Ohne Russland-Geschäft |
21.04.2022 17:58:00
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Nestlé-Aktie legt zu: Nestlé mit starkem Wachstum im ersten Quartal - Preise als Reaktion auf Inflation angehoben
Der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern Nestlé ist in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres erneut stark gewachsen und hat damit die Finanzwelt überrascht.
Trotz bereits hoher Vorjahresbasis hat Nestlé sein hohes Wachstumstempo nochmals beschleunigt. Der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern legte von Januar bis März aus eigener Kraft um 7,6 Prozent zu, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Im Vorquartal war es noch um 7,2 Prozent nach oben gegangen.
Der Umsatz stieg um 5,4 Prozent auf 22,2 Milliarden Franken. Mengenmässig verkaufte Nestlé 2,4 Prozent mehr Produkte wie Tierfutter von Purina, Nespresso-Kapseln oder Kitkat-Schokoladenriegel. Das ist zwar eine Verlangsamung, diese war jedoch aufgrund der hohen Vorjahresbasis von +6,4 Prozent auch erwartet worden - und sie fällt weniger deutlich aus als von Analysten vorausgesehen.
Bei diesen Zahlen hat Nestlé sein Russland-Geschäft bereits herausgerechnet. Wäre dieses noch hinzugekommen, hätte das organische Wachstum sogar noch etwas höher gelegen, heisst es in der Mitteilung. Nestlé stellte im März einen Grossteil der Produktion in und Lieferungen nach Russland ein - mit Ausnahme von Grundnahrungsmitteln oder medizinischer Tiernahrung. Zudem wird der Gewinn aus dem Russland-Geschäft gespendet.
Preise in fast allen Regionen angehoben
Dass das organische Wachstum so hoch gehalten wurde, ist aber in erster Linie auf die Preisanpassungen zurückzuführen. Dem Unternehmen ist es gelungen, in fast allen Regionen höhere Preise durchzusetzen. Das war nötig, um der hohen Kosteninflation entgegenzuwirken. Man sei bei den Preisanpassungen jedoch verantwortungsvoll vorgegangen, lässt sich CEO Mark Schneider in der Mitteilung zitieren.
Die Preissteigerungen über den ganzen Konzern hinweg betrugen 5,2 Prozent nach 3,1 im Vorquartal. Die Region Nordamerika verzeichnete mit 8,5 Prozent die höchsten Preisanstiege, gefolgt von Lateinamerika mit 7,7 Prozent.
Ganz anders in China: Dort wurden die Nestlé-Produkte nicht teurer wie im Rest der Welt, sondern günstiger. Die Preisanpassungen beliefen sich auf minus 0,5 Prozent. Das chinesische Geschäft, das im ersten Quartal erstmals als eigenständige Region aufgeführt wurde, verzeichnete dank einer Steigerung der Verkaufsmenge von 3,8 Prozent dennoch ein organisches Wachstum, wenn auch ein geringeres als die anderen geografischen Regionen.
Das hat auch mit dem nach wie vor schwachen Geschäft mit Babynahrung in China zu tun. Es floriert seit längerem nicht mehr und wird deshalb von Nestlé auf Herz und Nieren geprüft, wie CEO Schneider bereits in der Vergangenheit sagte. Doch offenbar haben diese "Turnaround-Initiativen" im ersten Quartal noch nicht gefruchtet, denn der Umsatz im Segment Säuglingsnahrung in China ging erneut zurück.
Konkurrenz übertroffen und Finanzgemeinde überrascht
Dies dürfte wohl auch auf das Konto des Konkurrenten Danone gehen. Der französische Konzern legte seine Quartalszahlen nämlich am gestrigen Mittwoch vor und verzeichnete im Babynahrungssegment in China ein Umsatzwachstum. Obwohl das Unternehmen auch sonst mit den vorgelegten Zahlen (7,1 Prozent Wachstum, 4,9 Prozent auf Preissteigerungen zurückzuführen) besser abschnitt als erwartet, liess Nestlé den Konkurrenten mit den heute präsentierten Zahlen links liegen.
