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Hinter den Schätzungen 18.07.2019 16:53:48

SAP enttäuscht mit ausbleibender Margensteigerung - SAP-Aktie knickt ein

SAP enttäuscht mit ausbleibender Margensteigerung - SAP-Aktie knickt ein

SAP ist bei der angestrebten Margenverbesserung im zweiten Quartal nicht vorangekommen.

SAP
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Europas grösster Softwarehersteller SAP hat im zweiten Quartal die Handelsstreitigkeiten auf der Welt zu spüren bekommen und im laufenden Geschäft deutlich schwächer abgeschnitten als erwartet. Zwar wächst das Geschäft mit der Software zur Miete weiter kräftig und wurde sogar wie von Investoren ersehnt deutlich rentabler, doch aktuell drückt bei den Walldorfern woanders der Schuh. Abfindungen und höhere Kosten für aktienbasierte Vergütungen schmälerten den Gewinn, in Asien schwächelte der Lizenzverkauf.

Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern konnte SAP nicht so stark steigern wie erwartet, es kletterte um 11 Prozent auf 1,82 Milliarden Euro. Die entsprechende Marge verharrte bei 27,3 Prozent. Dabei hatte SAP die Rentabilität im Cloudgeschäft weiter deutlich steigern können. Allerdings entwickelten sich die besonders profitablen Einmalgeschäfte mit Lizenzsoftware schwächer als von Experten geschätzt.

Der Umsatz kletterte im zweiten Quartal vor allem dank des boomenden Cloudgeschäfts und des übernommenen US-Datenanbieters Qualtrics um 11 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro. Der Umsatz in der Cloud wuchs um 40 Prozent, allerdings verlangsamten sich die Auftragseingänge in der Sparte spürbar. Für SAP-Finanzchef Luka Mucic war das kein Zeichen von weniger Schwung, wie er dem Finanzsender Bloomberg TV sagte. Vielmehr verlagere sich mehr und mehr Geschäft auf Plattformen wie Ariba, Fieldglass und Concur. Hier stellt SAP nutzungsabhängige Gebühren in Rechnung, sie sind damit kein Bestandteil des Auftragseingangs.

Die profitablere Lizenzsoftware schnitt im zweiten Quartal schwächer ab als gedacht. Der schwelende Handelskonflikt zwischen den USA und China bremste das Asiengeschäft. McDermott rechnet aber damit, dass die verschobenen Projekte der SAP-Kunden noch realisiert werden.

Der Gewinn sackte im zweiten Quartal um fast ein Fünftel auf 582 Millionen Euro ab. Das laufende Abfindungsprogramm wird für den Konzern kostspieliger, unter anderem weil sich in Deutschland mehr Mitarbeiter für das Vorruhestandsprogramm entschieden als erwartet. SAP legte noch einmal knapp 200 Millionen Euro dafür beiseite, damit summieren sich die Kosten in diesem Jahr auf knapp 1,1 Milliarden Euro.

Im Januar hatte der Konzern die erste grössere Umbaurunde nach 2015 angestossen, bis zu 4400 Mitarbeiter sollen in andere Funktionen wechseln oder auch mittels Abfindungen die Firma verlassen. Zuletzt beschäftigte SAP weltweit 98 300 Mitarbeiter. Zum Jahresende sollen es aber trotz der Abfindungen mehr sein. Denn gleichzeitig wird in anderen Bereichen eingestellt. Auf diese Weise will die Firma mit den Veränderungen in der Technologiebranche mithalten.

Neben dem Abfindungsprogramm schlug auch die aktienbasierte Vergütung in den Monaten von April bis Juni mit fast 600 Millionen Euro stärker zu Buche, weil sich der Kurs der SAP-Aktie so gut entwickelt hat. Statt bis zu 1,55 Milliarden Euro rechnet SAP für das Gesamtjahr hier jetzt mit Kosten von bis zu 1,9 Milliarden Euro.

An seinen Zielen für das Gesamtzahl rüttelte der SAP-Vorstand wegen der aktuellen Schwierigkeiten nicht. McDermott hatte mit den Zahlen zum ersten Quartal eine positive Entwicklung bei der Profitabilität versprochen. Mit dem Schwenk zur Cloudsoftware aus dem Internet war sie mehrere Jahre in Folge gesunken. SAP hat seine Kernsoftware zur Unternehmenssteuerung inzwischen in die Cloud gehievt und verzeichnet auch hier mehr Kundschaft. Künftig soll eine Kooperation mit dem Chiphersteller Intel das noch beschleunigen.

McDermott muss nach seiner Ansage zur Marge nun unter Beweis stellen, dass sich die milliardenschweren Zukäufe der vergangenen Jahre auszahlen und das Cloudgeschäft die versprochenen Gewinne auch einfahren kann. Für den Vetriebsspezialisten Callidus hat SAP vergangenes Jahr 2,4 Milliarden US-Dollar ausgegeben, für Qualtrics rund 8 Milliarden Dollar. Der Konzern wildert damit immer stärker im Revier des US-Rivalen Salesforce, der auf Software für Vertrieb und Kundenkontakt spezialisiert ist. Grössere Zukäufe sind bei SAP vorerst tabu: Schulden sollen abgebaut werden, auch Aktienrückkäufe sind geplant. Details dazu werden aber erst im November bekannt geben.

SAP-Aktie verliert kräftig

Nach dem von Konzernchef Bill McDermott versprochenen Anstieg der operativen Marge über die kommenden Jahre enttäuschte die zuletzt insgesamt lediglich stabil gebliebene Profitabilität spürbar: Die in den vergangenen Monaten stark gelaufene Aktie rutschte nach Handelsbeginn um 10 Prozent ab, der Handel wurde sogar kurzzeitig unterbrochen. Derzeit liegt das Papier 5,41 Prozent im Minus bei 113,56 Euro und zieht den deutschen Leitindex DAX als Schwergewicht damit nach unten.

Goldman-Sachs-Analyst Mohammed Moawalla sprach von moderat verfehlten Erwartungen. Das dürfte auch an etwas weniger Rückenwind durch Wechselkurse liegen, wie auch an der konjunkturellen Ungewissheit in Asien. Eine negative Aktienkursreaktion sei aber auch der starken Entwicklung der Aktie in der jüngsten Zeit geschuldet. Für Experte Knut Woller von der Baader Bank sind aber die Jahresziele des Konzerns nicht in Gefahr, hier sei SAP auf Kurs.

WALLDORF (awp international)

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Bildquelle: SAP AG,SAP AG / Wolfram Scheible

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