Ausblick bestätigt |
16.02.2022 16:04:00
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MTU-Aktie stark: MTU liegt im Tagesgeschäft über den Erwartungen - erhöht Dividende
Beim Triebwerksbauer MTU hat sich die Nachfrage im zweiten Corona-Jahr noch nicht so stark von der Krise erholt wie gedacht.
Im abgelaufenen Jahr steigerte MTU den Umsatz im Vorjahresvergleich um fünf Prozent auf knapp 4,2 Milliarden Euro und verfehlte damit die vom Management angepeilte Spanne von 4,3 bis 4,4 Milliarden. Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn (bereinigtes Ebit) stieg jedoch um 13 Prozent auf 468 Millionen Euro und übertraf damit die durchschnittliche Erwartung von Analysten. Die bereinigte operative Marge kletterte von 10,5 auf 11,2 Prozent, während der Vorstand nur eine Stagnation in Aussicht gestellt hatte.
Finanzchef Peter Kameritsch erklärte den schwächeren Umsatz auch mit dem Auslieferungsstopp für den Boeing-Grossraumjet 787 "Dreamliner", an dem von General Electric kommenden Antrieb des Flugzeugs baut auch MTU mit. Zudem hätten sich Umsätze im Militärgeschäft ins neue Jahr verschoben, und Fluggesellschaften hätten noch nicht so viele Triebwerke in die Wartung geschickt wie gedacht.
Unter dem Strich verdiente MTU 231 Millionen Euro, eine Steigerung um 57 Prozent. Der Anstieg wäre noch stärker ausgefallen, hätte der brasilianische Flugzeugbauer Embraer nicht den Bau seines kleinsten neuen Regionaljets aus der E2-Reihe weiter in die Zukunft verschoben. Inzwischen sei unklar, ob die Embraer E175-E2 überhaupt komme, sagte Finanzchef Kameritsch. MTU schrieb deshalb 80 Millionen Euro in der Bilanz ab.
Die grösseren Varianten der E2-Reihe werden bereits gebaut. MTU steuert Teile des Getriebefan-Antriebs bei, wie er in ähnlicher Form bei Airbus' Mittelstreckenjet-Familie A320neo und dem kleineren Airbus A220 zum Einsatz kommt. Im Vorjahr hatten bei MTU ein Stellenabbau und die Verzögerung bei Boeings Grossraumjet 777X am Ergebnis gezehrt.
Die MTU-Aktionäre sollen für 2021 nach dem Willen des Vorstands eine Dividende von 2,10 Euro je Aktie erhalten, das sind 85 Cent mehr als im Vorjahr und mehr als von Analysten erwartet. Der Aufsichtsrat soll am 8. März über den endgültigen Dividendenvorschlag entscheiden.
Für 2022 rechnet die MTU-Führung weiterhin mit einer starken Erholung der Luftfahrt von der Corona-Krise - und damit auch mit einer wachsenden Nachfrage nach Flugzeugen, Triebwerken und Wartungsdienstleistungen.
So soll der MTU-Umsatz mit 5,2 bis 5,4 Milliarden Euro ein Rekordniveau erreichen. Beim bereinigten operativen Gewinn peilt der Vorstand eine Steigerung im mittleren Zwanziger-Prozentbereich an. Bis zum Jahr 2024 soll auch dieses Ergebnis das Vorkrisen-Niveau übertreffen, wie MTU bereits im November angekündigt hatte. Im Jahr 2019 hatte der Konzern mit 757 Millionen Euro den höchsten bereinigten operativen Gewinn seiner Geschichte erzielt.
An Aufträgen mangelt es MTU jedenfalls nicht. Ende 2021 lag der Auftragsbestand mit 22,2 Milliarden Euro so hoch wie nie zuvor. Ein Grossteil entfällt davon auf die Triebwerke der herkömmlichen A320-Mittelstreckenjets von Airbus und deren Neuauflage A320neo, bei denen MTU dick im Geschäft ist.
Airbus hat seine Verkehrsflugzeugproduktion wegen der Corona-Krise seit 2020 deutlich gedrosselt, fährt sie aber inzwischen wieder etwas hoch. Bei der A320neo-Familie peilt die Airbus-Führung für Sommer 2023 sogar eine Rekordproduktion an.
Der Getriebefan-Antrieb der Raytheon-Technologies-Tochter Pratt & Whitney kommt bei etwa jeder zweiten A320neo zum Einsatz. MTU ist an dem Programm beteiligt und betreibt in München eine eigene Endfertigungslinie für den Getriebefan.
Angesichts dieser Aussichten stellt der Konzern nach dem Stellenabbau in der Krise bereits wieder neue Mitarbeiter ein. In der Krise habe MTU rechnerisch etwa 1100 Vollzeitstellen abgebaut, sagte Winkler. Das sei teilweise über die Reduzierung der Arbeitszeit geschehen. Etwa die Hälfte davon soll in diesem Jahr wieder zurückkommen. Ende 2021 beschäftigte der Konzern gut 10 500 Menschen, zwei Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Kurzarbeit ist für MTU kein Thema mehr.
Bei den Neueinstellungen geht es laut Winkler neben der Produktion vor allem um Forschung und Entwicklung. So soll MTU den Antrieb für das geplante europäische Luftkampfsystem FCAS mitentwickeln. Ausserdem forscht der Konzern an neuartigen Antriebstechniken.
An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Die MTU-Aktie legt am Mittwoch zeitweise um fast vier Prozent zu. Zuletzt lag sie noch mit 5,13 Prozent im Plus bei 210,90 Euro zu und war damit weiterhin Spitzenreiter im DAX. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier damit rund 14 Prozent gewonnen. Bis zum Rekordhoch von 289,30 Euro aus der Zeit kurz vor der Pandemie ist es jedoch noch ein weiter Weg.
MÜNCHEN (awp international)
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