Euro am Sonntag |
30.06.2018 20:51:00
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Flughafen-Aktien: Gewinne im Anflug
Die Ferien stehen an, der Flieger wird als Reisemittel auch dank der Billigtickets immer beliebter. Die Airportbetreiber freut’s.
Ab in den Urlaub: Die Sommerferien haben in einigen deutschen Bundesländern bereits begonnen. Bevor es aber mit Sonnenbrille, Strohhut und Badeklamotten an den Strand geht, müssen die Touristen erst hinkommen. Das kann mitunter stressig sein, denn in der Hauptsaison ist viel los, auch an den Flughäfen. 40 Prozent der Deutschen nutzten im vergangenen Jahr das Flugzeug für ihre Urlaubsreise. Im Jahr 2000 waren es nur 30 Prozent. In der Ferienzeit erwartet allein der größte deutsche Airport in Frankfurt, der Hauptstandort des Betreibers Fraport, bis zu 235.000 Fluggäste pro Tag.
Auch europaweit ist die Zahl der beförderten Passagiere deutlich gestiegen. Ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht. Die Verkehrszahlen an den Flughäfen nehmen durch den Boom der Billigfluglinien weiter zu. Die irische Ryanair hatte im Mai dieses Jahres insgesamt 12,5 Millionen Passagiere befördert. Damit sind die Iren fast so groß wie die größte europäische Airline, die Lufthansa, mit insgesamt 12,9 Millionen.
Die zunehmende Zahl der Fluggäste freut die Flughafenbetreiber. Denn Airports verdienen den Großteil des Gelds über Gebühren. Den Löwenanteil macht dabei das sogenannte Passagierentgelt aus, das je abfliegendem Fluggast und abhängig vom Reiseziel erfasst wird. Am stärksten gestiegen ist zuletzt das Lärmentgelt, das nach Lärmkategorie des Flugzeugs berechnet wird. Dadurch sollen die Airlines leisere Flieger einsetzen.
Insgesamt nahm Fraport über die Flughafenentgelte im vergangenen Jahr 780,3 Millionen Euro ein, was rund 27 Prozent des gesamten Umsatzes von knapp drei Milliarden Euro entsprach - und einem Zuwachs von knapp vier Prozent. Die Höhe der Entgelte ist gesetzlich vorgeschrieben, weshalb der MDAX-Konzern zwar vom Passagierwachstum profitiert, bei den Preisen aber wenig Spielraum hat.
Mit den Einnahmen baut Fraport etwa die Infrastruktur aus, pflegt und wartet Start- und Landebahnen sowie Terminals. Auch die Expansion ins Ausland hat der Konzern bereits geschafft. Denn die Hessen sind neben ihrem größten Standort in Frankfurt beispielsweise auch im beliebten Urlaubsland Griechenland aktiv und an 14 griechischen Regionalflughäfen beteiligt.
Ein wichtiger Teil des Geschäfts findet hinter der Sicherheitskontrolle an den Terminals statt, wo die Passagiere auf das Boarding warten. Der Airport verdient über die Vermietung der Flächen an Händler und Gastronomen. Die Höhe der Mieten ist dabei überwiegend abhängig vom Umsatz der Shops. Rund 18 Prozent des Gesamtumsatzes erzielten die Hessen in diesem Segment.
Fraport selbst rechnet für 2018 mit höheren Umsätzen im Retail-Bereich. Denn die Zahl der Passagiere dürfte in Zukunft weiter wachsen. Zudem brummt die Konjunktur nach wie vor, der Wohlstand in Deutschland ist groß. Und die Deutschen geben gern Geld für Reisen aus: Im vergangenen Jahr ließen die Bundesbürger pro Person und Urlaubsreise ab fünf Tagen Dauer im Durchschnitt rund 1.000 Euro springen, so viel wie nie zuvor. Der Trend dürfte einstweilen anhalten.
Für ein paar Tage weg
Nicht nur längere Reisen sind gefragt. Hoch im Kurs stehen insbesondere auch Kurztrips. Abstecher in europäische Metropolen wie Paris, London oder auch kleinere Städte wie Zürich sind beliebt. Die Menschen fliegen häufiger, die Passagierzahlen an Flughäfen wie Zürich oder Wien steigen.
