Elefantenhochzeit |
13.07.2023 23:11:00
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Nach CS-Dekotierung: So geht es nach der Übernahme durch die UBS weiter - Gefahr für Schweizer Finanzplatz?
Seit die Übernahme der Credit Suisse durch die Rivalin UBS erstmals offiziell verkündet wurde, ist bereits einige Zeit vergangen. Auch die CS-Aktie ist mittlerweile dekotiert worden. Welchen Herausforderungen muss sich die UBS nun stellen und hat die Elefantenhochzeit negative Auswirkungen auf den Schweizer Finanzplatz?
• UBS mit zahlreichen Klagen konfrontiert
• Schweizer Finanzplatz von Credit Suisse-Debakel laut Expertin nicht beeinträchtigt
Seit rund vier Wochen gehört die gescheiterte Credit Suisse nun offiziell zur UBS. Doch bis die Schweizer Bank final und erfolgreich ins UBS-Geschäft integriert sein wird und sich bei dem fusionierten Finanzhaus der Alltag einstellt, dürfte es noch eine Weile dauern. Um die Investmentbank der Credit Suisse in die UBS zu integrieren, wurde beispielsweise nun ein eigenes Komitee für die Übergangszeit ins Leben gerufen. Hier droht ein umfangreicher Stellenabbau, da die Investmentbank in den letzten Jahren grosse Verluste zu verantworten hatte. Wie Bloomberg berichtete, sollen insgesamt 35'000 Stellen gestrichen werden, wobei mehr als die Hälfte auf die übernommenen Angestellten der Credit Suisse entfallen soll. Geplant seien drei Abbaurunden, wobei die erst schon Ende Juli stattfinden soll.
UBS mit Klagewelle konfrontiert
Doch dies ist nur ein kleiner Teil der Herausforderungen, denen sich die UBS nun gegenüber sieht. So wird die fusionierte Bank aktuell mit zahlreichen Klagen konfrontiert, die sich auf unterschiedliche Punkte der Credit Suisse-Übernahme konzentrieren. So läuft in den USA bereits eine Sammelklage gegen ehemalige Credit Suisse-Führungskräfte, die auch die UBS teuer zu stehen kommen könnte. So wird einer Reihe ehemaliger Manager und Verwaltungsräte jahrelanges Missmanagement vorgeworfen, was letztlich zum Niedergang der Bank und im Zuge dessen der vollständigen Abschreibung von AT1-Bonds in Milliardenhöhe geführt hätte.
Doch das ist nicht die einzige Klage mit der sich die UBS auseinander setzen muss. So hat das Lausanner Rechts-Startup Legalpass gegen die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS geklagt. Erst kürzlich hat sich die Anlagestiftung Ethos diesem Prozess angeschlossen. Es geht hierbei um den Kaufpreis der Übernahme, konkret um das Umtauschverhältnis der Aktien. Dies wird im Rahmen der Klage angefochten, wobei insbesondere bemängelt wird, dass die Aktionäre hierüber nicht abstimmen durften. Zur Erinnerung: Credit Suisse-Anleger hatten für 22,48 CS-Papiere einen UBS-Anteilsschein erhalten, wodurch sich ein Übernahmepreis von drei Milliarden Franken ergab. Laut Ethos habe der tatsächliche Wert jedoch sieben Milliarden Franken betragen. Legalpass strebt deshalb nach einer Abfindung für die Aktionäre. Die Erfolgsaussichten der Klage sind nicht abzusehen, da es sich hierbei um einen Präzedenzfall handelt.
Zusätzlich zu diesen neuen Rechtsfällen hat die UBS natürlich auch die laufenden Verfahren der Credit Suisse im Zuge der Fusion "übernommen", so zum Beispiel den Bermudas-Fall, dessen Urteil die fusionierte Bank plant anzufechten. Oder auch der Archegos-Skandal, der für die UBS eine Strafzahlung von hunderten Millionen US-Dollar nach sich ziehen könnte.
