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13.06.2024 22:12:00
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UBS warnt vor acht Anzeichen, die auf eine übertriebene Börsenrally hindeuten
Schon seit Monaten legen die internationalen Börsen einen beachtlichen Lauf hin. Mit den steigenden Kursen haben aber auch die Abwärtsrisiken zugenommen. Ein UBS-Analyst sieht sogar acht Warnzeichen und warnt vor allzu grossen neuen Aktien-Engagements.
• UBS-Stratege Garthwaite warnt vor Überschwang
• Sechs Warnzeichen seien bereits erfüllt
Den vielen Belastungsfaktoren von Ukraine- und Nahost-Krieg, weiterhin hohen Leitzinsen bei hartnäckiger Inflation oder schwächelnder Globalkonjunktur zum Trotz stürmten DAX, Dow Jones oder NASDAQ Composite im laufenden Jahr zuletzt von Rekordhoch zu Rekordhoch. Es sind besonders die Aussichten auf sinkende Leitzinsen und eine damit erhoffte Belebung der Weltwirtschaft, die Investoren in Aktien treiben. Ein weiterer Faktor, der für grossen Optimismus sorgt, ist das schnelle Voranschreiten der Innovationen rund um die Künstliche Intelligenz (KI). Einige Experten rechnen dank der KI-Technologie mit deutlichen Produktivitätsfortschritten.
Allerdings nehmen inzwischen mahnende Stimmen zu: Demzufolge seien die Kurse schon sehr weit gelaufen, die Chancen auf weitere Sprünge hätten zumindest kurzfristig abgenommen. Auch mehrere Marktindikatoren mahnen zur Vorsicht. Dieser Meinung ist auch ein UBS-Analyst, der kürzlich konkrete Warnzeichen an den Kapitalmärkten unter die Lupe nahm und Alarm läutete.
UBS-Stratege: Situation vergleichbar mit 1997
In einer kürzlich erschienenen Notiz von UBS hat der Stratege Andrew Garthwaite acht potenzielle Warnzeichen einer Aktienmarktblase skizziert - und laut Garthwaite blinken sechs von ihnen bereits auf. Das bedeutet, dass sich der Aktienmarkt zwar noch nicht in einer Blase befinde, dies aber bald der Fall sein könnte. "Das Aufwärtsrisiko besteht darin, dass wir in einer Blase landen. Wenn wir uns in einer solchen Situation befinden, dann glauben wir, dass es momentan ähnlich wie 1997 und nicht wie 1999 ist", zitiert "yahoo finance" aus Garthwaites Studie. Ein solches Platz einer Blase könne zu einem Rückgang der Aktienkurse von bis zu 80 Prozent führen. "Wir investieren nur für die Blasen-These, wenn wir uns im Jahr 1997 und nicht 1999 befinden (was wir glauben)", so Garthwaite. Ab 1997 stiegen die Aktienkurse, insbesondere jene von Tech-Unternehmen deutlich an, um in 1999 nahezu ungebremst nach oben zu schiessen. Im Frühjahr 2000 kam es zu einem Platz der sogenannten Dotcom-Blase, viele der spekulationsgetriebenen Hype-Aktien stürzten um mehr als 80 Prozent ein, auch der gesamte Markt gab deutlich ab.
Laut Garthwaite könnten wir uns im Jahr 2024 in einer ähnlichen Situation wie 1997 befinden, als sich der Beginn einer verhängnisvollen Blase ankündigte. Dem UBS-Strategen zufolge seien sechs Warnsignale für ein solches Szenario bereits eingetroffen, während zwei Gefahren noch nicht erfüllt seien.
Warnzeichen Nr. 1: Ende eines strukturellen Bullenmarktes
Eine erste Gefahr sieht Garthwaite in übertriebenen Renditeerwartungen, die sich infolge einer starken jüngeren Börsenvergangenheit unter Anlegern breitmachen. "Blasen treten in der Regel dann auf, wenn die historischen Aktienrenditen im Vergleich zu den Anleiherenditen sehr hoch waren und die Anleger daher die historischen Renditen als Vorhersage für künftige Renditen extrapolieren." Dem UBS-Strategen zufolge befinden wir uns deshalb in der Endphase eines langjährigen, strukturellen Bullenmarkts.
Warnzeichen Nr. 2: Schwächelnde Unternehmenszahlen
Garthwaite sieht in schwächelnden Unternehmensgewinnen eine grosse Belastung für die künftige Aktienmarktentwicklung. Während die Gewinne des S&P 500 im vergangenen Jahr boomten, weist Garthwaite auf eine weitere Messgrösse für Unternehmensgewinne hin, die von den Anlegern beobachtet werden sollte: die NIPA-Gewinne. Diese messen die Rentabilität aller Unternehmen, einschliesslich der Privatunternehmen, die nicht an der Börse notiert sind. Wenn die NIPA-Gewinne von den Gewinnen der börsennotierten Unternehmen abweichen, sollten die Anleger aufmerksam werden. Eine solche Diskrepanz sei derzeit zu beobachten, so der UBS-Experte. "Wir können dies sehen, wenn wir uns die aktuelle Periode ansehen, in der die NIPA-Gewinne fielen, während die Börsengewinne stiegen. Das Gleiche war in Japan in den späten 1980er Jahren der Fall", so Garthwaite.
