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19.04.2017 20:32:00
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Lindt-Aktie: Schoko-Aktien mit besonders verlockenden Renditen
Das Motto, nicht alle Eier in einen Korb zu legen, gilt auch für Schokoladenkonzerne. Welche Titel für Anleger verlockend sind.
Nach dem Aufreißen gehört der Biss ins Ohr zur Tradition. Millionen Osterhasen aus Schokolade geht es über die Feiertage ans Fell. Nach der Fastenzeit wird wieder nach Herzenslust genascht. Der Legende nach ist der Hase eigentlich ein Lamm mit zu langen Ohren. Mit der Erfindung der Hohlfigurentechnik Anfang des 20. Jahrhunderts kam es zur massenhaften industriellen Fortpflanzung. Lindt & Sprüngli goss seinen ersten Goldhasen 1952. Bis heute der Kassenschlager der Edelchocolatiers.
Insgesamt werden pro Jahr weltweit Süßigkeiten und Schokoladeprodukte im Wert von 400 Milliarden Dollar genascht. Das jährliche Wachstum wird auf fünf Prozent geschätzt. Wer sich davon ein Rippchen sichern will, muss die Marke stärken, Konkurrenten übernehmen und neue Trends aufgreifen.
Wie das geht, zeigt Premiumhersteller Lindt & Sprüngli. Schon längst gesellen sich zum Goldhasen auch Schäfchen, Hennen und lässige Bunnys. Sie stammen aus der jüngsten Produktlinie Hello, die mit Geschmacksrichtungen wie Strawberry Cheesecake oder Caramel Brownie überrascht. Ob auf dem frostigen Gipfel des Jungfraujochs oder am heißen Strand der Copacabana - in den weltweit 370 Lindt-Shops setzen die Schweizer ihre Produkte in Szene. Die Erschließung neuer Märkte wie zuletzt Japan und Brasilien ist über den direkten Kundenkontakt deutlich lukrativer. Neue Produkte, innovatives Konzept - die Schweizer Chocolatiers treffen schon lange den Geschmack. Im abgelaufenen Geschäftsjahr legte der Reingewinn um 10,2 Prozent auf 419,8 Millionen Franken zu. Der Umsatz stieg um 6,8 Prozent auf 3,9 Milliarden Franken. Bei all den Aktivitäten sollte es nicht schwerfallen, das mittelfristige Ziel, ein organisches Wachstum zwischen sechs und acht Prozent im Jahr, zu erreichen.
Anleger, die am Erfolg teilhaben wollen, müssen tief in die Tasche greifen. Eine Namensaktie notiert bei rund 65.000 Franken. Berücksichtigt man den Aktiensplit im Jahr 2000, legte die Aktie auf Eurobasis seitdem um rund 1.200 Prozent zu. Nur wenige Aktien wechseln den Besitzer, gewöhnlich werden sie vererbt. Spekulationen über einen erneuten Aktiensplit hat das Management erst kürzlich dementiert. Der Premiumhersteller will auch an der Börse zu Premiumpreisen gehandelt werden. Eine Alternative sind Hebelprodukte auf die Schokoladenaktie.
Ostern ist die wichtigste Saison
Für die Schokoladenindustrie und ihre Anleger ist der Osterbrauch der Glücksfall. Dieses Jahr war Ostern später, das Naschwerk war länger im Angebot. Was sich durchaus in den Zahlen der Industrie niederschlagen wird.
Besonders fleißig sollten die lila Osterhasen sein. Allein mit der Milka-Marke setzt Mondelez mehr als eine Milliarde Dollar um. Der von Kraft Foods 2012 abgespaltene US-Konzern hat mit Toblerone, Côte d’or und Oreo-Keksen weitere starke Marken im Angebot. Das Schokoladengeschäft trägt 30 Prozent zum Umsatz bei. Doch der US-Konzern ist von Wachstum und Marge, wie sie Lindt & Sprüngli erzielt, weit entfernt.
Nach den vorläufigen Zahlen stieg der Umsatz 2016 um 1,3 Prozent auf knapp 26 Milliarden Dollar. Weil Mondelez rund 70 Prozent außerhalb der USA erlöst, hebt der starke Dollar den kleinen Zuwachs fast gänzlich auf. Nachdem vergangenen August die Übernahme des US-Konkurrenten Hershey geplatzt war, erhöhen die aktivistischen Aktionäre bei Mondelez den Druck. Sie fordern höhere Profitabilität. Daher wird bei dem Konzern nun bei Verwaltung und Produktion gespart und in die eigenen Marken investiert. Große Hoffnung setzt das Unternehmen auf den E-Commerce. 2016 legte der Onlineumsatz um 35 Prozent zu. Die Sparte soll ausgebaut werden. Bis 2018 will Mondelez die Marge auf 18 Prozent hochfahren.
