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IBM, Microsoft & Co. 05.02.2017 02:00:02

IT-Konzerne: Wieder auf grosser Fahrt

Schwergewichte wie Oracle, IBM, Microsoft und Cisco nutzen den Wandel der digitalen Welt durch Trends wie Cloud-Software für Wachstum. Wo Anleger investieren.

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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Larry Ellison segelt gern hart am Wind. Früher war der Chef und Gründer von Oracle manchmal an Bord, wenn das vom Softwarekonzern geförderte Oracle Team USA beim populären America’s Cup ­gegen die Mannschaft des deutschen Rivalen SAP segelte. Inzwischen braucht der US-Konzern und weltweit größte Entwickler von Datenbankensoftware die volle Aufmerksamkeit des Chefs, um den tief greifenden Wandel in der Branche zu bewältigen.

Wie die meisten Firmen in der Branche baut Oracle das Geschäftsmodell um. Statt Lizenzen zu verkaufen, wird der Konzern aus Redwood in Kalifornien langfristig Mietversionen seiner Software via Web anbieten. Firmenkunden nutzen die Programme in der Cloud über das Internet. Die dafür fällige Miete wird nach Umfang und Nutzungsdauer berechnet.

Bisher meistert Oracle diesen Umbruch, das Vermietmodell kommt gut an. Das liegt auch daran, dass die Datenbanksoftware des Konzerns weltweiter Standard ist, Kunden können nur unter großem Aufwand wechseln. Oracle baut deshalb seine Stammkundschaft aus. Die hohen und stabilen Zuflüsse aus dem traditionellen Geschäft schützen während des Übergangs zur Mietsoftware die Gewinnmargen.

Große Softwarekonzerne wie Oracle oder Microsoft, die schon Jahrzehnte im IT-Geschäft sind, können den Wandel dank ihrer großen Klientel gut bewältigen. Die Herausforderer wie die US-Firma Workday oder der Cloud-Pionier Salesforce suchen gleichwohl ihre Chance. Salesforce etwa spielt gemessen an den Großaufträgen inzwischen sogar in einer Liga mit Oracle und SAP.

Der Wettbewerb beflügelt das Geschäft, die Branche wächst. Experten vom Marktforscher Gartner Group erwarten, dass die IT-Investitionen der Unternehmen nach einem leichten Rückgang 2016 in diesem Jahr weltweit wieder zulegen werden. Um 2,7 Prozent auf 3,5 Billionen Dollar soll der Markt wachsen.

Solides Marktwachstum

Ausgaben für Software und IT-Dienstleistungen stehen dabei ganz oben auf der Prioritätenliste der Kunden. In den Märkten wird ein solides Wachstum erwartet. 2017 soll sich der Trend sogar verstärken. Trends wie Cloud-Software, die Digitalisierung in der Fertigung, hierzulande als Indus­trie 4.0 bekannt, sowie die künstliche Intelligenz stärken den Trend. Vor allem die etablierten IT-Konzerne wie Oracle, Microsoft oder die deutsche SAP kommen mit ihren Produkten in Fahrt.

An der Börse wird das honoriert. Die Aktien von Microsoft und SAP erreichten zuletzt neue Allzeithochs. Auch Oracle-Papiere notieren nahe an ihren Höchstständen. Investoren trauen dem für seine provokanten Sprüche bekannten Chef zu, mit seinem Unternehmen an der Spitze mitzusegeln. Dieses Vertrauen will Ellison durch kühne Ankündigungen stärken. Amazons Dominanz in der Cloud sei zu Ende, trommelt der Unternehmer auf Veranstaltungen mit Investoren. Ellison teilt auch gegen Oracles Erzrivalen aus Deutschland aus. Bei Cloud-fähiger Software seien "Workday und Salesforce die starken Konkurrenten - nicht SAP".

Besonders ärgert den Manager, der gern den Draufgänger gibt, dass ein Konkurrent aus dem Silicon Valley, Salesforce, so weit aufgestiegen ist. Der Konzern hat sich unter dem Ex-Oracle- Manager Marc Benioff auf Programme für die Kundenverwaltung in Unternehmen spezialisiert. Ellison macht seinen Verkaufsteams Dampf: "Es wird ein knappes Rennen. Aber wir werden die Schwelle von zehn Milliarden Dollar im Cloud-Geschäft vor Salesforce erreichen." Oracle spielte zuletzt rund drei Milliarden Dollar Jahresumsatz mit Mietsoftware ein. Rivale Salesforce liegt mit 7,9 Milliarden weit vorn.

Wichtiger für Aktionäre als dieses Kräftemessen: Oracles hoch profitables Beratergeschäft liefert die Hälfte des Umsatzes. Mit einer operativen Marge von 37 Prozent während der vergan­genen fünf Jahre sind die Kalifornier deshalb profitabler als Microsoft mit 28 Prozent Marge oder SAP mit 26 Prozent - aber auch im Vergleich zu Salesforce und Workday, die nur Mietsoftware anbieten und keine vergleichbare Software­beratung im Portfolio haben.

