Marktbeherrschendes Thema |
25.02.2022 20:42:00
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Geldpolitik der SNB: Das bedeuten steigende Zinsen und Inflation für Anleger
Während die Teuerungsraten in der Eurozone wie auch in den USA derzeit durch die Decke gehen, ist die Inflationsrate in der Schweiz nach wie vor recht moderat. Eine Straffung der Geldpolitik durch die SNB ist derzeit also noch nicht zu erwarten, dennoch könnte die Ära der Negativzinsen allmählich zu Ende gehen.
• Straffung der Geldpolitik in der Schweiz zunächst nicht nötig
• Leitzinserhöhung dennoch früher als bislang erwartet?
Der Start in das neue Börsenjahr 2022 verlief bislang eher holprig, an den Börsen geht es auf und ab. Insbesondere die Inflation und Zinsen sind aktuell in aller Munde und bleiben - neben geopolitischen Spannungen - nach wie vor ein grosses Thema am Aktienmarkt. Während die Inflation in den USA derzeit bei über 7 Prozent liegt, beträgt sie in der Eurozone über 5 Prozent. Zahlreiche Notenbanken ziehen vor diesem Hintergrund baldige Zinserhöhungen in Betracht. Aufgrund der enorm gestiegenen Teuerungsrate sieht sich auch die US-Notenbank Fed gezwungen zu handeln. So erwarten etwa Strategen der US-Grossbank JPMorgan für die Vereinigten Staaten ab März dieses Jahres 9 Zinserhöhungen in Folge: "Dieses Szenario ist noch einmal schärfer als das, was im Moment an den Rentenmärkten eingepreist wird", kommentierte der Vermögensverwalter QC Partners. Der US-Leitzins würde damit bis März 2023 um 2,25 Prozent ansteigen.
Moderater Inflationsanstieg in der Schweiz
Auch in der Schweiz sind Zinsen und die Inflation ein marktbeherrschendes Thema. Führende Ökonomen glauben jedoch, dass die Schweiz 2022 von deutlichen Preisanstiegen verschont bleiben dürfte. Die Inflationsentwicklung lasse derzeit keine baldige Straffung der Geldpolitik erwarten.
Während die Schweizer Grossbank UBS im November 2021 noch eine Inflationsrate von lediglich 0,7 Prozent in diesem Jahr erwartete, ging Economiesuisse im Dezember immerhin von einem Anstieg von 1,2 Prozent für 2022 aus. Die SNB erwartet dagegen in ihrer letzten Prognose eine Inflationsrate von einem Prozent in diesem Jahr. Die Prognosen liegen damit aber noch immer deutlich unter jenen für beispielsweise die USA. Aktuell liegt die Teuerungsrate in der Schweiz bei 1,6 Prozent.
Doch warum ist die Inflation in der Schweiz deutlich geringer als im Ausland? Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) verweist einerseits auf den Anteil der Energiekosten am Warenkorb, der in der Schweiz kleiner sei als in anderen Ländern. Ausserdem sei die Geldpolitik in der Schweiz nicht so expansiv wie in anderen Ländern, führt SRF weiter aus. Zudem habe die Aufwertung des Franken die Inflation tief gehalten.
Straffung der Geldpolitik in der Schweiz früher als gedacht?
Dennoch haben zahlreiche Experten ihre Prognosen zuletzt angehoben. Auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde sagte kürzlich, man habe die Inflation unterschätzt. Muss die Schweizerische Nationalbank ihre Prognose demnach nun auch nach oben korrigieren? Geht es nach SNB-Präsident Thomas Jordan, dürfte dies noch nicht nötig werden: "Wir gehen davon aus, dass die Inflation jetzt auf dem Höhepunkt ist und nachher langsam zurückgeht", zitiert SRF. Aus diesem Grund gebe es momentan auch keinen Anlass für Zinserhöhungen, so Jordan. Die Negativzinsära hält also weiterhin an - derzeit liegt der Leitzins in der Schweiz seit 2015 bei -0,75 Prozent. Sollte sich die Inflation allerdings bei über 2 Prozent festsetzen, müsste die Geldpolitik doch gestrafft werden, so der SNB-Präsident.
Im Gegensatz zur SNB haben zahlreiche Ökonomen ihre Erwartungen zuletzt jedoch geändert. Während die Experten der Credit Suisse bis vor kurzem keinen Zinsschritt der SNB in 2022 oder 2023 gesehen hatten, gehen sie mittlerweile davon aus, dass die Schweizerische Nationalbank den Leitzins im Jahr 2023 zwei Mal um insgesamt 0,5 Prozentpunkte anheben wird. Ökonomen der Zürcher Kantonalbank glauben derweil sogar daran, dass es schon bald "aufgrund jüngster Entwicklungen" zum Ende der Negativzinsära kommen dürfte. "Die jüngsten Entwicklungen haben uns zu einer Neueinschätzung bewogen. Neu rechnen wir bereits Ende 2022 mit einer Zinserhöhung der EZB und der SNB", schreiben die Ökonomen in einem kürzlich veröffentlichten Bericht. Und weiter: "Im Jahr 2023 wird sie ihre Negativzinspolitik beenden". Auch die Experten der Grossbank UBS erwarten mittlerweile frühere Zinsschritte. Wie es in einer kürzlich veröffentlichten Studie heisst, dürfte die SNB den Leitzins im Dezember dieses Jahres erstmals seit 2007 wieder um 0,25 Prozent anheben. Weitere Erhöhungen um je 0,25 Prozent erwarten die Ökonomen für März und Juni 2023.
Negative Folgen für Anleger?
Wie schweizeraktien.net, ein Netzwerk für Unternehmen und Kapitalgeber, betont, erwarte derzeit ausserdem jede dritte Schweizer Bank eine Zunahme der Kreditausfälle. Steigende Leitzinsen wären vor diesem Hintergrund problematisch, denn bei der Vergabe neuer Hypotheken stiegen auch die Risiken von Kreditausfällen. Für 2022 dürften die Hypothekenzinsen in der Schweiz weiter volatil bleiben, heisst es ausserdem, extreme Ausschläge seien allerdings nicht zu erwarten.
Sobald die SNB auf den Anstieg der Verbraucherpreise mit einem moderaten Zinsanstieg reagiert, dürften Banken in der Schweiz tendenziell davon profitieren. Auch für Hypothekenkunden sollte sich die Situation nicht wirklich verschlechtern, denn der Effekt der Zinserhöhung dürfte insbesondere für bestehende Hypotheken erst sehr verzögert eintreten. Für Erstkäufer dürfte es allerdings dann noch schwieriger werden, sich den Traum vom eigenen Haus zu erfüllen.
Redaktion finanzen.ch
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