Auswirkungen auf Schweizer Finanzplatz
Doch wie könnte sich die Übernahme auf den Finanzplatz Schweiz auswirken? Immerhin ist durch die Fusion eine Art Megabank entstanden, die laut der NZZ über eine Bilanzsumme verfügt, die doppelt so hoch wie das jährliche Schweizer BIP ist. Nur die Bilanzsumme der Nordea Bank ist im Verhältnis zum finnischen Bruttoinlandsprodukt noch grösser.
Mit der schieren Grösse der fusionierten Bank geht dementsprechend auch viel Macht einher. So meint Hans-Ulrich Bigler, Direktor des Gewerbeverbands, gegenüber der Neuen Zürcher Zeitung: "Die grosse Marktmacht der UBS erachten wir als kritisch mit Blick auf die Wettbewerbsverhältnisse am Finanzplatz." Schliesslich hat die UBS durch die Übernahme im Prinzip ihre grösste Konkurrenz selbst ausgeschaltet, weshalb Unternehmen, die einer Finanzierung bedürfen nun befürchten müssen, diese zu unattraktiveren Konditionen zu bekommen. Allerdings gibt die NZZ in diesem Zusammenhang zu bedenken, dass die Rolle von Grossbanken wie UBS & Co. in den letzten Jahren zugunsten von kleineren Raiffeisen- und Kantonalbanken abgenommen habe, weshalb der Marktanteil trotz Elefantenhochzeit noch immer moderat bleibe.
Goldman Sachs-Expertin zuversichtlich für Standort Schweiz
Auch Goldman Sachs-Co-Chefin der privaten Vermögensverwaltung Meena Lakdawala-Flynn hält die Schweiz auch nach der Übernahme der CS durch die UBS weiterhin für einen "attraktiven Markt", wie sie im Interview mit der NZZ zu verstehen gab, da sie "politisch und wirtschaftlich sehr stabil" sei. "Vermögende Kunden hatten schon vorher mehrere Bankverbindungen, die sich gegenseitig ergänzen. Dazu gehört auch die Schweiz. Wenn Sie Asiate sind, werden Sie auch auf Singapur setzen. Oder als Amerikaner auf die USA. Es geht ihnen um Diversifizierung in ein sehr stabiles Land. Die Schweiz hat ihren Vorsprung trotz CS-Krise keineswegs eingebüsst."
Sie ist auch nicht der Meinung, dass die Abschreibung der Schweizer AT1-Anleihen dem Ruf des Schweizer Finanzplatzes geschadet habe: "Schweizer AT1-Anleihen waren vertraglich mit Blick auf staatliche Eingriffe anders ausgestaltet als in anderen europäischen Ländern. Daher gibt es jetzt eine Diskussionen über die Asset-Klasse in der Schweiz. Aber bringt das Anleger dazu, grundsätzlich zu überdenken, ob sie ihr Geld in die Schweiz bringen möchten? Nein. Wir sehen nicht, dass Kapital aus dem Land fliesst", versichert die Vermögensexpertin.
Mehr Details sollen folgen
UBS-Chef Sergio Ermotti verlautete im Rahmen des "Point Zero-Forums" in Zürich Ende Juni, dass er es als Zeichen der Stärke des Schweizer Finanzplatzes ansehe, dass die Rettung der Credit Suisse ohne fremde Hilfe und ohne Auflösung der angeschlagenen Bank hätte vollzogen werde können. Wie die Financial Times mit Verweis auf mit der Sache vertraute Personen berichtete, plane die UBS die Credit Suisse-Übernahme ohne von der Schweizer Regierung zur Verfügung gestellte Mittel stemmen zu wollen.
Dennoch bleibt das sogenannte Klumpenrisiko weiterhin gross, weshalb einzelne Politiker wie FDP-Parteipräsident Thierry Burkart fordern, das Schweizer Geschäft der Credit Suisse abzuspalten und zu verselbstständigen.
Noch herrscht angesichts der Integration der CS viel Unklarheit, hier will Ermotti jedoch schon bald neue Informationen liefern, die "1'200 bis 1'500 Personen Klarheit über ihre Verantwortlichkeiten" bringen werde, wie die AWP den UBS-Chef indirekt zitiert. Bis neue Informationen geliefert werden, müssen sich Anleger noch weiter gedulden.
Redaktion finanzen.ch
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