Hoffnung auf Impfstoff |
27.11.2020 23:03:00
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Nachfrage nach riskanten Anlagen gestiegen: Markteuphorie schwappt auch auf den Schweizer Anleihenmarkt über
Der Sieg von Joe Biden bei der diesjährigen US-Präsidentschaftswahl sowie zuversichtliche Studienergebnisse zu Impfstoffen gegen das Coronavirus sorgen für neuen Mut an den Märkten. Während also US-Bonds von den Neuigkeiten profitieren, ist die Euphorie auch am Schweizer Anleihenmarkt spürbar.
• Biden-Sieg löst Markteuphorie aus
• US-Anleihen profitieren - Schweizer Markt zieht nach
Corona-Krise belastet Anleihenmarkt
Seit Beginn der Corona-Krise und starken Markteinbrüchen im März hielten sich Anleger tendenziell eher zurück und verfolgten vor allem weniger riskante Investitionen. Auch der Anleihenmarkt hat es seit Beginn der Corona-Krise schwer, wie die "Neue Zürcher Zeitung" berichtet. Während Kurseinbrüche am Aktienmarkt zuvor die Gewinne bei Bonds steigen ließen und konträr dazu auch Kurse von Wertpapieren anstiegen, wenn Obligationen sanken, sei diese Wechselwirkung nun aber weggefallen. Zwar wurden auch während der Pandemie immer wieder Anlagewechsel von Aktien zu Bonds und umgekehrt durchgeführt, sobald sich die Stimmung an den Märkten verändert hatte, die Renditen der Obligationen konnten in diesen Fällen aber dennoch nur ein spärliches Kursplus verzeichnen.
Pictet-Chefstratege Anastassios Frangulidis zufolge waren Zinsen in der ersten Phase nach einer Rezession zuvor historisch bedingt noch deutlich angestiegen. Die derzeit ungewöhnliche Entwicklung am Anleihenmarkt hänge mit den Massnahmen der Zentralbanken zusammen, sowie der Frage, wann diese wieder zurückgenommen oder gelockert werden. Somit bestehe nach wie vor das Risiko einer Rezession. Dennoch sei in naher Zukunft kein Zinsanstieg erwartbar, weil die US-Notenbank Fed in den nächsten drei bis vier Jahren wohl keine Erhöhung des Leitzins vornehmen werde. Dazu müsste eine deutliche Konjunkturbelebung vorliegen, so Frangulidis. Zwar gebe es Signale für eine Erholung, dennoch belaste die Gefahr der Pandemie weiter. Somit sei die Wahrscheinlichkeit auf eine Verbesserung der Renditen in der nächsten Zeit eher gering.
US-Anleihen steigen nach Impfstoff-Neuigkeiten und US-Wahlergebnis
Mit dem US-Wahlsieg für den Trump-Herausforderer Joe Biden und ermutigenden Impfstoff-Neuigkeiten von BioNTech und Pfizer, Moderna und AstraZeneca, hellt sich die Stimmung an den Märkten wieder mehr auf - und Investoren lassen sich wieder von risikoreicheren Anlagechancen locken. Die Euphoriewelle schwappt auch auf die Anleihenmärkte über. So stieg die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen auf über 0,95 Prozent, nachdem BioNTech und Pfizer ihrem Impfstoff eine mehr als 90-prozentige Wirksamkeit gegen COVID-19 zuschrieben - mittlerweile haben die Unternehmen den Schutz auf 95 Prozent nach oben korrigiert. Sowohl die jüngsten Nachrichten zu Corona-Impfstoffen als auch der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl sorgen in manchen Bereichen für neuen Mut: Während US-amerikanische High-Yield-Bonds, also Anleihen mit einer Bewertung unter "BBB-" (Lower medium grade), aktuell die niedrigsten Renditen überhaupt aufweisen, sind Bonds mit hohen Zinsen aus den Branchen Unterhaltung, Tourismus und Energie beliebter denn je. Bei den Aufsteigern handelt es sich also um Unternehmen, die besonders unter der Krise litten und sich nun neues Kapital beschaffen wollen.
Trotz aller Euphorie ist die Situation aber nach wie vor unsicher. So ist noch nicht bekannt, wie lange es dauen wird, bis die Impfstoffe flächendeckend angewendet werden können. Aktuell belasten außerdem hohe Neuinfektionszahlen, Kontaktbeschränkungen und damit verbundene wirtschaftliche Folgen.
Ähnliche Beobachtungen am Schweizer Markt
Dennoch schauen sich auch Anleger am Schweizer Kapitalmarkt nach riskanteren Obligationen um. Laut Michael Wölfle, Leiter Debt Capital Markets bei der Zürcher Kantonalbank, habe sich der Schweizer Markt kurz vor der US-Wahl kaum noch bewegt. Auch nach dem Event waren Anleger noch deutlich verunsichert, sodass starke Ausschläge erstmal auf sich warten ließen. Die Tatsache, dass der Versicherer Helvetia nun aber eine Hybrid-Anleihe am Markt platziert hat, spreche für Normalität, da es sich bei dieser Art von Bonds um eher riskante Anlagegüter handle. So gelte, dass riskante Investments eher vermieden werden, wenn an den Märkten hohe Volatilität herrsche. Dies sei nun aber nicht mehr der Fall, sodass Anleger nun wieder bereit seien, riskanter zu agieren. Dafür spreche auch, dass das Emissionsvolumen bei Obligationen leicht über dem Vorjahresniveau liege. Zu Beginn des Jahres habe es hier zwar einen sehr hohen Vorsprung gegeben, der durch die Corona-Krise aber deutlich abgesackt ist und nun noch 7 Prozent beträgt. So haben Unternehmen wie Sulzer, Lonza, Givaudan, Lindt und Swissgrid, aber auch die Städte Zürich und Bern in den letzten Wochen mithilfe des Schweizer Anleihenmarkts Kapital aufgenommen. Dieses Vorgehen soll noch bis Anfang Dezember fortgesetzt werden, wenn die Vorweihnachtspause beginnt, in der kein Kapital mehr aufgenommen wird. Am 1. Dezember läuft außerdem die Übergangsphase für das Finanzdienstleistungsgesetz (Fidleg) aus. Mit der dann ausschliesslich Anwendung findenden neuen Gesetzgebung gestalte es sich komplizierter, an Kapital zu kommen.
Redaktion finanzen.ch
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