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Prognose konkretisiert 04.08.2022 15:57:00

Lufthansa-Aktie klettert: Gewinnzone erreicht

Lufthansa-Aktie klettert: Gewinnzone erreicht

Die Erholung der Ticketnachfrage stimmt die Lufthansa optimistischer für das laufende Jahr. Trotz des jüngsten Chaos an vielen Flughäfen und möglicher weiterer Streiks rechnet Vorstandschef Carsten Spohr 2022 im Tagesgeschäft jetzt mit einem Gewinn (bereinigtes Ebit) von mehr als einer halben Milliarde Euro.

Lufthansa
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Zwar hat der Konzern tausende Flüge für den Sommer gestrichen, doch die Ticketpreise lagen zuletzt schon höher als vor der Pandemie. Die Frachtsparte Lufthansa Cargo verdient derweil weiter auf Rekordniveau.

An der Börse kamen die Neuigkeiten gut an. Die Lufthansa-Aktie legte via XETRA zeitweise 5,13 Prozent auf 6,39 Euro zu und war grösster Gewinner im MDAXx, dem Index der mittelgrossen Werte. Damit wird das Papier zudem rund dreieinhalb Prozent teurer gehandelt als noch zum Jahreswechsel.

Noch vor drei Monaten hatten Spohr und sein Finanzvorstand Remco Steenbergen schwarze Zahlen für das Gesamtjahr nicht zu versprechen gewagt. Lediglich von einer Verbesserung des operativen Ergebnisses (Ebit) war die Rede gewesen, nachdem der Konzern im zweiten Corona-Jahr 2021 einen operativen Verlust von mehr als 2,3 Milliarden Euro eingeflogen hatte. Auch die starken Schwankungen beim Ölpreis hatten das Management vorsichtig bleiben lassen.

Hinzu kamen zuletzt die Engpässe an vielen deutschen Flughäfen. Die Lufthansa und ihre Billigtochter Eurowings strichen deshalb insgesamt tausende Verbindungen für den Sommer. Im laufenden dritten Quartal soll das Flugangebot des Konzerns jetzt nur etwa 80 Prozent des Vorkrisen-Niveaus von 2019 erreichen. Im Mai hatte der Vorstand noch 85 Prozent angepeilt. Im Gesamtjahr soll das Flugprogramm aber weiterhin auf rund 75 Prozent des 2019er-Niveaus liegen, hiess es.

Im abgelaufenen Quartal gelang der Lufthansa wie anderen europäischen Airlines die Rückkehr in die Gewinnzone. Der Konzernumsatz legte von 3,2 Milliarden auf fast 8,5 Milliarden Euro zu. Der operative Gewinn (bereinigtes Ebit) erreichte 393 Millionen Euro nach einem Minus von 827 Millionen Euro im pandemiegeprägten Vorjahreszeitraum. Unter dem Strich verdiente die Lufthansa 259 Millionen Euro nach einem Verlust von 756 Millionen ein Jahr zuvor.

Vor allem im Passagiergeschäft ging es aufwärts. So vervierfachte sich die Zahl der Fluggäste auf rund 29 Millionen, nachdem die Nachfrage ein Jahr zuvor noch stark unter der Corona-Pandemie gelitten hatte. Trotz der Erholung flogen die konzerneigenen Passagier-Airlines Lufthansa, Swiss, Austrian, Brussels und Eurowings noch einen operativen Verlust von 86 Millionen Euro ein. Damit war aber schon deutlich besser als das Minus von 1,2 Milliarden Euro aus dem zweiten Quartal 2021.

Dass die Lufthansa konzernweit schwarze Zahlen schrieb, lag vor allem am Frachtgeschäft: Allein Lufthansa Cargo erwirtschaftete im zweiten Quartal einen operativen Gewinn von fast einer halben Milliarde Euro. Spohr baut auch bei seiner Gewinnprognose für 2022 besonders auf die Frachtsparte: So soll Lufthansa Cargo ihren operativen Rekordgewinn von knapp 1,5 Milliarden Euro von 2021 in diesem Jahr in etwa wiederholen. Im Passagiergeschäft erwartet Spohr im Gesamtjahr hingegen noch rote Zahlen.