Überhaupt hat Nestlé mit den vorgelegten Zahlen auch die kühnsten Erwartungen der Analysten übertroffen. Sie hatten im Schnitt mit einem Umsatz von 21,8 Milliarden, einem organischen Wachstum von 5,5 Prozent und einem Mengenwachstum (RIG) von 1,4 Prozent gerechnet.
Weitere Preissteigerungen
Das Unternehmen lässt seine Ziele für das Gesamtjahr 2022 nun unverändert. Nestlé strebt ein organisches Umsatzwachstum von rund 5 Prozent und eine bereinigte EBIT-Marge zwischen 17,0 und 17,5 Prozent an. Zudem dürften der bereinigte Gewinn je Aktie bei konstanten Wechselkursen und die Kapitaleffizienz steigen.
Das Unternehmen warnt jedoch auch, dass die Situation der Kosteninflation weiter sehr angespannt bleibt. Deshalb seien "im Verlauf des Jahres weitere Preisanpassungen und eindämmende Massnahmen erforderlich", so Firmenchef Schneider.
Dass Nestlé angesichts des starken Wachstums seine Wachstumsziele nicht erhöht, sehen manche Analysten als zu vorsichtig an. Allerdings erfreuen sich die Experten an der bestätigten Guidance für die EBIT-Marge. Denn diese könnte unter der Inflation leiden.
Nestlé profitiert von der Rückkehr der Kunden ins Büro
Nestlé ist nicht zuletzt dank der Erholung des Ausser-Haus-Konsums äusserst stark ins Jahr gestartet. Nach den Lockerungen der Pandemie-Schutzmassnahmen kehrten die Leute wieder ins Büro zurück und gönnten sich unterwegs wieder öfter einen Kaffee oder tranken im wieder geöffneten Restaurant ein S.Pellegrino-Mineralwasser.Das schlug sich in einem äusserst starken organischen Wachstum von Nestlés Ausser-Haus-Kanälen nieder. Diese legten laut einer Mitteilung vom Donnerstag um 35,6 Prozent zu. Im Jahr 2021 hatte der Konzern hier bereits eine deutliche Erholung verzeichnet mit einem Plus von rund einem Viertel. Mit dem Umsatz aus diesen Kanälen übertraf Nestlé laut den Angaben sogar das Vorkrisenniveau von 2019.
Während Corona war der Ausser-Haus-Konsum noch um rund einen Drittel eingebrochen. Denn die Leute blieben zuhause, die Restaurants und Cafés waren geschlossen.
Besonders stark war die Entwicklung der Ausser-Haus-Kanäle in Nordamerika, Europa und der Zone AOA mit Asien (ausgenommen China, das neu eine eigene geografische Zone bildet), Ozeanien und Afrika.
Verkäufe in den Läden etwas verlangsamt
Aber nicht nur in den Restaurants und Cafés kauften die Menschen wieder deutlich mehr Nestlé-Produkte. Auch im zweiten Verkaufskanal, dem Detailhandel, legte der Konzern zu und verzeichnete ein organisches Umsatzwachstum von 5,9 Prozent.
Das ist gegenüber 2021, als der Detailhandel noch um 6,4 Prozent zulegte, allerdings eine leichte Verlangsamung. Es zeigt aber klar: Wenn die Menschen wieder häufiger auswärts essen, kaufen sie weniger im Supermarkt ein.
Ebenfalls verlangsamt hat sich der Verkauf über das Internet. Dieser legte um 5,0 Prozent zu. Allerdings hatte er im Vorjahresquartal um fast 40 Prozent angezogen, und das Wachstum erfolgte damit auf hoher Basis.
Nestlé erhöht überall die Preise - ausser in China
Nestlé hat im ersten Quartal 2022 stark an der Preisschraube gedreht. Damit federt das Unternehmen die Inputkosteninflation ab. Am stärksten legten die Preise in Nordamerika zu mit 8,5 Prozent. Doch während die Nestlé-Produkte in fast allen Regionen teurer wurden, waren sie in China günstiger zu haben.In der neu von Nestlé geschaffenen Region "Greater China" - früher noch als Teil von Asien geführt - sanken die Preise im Schnitt um -0,5 Prozent, wie aus den am Donnerstag veröffentlichten Quartalszahlen hervorgeht. Dass Nestlé dort dennoch aus eigener Kraft um 3,4 Prozent zulegen konnte, ist auf das Mengenwachstum von 3,8 Prozent zurückzuführen.