Warnzeichen Nr. 3: Fehlende Marktbreite der Rally
Ein schlechtes Zeichen für den Aktienmarkt sei es Garthwaite zufolge, wenn sich eine Börsen-Rally auf ein paar wenige Unternehmen konzentriert. Eine solche fehlende Marktbreite sei derzeit zu beobachten, da der KI-Hype besonders die Aktien von schwer gewichteten Mega-Cap-Unternehmen à la NVIDIA, Microsoft oder auch Alphabet antrieb, während traditionelle Industrie- und Konsumgüterunternehmen nicht einen solchen rasanten Gewinnanstieg verzeichneten. Deshalb liefere der Durchschnittswert der Aktien keine starken Erträge, so Garthwaite.
Warnzeichen Nr. 4: 25-Jahre-Abstand zur letzten Blase
Die letzte Börsenblase ist laut Garthwaite schon einige Jahre her - so lange, dass jüngere Investoren sich nicht mehr erinnern können und ältere Investoren diese bereits verdrängt hätten. "Dies ermöglicht es einer ganzen Reihe von Anlegern zu glauben, dass es dieses Mal anders ist, und Theorien zu entwickeln, dass Aktien auf einem strukturell anders bewerten werden sollten", warnt Garthwaite.
Warnzeichen Nr. 5: Narrativ der bahnbrechenden Technologie
Garthwaite sieht auch in dem Hype rund um das Thema der KI-Technologie ein Warnzeichen, sehen viele Investoren und Manager doch darin einen Heiligen Gral zu bahnbrechenden Produktivitätsfortschritten. Ein solches Narrativ sei bereits in vielen historischen Blasen präsent gewesen. "Im 19. Jahrhundert gab es eine Blase im Zusammenhang mit der Eisenbahn und im 20. Jahrhundert gab es eine Blase im Vorfeld von 1929, die mit der Massenproduktion von Autos, der Elektrifizierung der Städte und dem Radio verbunden war", erläutert Garthwaite.
Warnzeichen Nr. 6: Massives Interesse von Kleinanlegern
Bekannterweise ist es besonders auch das Interesse von Kleinanlegern, das eine Börsenblase nährt - die sprichwörtliche "Milchmädchen-Hausse". Wenn Kleinanleger aggressiv in den Aktienmarkt investieren, kann die Risikoprämie für Aktien auf ein sehr niedriges Niveau sinken, was zu himmelhohen Bewertungen führt. "Es gibt einige Anzeichen dafür, wie zum Beispiel das Bull/Bear-Verhältnis der Privatanleger, das im Vergleich zur Norm sehr hoch ist", stellt Garthwaite in Bezug auf die gegenwärtige Lage fest.
Warnzeichen Nr. 7: Zu lockere Geldpolitik
Frühere Blasen traten auf, als die Realzinsen in grossem Umfang sanken. Das durch eine expansive Geldpolitik billige Geld treibt die Spekulationslust der Anleger an, die vermehrt mit Krediten ihre Rendite hebeln wollen. Die Bewertungen der Unternehmensaktien steigen dadurch deutlich an, was eine Blasenbildung begünstigt.
Derzeit sind die Zentralbanken aber weit davon entfernt, eine expansive Geldpolitik zu fahren - im Gegenteil, das Zinsniveau liegt auf einem hohen Niveau. Zwar leitete die EZB die Leitzinssenkungsphase bereits ein, bei der Fed ist der Zeitpunkt hierfür aber noch nicht konkret absehbar. "Die derzeitigen monetären Bedingungen erscheinen im Vergleich zur Produktionslücke ungewöhnlich eng", kommentiert Garthwaite.
Warnzeichen Nr. 8:Lange Phasen von nur geringen Rücksetzern
Frühere Aktienmarktblasen hatten eine mehrjährige Phase mit begrenzten Ausverkäufen von weniger als 20 Prozent. Da der S&P 500 im Jahr 2022 allerdings einen schmerzhaften Bärenmarkt erlebte und auf seinem Tiefstand - inmitten Zins- und Rezessionssorgen - mehr als 25 Prozent einbüsste, könnte es laut Garthwaite noch ein langer Weg sein, bis diese Bedingung erfüllt ist.
Fazit
Auch wenn einige Warnzeichen somit zur Vorsicht gemahnen, so sind doch zwei wichtige Bedingungen für eine gefährliche Blase derzeit nicht erfüllt: eine ultraliquide Geldpolitik und eine jahrelange Abwesenheit einer bedeutsamen Korrektur. Deshalb, so Garthwaite, könnte die aktuelle Situation eher 1997 als 1999 entsprechen - ein grösserer Crash könnte demnach vorerst nicht anstehen, aber Investoren sollten sich beim derzeitigen Kursniveau ihr Aktienengagement zumindest gründlich überlegen.
Redaktion finanzen.ch
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