Treffen der globalen Elite |
05.06.2022 17:59:00
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Kryptowährungen in aller Munde: Weltwirtschaftsforum in Davos diskutiert über Bitcoin & Co.
Vor nicht allzu langer Zeit galt der Krypto-Bereich in der traditionellen Finanzwelt noch als Aussenseiter. Beim diesjährigen Weltwirtschaftsforum in Davos zeigte sich aber, dass Kryptowährungen aufgrund ihrer steigenden Bedeutung für die internationalen Märkte nicht mehr ignoriert werden können. In den Debatten prallten äusserst verschiedene Meinungen aufeinander.
• Offensive Werbekampagnen der Krypto-Unternehmen beim Weltwirtschaftsforum
• Konkretere Gesetze für Krypto-Bereich gefordert
Alle Jahre wieder trifft sich die globale Elite in den Schweizer Alpen, um aktuelle geopolitische und ökonomische Entwicklungen zu diskutieren. Zwischen dem 22. und 26. Mai war es wieder so weit, das 52. Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums fand statt. Neben der Ukraine-Krise und der Inflation wurden auch Krypto-Themen besprochen - Bitcoin, Ether und Co. waren so präsent wie nie zuvor.
Krypto-Sektor: Vom Pariah zum wichtigen Bestandteil des Finanzsystems
Vor einigen Jahren war es noch undenkbar, dass auf der vergleichsweise junge Krypto-Sektor auf diesem etablierten Treffen eine so grosse Rolle spielen würde. Der Bitcoin, 2008 vom unbekannten Gründer mit dem Pseudonym Satoshi Nakamoto ins Leben gerufen, wurde jahrelang von der traditionellen Finanzwelt belächelt. Doch inzwischen verfügt der Bitcoin laut "CoinMarketCap"-Daten über eine Marktkapitalisierung von über 603 Milliarden US-Dollar (Stand: 31. Mai 2022), alle Kryptowährungen zusammengenommen sind sogar 1,30 Billionen US-Dollar wert - und damit schlichtweg zu gross, um weiter ignoriert zu werden.
Krypto-Unternehmen mit hoher Präsenz in Davos
Die wachsende Bedeutung von Kryptowährungen spiegelt sich in der erhöhten Präsenz von Krypto-Unternehmen entlang der Hauptpromenade in Davos wieder, auf der bedeutsame Finanzfirmen alljährlich ihre Dienstleistungen und Produkte anpreisen. "Vor fünf Jahren waren wir noch das einzige Krypto-Unternehmen auf der Promenade", berichtet Sandra Ro, CEO von Global Blockchain Business Council (GBBC) bei der Eröffnungszeremonie gegenüber "CoinDesk". "Und schaut es euch jetzt an", verweist Ro auf die zahlreichen Krypto-Firmen entlang der Werbeallee, darunter Filecoin, Circle, Polkadot, Securrency, GBBC und Casper Labs.
CEOs von Ripple und Circle diskutieren über Krypto-Themen
Neben der omnipräsenten Werbung von Krypto-Unternehmen zeigt sich die erhöhte Akzeptanz für Bitcoin und Co. auch darin, dass sich mehrere Diskussionspanels im Rahmen des Weltwirtschaftsforum explizit mit Krypto-Themen beschäftigen. Für die am meisten verfolgte Debatte "Remittances for Recovery: A New Era of Digital Money" kamen unter anderem Jeremy Allaire, Vorsitzender und CEO von Circle Pay, und Brad Garlinghouse, CEO von Ripple, zusammen. Sie besprachen die zukünftigen Aussichten für Auslandsüberweisen von Kryptowährungen, gerade auch in ärmere Staaten. Ein brisantes Thema war zudem die Haltung der nationalen Zentralbanken gegenüber den Kryptowährungen.
Insgesamt gaben sich die Krypto-Protagonisten bullish für die Zukunft von Cyberwährungen, trotz des derzeitigen Abverkaufs von Bitcoin und Co. Trotz des makroökonomischen Gegenwinds könnten Kryptowährungen weiterhin gedeihen - besonders dann, wenn die bislang noch unzureichende beziehungsweise kryptische Gesetzeslage klarer werde.