Auf den Kurz- und Mittelstrecken herrscht zwischen den Fluglinien ein harter Preiskampf. Ganz vorn mit dabei sind die Billigairlines. Für die Flughafenbetreiber sind sie allerdings auch eine Herausforderung. Denn Easyjet, Ryanair und Co fahren einen intensiven Sparkurs und verzichten auch auf Serviceleistungen der Airports.
Die Flugzeuge stehen kürzer am Boden, dadurch sinken die Gebühren. Die Discountkunden abzulehnen ist für die Airports allerdings wenig sinnvoll. "Da sich das Geschäftsmodell der Billigflieger immer mehr auf der Kurz- und Mittelstrecke durchsetzt, muss auch Fraport Billigflieger zulassen, um eine Abwanderung von Passagieren zu anderen Flughäfen zu vermeiden", erklärt Nord/LB-Analyst Wolfgang Donie.
Die Low-Cost-Airlines könnten auch die alteingesessenen Kunden verschrecken. 2017 hatte etwa der Fraport-Großkunde Lufthansa nicht hinnehmen wollen, dass die Hessen Ryanair Rabatte gewähren. Die Lufthansa drohte, Flugzeuge abzuziehen und in München zu stationieren - und somit den bayerischen Flughafen als Drehkreuz für Umsteiger zu nutzen. Dadurch hätte es in Frankfurt weniger Transferpassagiere gegeben. Diesen Streit haben die Konzerne beigelegt: Fraport verzichtete auf einen neuen Entgeltantrag und hob die Start- und Landegebühren für die Lufthansa nicht wie geplant an.
Wien in Bedrängnis
Eine Abwanderung von Fluggesellschaften wegen der Konkurrenz durch Billigflieger könnte dem Flughafen Wien drohen. Dieser wird von vielen Airlines als Transferknoten für Flüge nach Osteuropa genutzt. Seit Anfang Juni startet dort Laudamotion, die Nachfolgegesellschaft der insolventen Air-Berlin-Tochter Niki. "Ein zu starkes Wachstum von Laudamotion könnte mittelfristig andere Fluggesellschaften, die für den Flughafen profitabler sind, stark unter Druck setzen", sagt Ruxandra Haradau-Döser, Analystin bei Kepler Cheuvreux. Laudamotion lockt Fluggäste mit extrem günstigen Tickets an: Auf manchen Strecken geht es bereits für 9,99 Euro in die Ferien.
Investor-Info
Fraport
Im Aufwind
Der größte deutsche Flughafen ist geografisch gut aufgestellt. Der Einbruch der Reisezahlen in die Türkei belastete den Beteiligungsflughafen in Antalya zwar zeitweise stark. Inzwischen ist auch dieser Standort wieder auf Wachstumskurs. Einen Schub dürften vor allem die Flughäfen in Griechenland geben. Fraport zählt wegen des Retailgeschäfts zu den Konsumprofiteuren. Für die kommenden Jahre erwarten Analysten steigende Gewinne. Auch charttechnisch ist das Papier vielversprechend. Attraktiv.
Flughafen Wien
Drehkreuz
Der Flughafen Wien profitiert von der guten Konjunktur und der steigenden Nachfrage nach Reisen in Länder wie Russland, Polen oder Kroatien. "Wachstumstreiber für den Flughafen Wien ist das Osteuropa-Geschäft", sagt Bernd Maurer, Analyst bei der Raiffeisen Centrobank. Aber wegen des Billigflieger-Risikos (siehe Text) ist die Aktie für uns lediglich eine Halteposition.
Flughafen Zürich
Klein, aber fein
Der Tourismus in der Schweiz erhält derzeit Auftrieb durch die jüngste Abwertung des Schweizer Franken zum Euro. Dadurch ist der Urlaub für Touristen aus der Eurozone im Alpenland günstiger geworden. Der Flughafen in Zürich ist mit 2,7 Millionen Passagieren im Mai zwar deutlich kleiner als der Frankfurter Riese mit 6,1 Millionen, überzeugt aber mit starken Wachstumsraten. Die Aktie punktet zudem mit einer attraktiven Dividende. Empfehlung als Beimischung im Depot.
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