Damit liegt die Zone allerdings am unteren Ende der Tabelle. Über den ganzen Konzern hinweg betrug das organische Wachstum 7,6 Prozent. Besonders stark war es mit 12,5 Prozent in der Region Lateinamerika und mit 9,9 Prozent in Nordamerika.
Babynahrung weiter schwach
Ein tieferes organisches Wachstum als in China verzeichnete das Unternehmen nur beim Nespresso-Geschäft mit 3,3 Prozent.
Das Wachstum sei einerseits durch den Zeitpunkt des chinesischen Neujahrsfestes beeinträchtigt worden, heisst es in der Mitteilung. Doch vor allem leidet das Geschäft in China bereits seit langem unter Umsatzrückgängen bei Säuglings- und Babynahrung. Das war auch im ersten Quartal der Fall, wie aus der Mitteilung hervorgeht.
Nestlé versucht dort schon seit einiger Zeit, das Steuer herumzureissen. Und auch im ersten Quartal seien "die Turnaround-Initiativen fortgesetzt" worden.
Profitiert hat die Region hingegen von Wechselkurseffekten. Würde man diese in Höhe von 4,2 Prozent auch noch dazu rechnen, betrüge das Wachstum sogar 7,6 Prozent. Zudem hätten Marktanteilsgewinne bei Kulinarikprodukten, trinkfertigem Kaffee und Süsswaren die Entwicklung in der Region gestützt.
Nestlé-Aktie nach starkem Jahresstart gefragt
Die Nestlé-Aktien ziehen nach den Zahlen fürs erste Quartal deutlich an. Der Nahrungsmittelkonzern hat mit einer weiteren - und unerwarteten - Wachstumsbeschleunigung die Finanzgemeinde beeindruckt.Letztlich gewannen die Nestlé-Titel 0,72 Prozent auf 122,68 Franken.
Nestlé hat das organische Wachstum im ersten Quartal auf 7,6 Prozent beschleunigt von 7,2 Prozent im Vorquartal und hat damit sogar die kühnsten Analystenschätzungen übertroffen. Zwar haben bereits einige Unternehmen im ersten Quartal positiv überrascht, so etwa Konkurrentin Danone. Doch Nestlé vermag laut den Expertenstimmen am stärksten zu beeindrucken.
Dies nicht zuletzt dank der offensichtlich hohen Preissetzungsmacht des Nahrungsmittelriesen: Zum starken Wachstum trugen Preiserhöhungen mit +5,2 Prozent den Löwenanteil bei. Besonders in den USA hob der Konzern die Preise kräftig an. Nestlé habe schneller an der Preisschraube gedreht, als erwartet, heisst es am Markt. Dank einem hohen Anteil an Premiumprodukten sei Nestlé gut positioniert, kommentiert etwa Vontobel.
Angesichts der Preiserhöhungen beurteilen die Analysten auch das Mengenwachstum RIG als bewundernswert. Für Schwachstellen müsse man tief graben, so der Tenor. Bei den Divisionen etwa haben sechs von sieben die Erwartungen übertroffen, nur Nestlé Health Sciences schnitt leicht schwächer als erhofft ab. Überflieger war ein weiteres Mal die Tierprodukte-Sparte, die laut Vontobel ein Drittel zum Wachstum beisteuerte.
Ein Fragezeichen machen die Beobachter teilweise beim Wachstumsausblick, der trotz des starken Jahresstarts nicht erhöht wurde. Baader Helvea rechnet allerdings damit, dass Nestlé dies im Halbjahr nachholen wird. Und die ZKB hebt positiv hervor, dass die Margenvorgaben trotz des herausfordernden Umfelds nicht gesenkt wurden.
Die Aktien von Nestlé hatten in den Handelstagen unmittelbar vor der Veröffentlichung der Quartalsumsatzzahlen einen eher schweren Stand. Gebremst worden sei die Entwicklung unter anderem von Umschichtungen in die beiden anderen SMI-Schwergewichte Roche und Novartis, so verlautet aus den Handelsräumen hiesiger Banken.
Vevey / Zürich (awp)
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