Warum die US-Aktie trotz verhaltener Geschäftsentwicklung in den vergangenen drei Jahren um rund ein Drittel zulegen konnte, hat mehrere Gründe. Seit der Abspaltung investierte der Süßigkeitenkonzern rund 14,8 Milliarden Dollar in Aktienrückkäufe und reduzierte die Anzahl der Aktien um 15 Prozent. Das Programm läuft weiter. Seitdem Kraft Heinz beim Nahrungsmittelriesen Unilever abgeblitzt ist, wird über eine Wiedervereinigung spekuliert.
Auch Hershey leidet am Margenproblem. Im Gegensatz zu Mondelez hat der sechstgrößte Schoko-Konzern der Welt aber Aktionäre, die eine Durststrecke locker wegstecken. 80 Prozent der Anteile hält eine Treuhandgesellschaft, für die das 23-Milliarden-Dollar-Angebot von Mondelez keine Versuchung war. Im Gegenteil. Das traditionsreiche Unternehmen legte kürzlich den Plan für mehr Wachstum vor: Optimierung der Produktion und Lieferketten, unrentable Geschäfte werden reduziert. Der US-Konzern baut auf das Wachstum in den USA. Ziel ist eine operative Marge von mehr als 22 Prozent bis 2019. Dazu sollen sich bereits 2018 die Einsparungen auf bis zu 175 Millionen Euro summieren. Den Kursknick nach der Absage der Offerte hat der Titel fast schon wieder aufgeholt. Der feste Aktionärskreis wirkt stabilisierend. Für Neueinsteiger ist die Hershey-Aktie auf diesem Niveau keine Versuchung wert.
Kakaopreis auf Sinkflug
Entspannung für die Branche kommt vom Kakaomarkt. Wegen Ernteausfällen stieg 2015 und 2016 der Preis für eine Tonne Bohnen auf rekordhohe 3.300 Dollar. Die Internationale Kakao-Organisation geht für die laufende Saison erstmals wieder von Überschüssen beim Angebot aus. In der Folge hat sich der Kakaopreis seit Mitte 2016 um rund ein Drittel verbilligt. Experten gehen davon aus, dass diese Entwicklung anhält.
Günstigere Rohstoffpreise sind das Treibmittel für den Gewinn von Barry Callebaut. Der Schweizer Konzern verarbeitet Kakaobohnen und stellt daraus Halb- und Fertigprodukte für die Industrie her. Nach einem Rückgang von knapp neun Prozent im Jahr 2015/16 rechnet der Schweizer Konzern wieder mit Umsatzwachstum.
Die Ziele sind realistisch und deshalb auch schon im Aktienkurs eingepreist. Weil die Strategie von Barry Callebaut sehr langfristig ausgerichtet ist, müssen Anleger einen langen Atem mitbringen. Die Schweizer bauen ihre Kapazitäten aus. Um die Wachstumsregion Asien zu versorgen, werden neue Schokoladenfabriken eröffnet. In Belgien übernahm Barry Callebaut die Anlage von Mondelez. Daneben hat sich der Kakaoverarbeiter der Nachhaltigkeit verschrieben. Bis 2025 will Barry Callebaut nur noch nachhaltig produzierte Schokolade verarbeiten.
Die Schweizer schulen die Kakaobauern vor Ort, damit die Erträge steigen. Das bekämpft auch Armut und Kinderarbeit auf den Plantagen. Gleichzeitig sichern sich die Schweizer den direkten Zugang zu den Bohnen. Gut für die Umwelt, gut für die Bauern und gut für den Nachschub an heißen Hasen.
Investor-Info
Mondelez
Übernahmefantasie
Das langfristige Aktienrückkaufprogramm läuft auch dieses Jahr auf vollen Touren. Bald sollte sich das Sparprogramm gleichfalls in den Zahlen niederschlagen. Die kurzen schnellen Sprints des Mondelez-Aktienkurses sind immer wieder aufkommenden Übernahmegerüchten geschuldet. Kommt es zu einem Angebot, würde der Aktienkurs schnell anspringen. Für mutige Anleger durchaus eine Chance mitzuverdienen.
Lindt & Sprüngli
Premiumpreis für die Aktie
Mit rund 5600 Franken sind die Partizipationsscheine deutlich günstiger als die Namensaktie im Wert von knapp 65.000 Euro, sie binden aber immer noch viel Kapital. Alternative für Mutige: Auch über Hebelpapiere können Anleger auf den Wachstumskurs von Lindt & Sprüngli setzen. Der Knock-out-Call (ISIN: DE 000 CE5 B82 8) auf die Inhaberaktie hat einen Hebel von vier. Will man den absoluten Kurszuwachs einer Aktie abbilden, sind 1.000 Optionsscheine notwendig.
Barry Callebaut
Nachhaltigkeit als Ziel
Die günstigen Rohstoffpreise treiben den Gewinn der Schweizer. Langfristig sollte sich der Ausbau der Kapazitäten positiv bemerkbar machen. Barry Callebaut geht von einem künftigen Wachstum zwischen vier und sechs Prozent und einem darüber liegenden Betriebsgewinn aus. Langfristanleger sollten Kursrücksetzer zum Einstieg nutzen.
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