Nach milliardenschweren Verlusten und der Rettung durch den Staat nach Beginn der Pandemie steht die Lufthansa mit ihren Gewinnerwartungen für 2022 nicht allein da. Bereits vergangene Woche hatte die französisch-niederländische Air France-KLM einen operativen Jahresgewinn angekündigt. Auch die British-Airways-Mutter IAG erwartet operativ schwarze Zahlen: Während British Airways wegen der Engpässe und Beschränkungen am Londoner Flughafen Heathrow zigtausende Flüge streichen musste, kommt die Erholung bei den spanischen IAG-Töchtern Iberia und Vueling um so besser voran.

Bei der Lufthansa gingen unterdessen die Tarifverhandlungen für die rund 20 000 Beschäftigten des Bodenpersonals am Donnerstag weiter. Der dritten Verhandlungsrunde war am Mittwoch vergangener Woche ein flächendeckender Warnstreik vorausgegangen, der nahezu den kompletten Flugplan der Marke Lufthansa lahmgelegt hatte. Für den Fall einer Nicht-Einigung hat Verdi-Verhandlungsführerin Christine Behle bereits mit weiteren Arbeitskampfmassnahmen zur Hauptreisezeit gedroht.

Seit dem Wochenende ist zudem ein Streik der Lufthansa-Piloten wieder ein Stück näher gerückt. In einer Urabstimmung sprachen sich die Mitglieder der Vereinigung Cockpit (VC) mit einer sehr deutlichen Mehrheit für einen Arbeitskampf aus. Damit ist ein Streik der rund 5000 Piloten der Lufthansa und der Lufthansa Cargo zwar ab sofort möglich, wurde aber zunächst nicht ausgerufen. Bereits vor der Auszählung hatte der VC-Tarifexperte Marcel Gröls erklärt, dass es sich zunächst um ein "Warnsignal" an den Lufthansa-Vorstand handele.

Tarifverhandlung zwischen Lufthansa und Verdi geht weiter

Die Tarifverhandlungen für die rund 20 000 Beschäftigten des Lufthansa -Bodenpersonals gehen an diesem Donnerstag weiter. Das haben die Gewerkschaft Verdi und Lufthansa bestätigt. Am Morgen wurden zunächst die Zwischenergebnisse vom Vortag intern beraten, bevor sich die Delegationen wieder in einem Frankfurter Flughafenhotel treffen sollten. Inhaltlich wurden keine Details genannt.

Die dritte Verhandlungsrunde in dem Tarifkonflikt war von vornherein auf zwei Tage angesetzt. Ihr war am Mittwoch vergangener Woche ein flächendeckender Warnstreik vorausgegangen, der nahezu den kompletten Flugplan der Lufthansa lahmgelegt hatte. Für den Fall einer Nicht-Einigung hat Verdi-Verhandlungsführerin Christine Behle bereits mit weiteren Arbeitskampfmassnahmen zur Hauptreisezeit gedroht.

Die Gewerkschaft verlangt bei einer Laufzeit von zwölf Monaten durchgehend Gehaltssteigerungen von 9,5 Prozent, mindestens aber 350 Euro im Monat, woraus sich in den unteren Gehaltsgruppen höhere Steigerungen ergeben würden. Der Konzern hatte bei einer Laufzeit von 18 Monaten eine zweistufige Erhöhung der Grundvergütung um zusammen 250 Euro angeboten. Daraus ergäben sich für Vergütungsgruppen bis 3000 Euro brutto zweistellige Zuwachsraten, hatte das Unternehmen vorgerechnet.

Eine weitere Erhöhung um zwei Prozent zum Juli 2023 wollte der Konzern vom Gewinn abhängig machen. Diese Koppelung lehnt Verdi ab. Das Unternehmen hatte am Morgen erklärt, sich bereits im laufenden Jahr wieder einen operativen Gewinn von 500 Millionen zuzutrauen.

FRANKFURT (Dow Jones / awp international)

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Bildquelle: DANIEL ROLAND/AFP/Getty Images,Bocman1973 / Shutterstock.com,Jorg Hackemann / Shutterstock.com,Robert Sarosiek / Shutterstock.com

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