünftige Geschäft mit Systemen für das autonome und assistierte Fahren (ADAS) steckt der Konzern nun dieses Jahr zwischen 200 und 250 Millionen Euro mehr in Forschung und Entwicklung. Und auch kommendes Jahr dürfte es laut Schäfer noch erhöhte Ausgaben in diesem Bereich geben. "Unser Ziel ist es, unsere Stärke bei den Aufträgen im Bereich Autonomes Fahren zu halten, darum investieren wir hier mehr", sagte Schäfer. Der Konzern hat in den vergangenen drei Jahren mit dem Auftragsvolumen von gut 9 Milliarden Euro geschätzt rund ein Viertel des Marktes für sich einheimsen können. Und von 2022 bis 2024 soll sich der Markt für die Technik nochmal auf rund 70 Milliarden Euro verdoppeln.
Die Gesamtinvestitionen musste Continental im Vergleich zum Vorjahr um fast ein Drittel drücken. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung wurden jedoch stabil gehalten. In diesem Jahr würden die Ausgaben für Sachinvestitionen auch wieder auf Normalniveau hochgefahren, sagte Schäfer. Eine Batteriezellproduktion ist dagegen weiter kein Thema für das Management.
2020 drückten auch der kostspielige Wandel in Richtung Software und Vernetzung sowie Abschreibungen auf frühere Zukäufe bei Conti 2020 auf die Bilanz. Das Unternehmen befindet sich im Grossumbau, viele klassische Jobs fallen weg. Allein in Deutschland stehen bis zum Jahr 2029 rund 13 000 Arbeitsplätze im Feuer, weltweit sind es gut 30 000. Die Dividende soll für das abgelaufene Jahr wie bereits bekannt ausfallen.
Die Einsparungen zeigten sich bereits deutlich, sagte Finanzchef Schäfer. Vergangenes Jahr senkte das Unternehmen auch krisenbedingt die Fixkosten um 860 Millionen Euro. Ein Teil davon sei natürlich durch Massnahmen wie Kurzarbeit zustande gekommen, die strukturellen Kostensenkungen machten aber auch schon einen grossen Teil davon aus. Insgesamt sieht sich Conti auf Kurs, mit dem Jahr 2023 Bruttoeinsparungen von über einer Milliarde Euro bei den jährlichen Kosten zu erreichen.
/jap/men/mis
HANNOVER (awp international)
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