Draht ins Weiße Haus

Gute Produkte sind für einige Veteranen der IT-Welt im Kampf um Marktanteile zu wenig. Im Heimatmarkt setzen sie deshalb auch auf einen direkten Draht ins Weiße Haus: Oracle entsandte Co-Chefin Safra Katz als Beraterin zu US-Präsident Donald Trump. IBM-Lenkerin Gina Rometty bot sich selbst als Beraterin des Präsidenten an. Passend dazu kündigte Rometty im Dezember an, während der nächsten vier Jahre 25.000 Mitarbeiter in Amerika einzustellen und eine Milliarde Dollar in deren Ausbildung zu investieren.

Anleger durchschauten den Aktionismus. Erst als IBMs Finanzchef Martin Schroeter jüngst mit den Quartalszahlen für das laufende Jahr eine verbesserte Profitabilität in Aussicht stellte, legte der Aktienkurs zu. Die Margen ­sollen "durch Einsparungen aus Umschichtungen der Belegschaft" steigen, sagte Schroeter. Im Klartext: Unterm Strich muss Big Blue Personal abbauen und in der größten Sparte IT-Dienstleistungen Kapazitäten an günstige Standorte wie Indien auslagern.

Die neue Stärke von Amerikas ältestem IT-Konzern liegt in künstlicher Intelligenz und Software zur Analyse großer Datenmengen. Allerdings reicht das noch nicht aus, um die Rückgänge in ­traditionellen Sparten auszugleichen.

Microsoft-Chef Satya Nadella wiederum hat den ehemals auf sich selbst konzentrierten Konzern geöffnet. Inzwischen ist Microsoft ein Trendsetter im Cloud-Business. Firmenkunden machen zwei Drittel des Geschäfts aus, Microsoft ist nach Amazon bei Web-Services heute die Nummer 2 im Markt.

Hardware tut sich schwer

Den Schwergewichten im Hardwaregeschäft fällt es schwerer, sich an die neue IT-Welt anzupassen. Beispiel Cisco: Der Konzern ist globaler Marktführer bei der Ausrüstung für Datentransport im Web und in IT-Netzen von Firmen. Doch das Kerngeschäft stagniert. Dennoch ist der Primus hoch profitabel und hat 71 Milliarden Dollar in der Kasse. Chef Chuck Robbins dehnt die Kompetenz deshalb mit Firmenzukäufen auf Wachstumsmärkte wie Datensicherheit und das Internet der Dinge aus. Robbins kauft vor allem Softwareunternehmen, in der vergangenen Woche etwa AppDynamics. Für die Firma, die ihr Börsendebüt vorbereitete, zahlte Cisco 3,7 Milliarden Dollar. Mit Software von App­Dynamics überwachen Firmen ihre Webseiten und Programme, um bei Verzögerungen im Ablauf gegenzusteuern. Im Zeitalter von Mietsoftware könnte das Programm ein begehrtes digitales Werkzeug werden.

Investor-Info

Oracle
Erfolgreicher Wandel

Der Wechsel des Geschäftsmodells macht sich bemerkbar. Im zweiten Quartal des Geschäftsjahrs (bis Ende Mai) schrumpfte der Umsatz mit Softwarelizenzen um ein Fünftel. Im März folgt die Bilanz für das dritte Quartal. Das hochprofitable Beratungsgeschäft stützt die hohen Margen. Wegen des schnell wachsenden Cloud-Geschäfts - zuletzt acht Prozent des Umsatzes - stellt Oracle für die neue Periode beim Gewinn zweistellige Zuwächse in Aussicht. Lohnendes Software-Investment.

Microsoft
Offen für die Wolke

Soeben hat Microsoft überraschend starke Zahlen gebracht. Sie bestätigen den Erfolg des Softwarekonzerns im wachstumsstarken Cloud-Geschäft. "Mit geschätzten 14 Mil­liarden Dollar Jahresumsatz in der Cloud hat Microsoft den Abstand zu Google vergrößert", kommentierte Stifel-Nicolaus-Analyst Brad Reback. Das Gewinnplus von 13 Prozent im zweiten Quartal war deutlich höher als von Analysten geschätzt. Attraktiv.

Cisco
Beharrlich nach oben

Die Übernahme von AppDynamics war nicht billig, doch der Weltmarktführer für Netzwerkausrüstung steigt damit in eine zukunftsweisende Sparte ein. AppDynamics sorgt wie die Cloud-Software für regelmäßige Einnahmen. Mit einem erwarteten Plus von fünf Prozent im neuen Geschäftsjahr (ab August) soll das Gewinnwachstum anziehen. Anleger schätzen die attraktive Dividendenrendite.

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