Allen voran betonten Garlinghouse und Allaire den dringenden Bedarf an regulatorischer Klarheit in der Krypto-Welt. Allaire, dessen Unternehmen Circle Pay den Stablecoin USD Coin (USDC) herausgibt, ist der Ansicht, die Welt bewege sich auf einen Punkt zu, an dem das Konzept einer grenzüberschreitenden Zahlung genauso normal werde wie das Konzept einer grenzüberschreitenden E-Mail. Bislang werde ein solches globales Zahlungssystem durch ineffektive Gesetze behindert. Kryptowährungen seien die optimale Instrumente, um komplikationsfrei transnationale Transaktionen zu vereinfachen. Seine Prognose: "Wir denken nicht über grenzüberschreitende E-Mails nach. Wir denken nicht daran, grenzüberschreitend im Internet zu surfen, es ist absurd, sich das vorzustellen. Und ich glaube, dass wir bei Geld an der Schwelle dazu stehen. Und wenn es um Überweisungen geht, glaube ich, dass auch das Konzept der Überweisung verschwinden wird", so Allaire. Er hoffe, dass der Krypto-Sektor beim kommenden Davos-Forum mehr Beispiele für Lösungen von Gesetzesunklarheiten vorlegen werde.
Der Ripple-CEO Garlinghouse stimmt seinem Kollegen zu, dass es einer grösseren Klarheit bezüglich der Krypto-Regulierungen bedarf. Hier hinkten die USA zurück: "Ich sage, gründet nicht in den USA, denn dort sind einige feindselig und unsicher, und in Japan und Singapur gibt es viel mehr Klarheit, oder geht hierher in die Schweiz, um global zu investieren, denn mehr Klarheit, mehr Gewissheit wird [die Innovation] fördern," gab Garlinghouse zu Bedenken.
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Regulierung von Cyberwährungen: Omnipräsentes Thema in Davos
Bezeichnenderweise wurde auch in Diskussionen, die eigentlich gar nicht über Kryptowährungen gehen sollten, immer wieder der Cyberdevisen-Bereich angeschnitten. So sollten NASDAQ-CEO Adena Friedman, PayPal-CEO Dan Schulman, US-Senator Pat Toomey (R-Pa.) und der Wirtschaftswissenschaftler Jason Furman eigentlich ihre Ansichten über die Zukunft der US-Wirtschaft preisgeben. Doch ein grosser Teil der Diskussion drehte sich um Bitcoin und Co. Furman, Wirtschaftsprofessor an der Harvard University, gab dabei seiner Meinung Ausdruck, er halte einen digitalen US-Dollar nicht für notwendig: "Für viele Länder auf der Welt könnten digitale Zentralbankwährungen (CBDC) sinnvoll sein, aber ich glaube nicht, dass die Vereinigten Staaten sie brauchen". Der US-Senator Toomey denkt ebenfalls, dass eine solche CBDC in den USA nicht benötigt werde, da es bereits genug private Stablecoins gebe. Dagegen hält er eine genauere Gesetzeslage in puncto Stablecoins für unerlässlich: "Ich denke, wir sollten einen Rahmen schaffen, der es privat ausgegebenen Stablecoins ermöglicht, in einem vernünftigen Rahmen zu gedeihen, und wenn das geschieht, bin ich mir nicht sicher, wie sehr wir einen digitalen US-Dollar brauchen", sagte er. Diesbezüglich habe er einen Gesetzesvorschlag unterbreitet.
"Bitcoin ist kein Geld" - Kritik von stellvertretender IWF-Direktorin
Doch bei Weitem nicht alle Teilnehmer des Davoser Forums sind Krypto-Enthusiasten. Im Gegenteil, viele Zentralbanker und Finanzaufsichtsbehörden betonten die Nachteile der Cyberwährungen, wie unter anderem die hohe Volatilität. So ist Kristalina Georgieva, geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF), der Ansicht, Kryptowährungen wie Bitcoin seien kein Geld, sondern Vermögenswerte. "Eine Voraussetzung für etwas, das Geld ist, ist, dass es ein stabiles Wertaufbewahrungsmittel ist", sagte Georgieva.
Dessen ungeachtet prüften einem aktuellen Bericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) zufolge neun von zehn Zentralbanken weltweit die Gestaltung und Ausgabe von CBDCs.
Nach den intensiven Debatten in Davos steht zumindest eins fest: In der Finanzwelt, und zunehmend auch im politischen Bereich, gibt es grossen Gesprächsbedarf bezüglich der Zukunft von Kryptowährungen. Die digitalen Tokens sind endgültig ein Politikum geworden, wie das fünftägige Weltwirtschaftsforum in Davos zeigte.
Redaktion finanzen.ch
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