Doch kein No-Go? |
01.06.2021 22:59:00
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Warum teure Aktien nicht unbedingt gegen einen Kauf sprechen
Angesichts der Rekordhöhen, die so manche Anteilsscheine aktuell an den Börsen erreichen, ist sich sicherlich so mancher Anleger unsicher, was er am Markt eigentlich noch kaufen kann. Doch nicht immer spricht eine hohe Bewertung gegen einen Kauf.
• Anleger sollte nicht nur auf KGV schielen, sondern alle Faktoren bei Aktienauswahl beachten
• Expansive Geldpolitik treibt Anleger weiter an die Börsen
Viele Aktienmärkte haben gerade Hochkonjunktur. Trotz der Corona-Krise haben vor allem in den USA die Indizes 2020 reihenweise neue Höchststände aufgestellt. Dabei sah es noch im März des letzten Jahres so aus, als würde sich das Jahr an den Aktienmärkten als ein mehr als düsteres erweisen. Und dennoch ging es für Aktien seit dem tiefen Einbruch im März wieder steil bergauf. So steil, dass nicht wenige Anteilsscheine mehr als überbewertet schienen. Paradebeispiel hierfür dürfte sicher der Elektro-Autobauer Tesla sein, der mit seiner unvergleichbaren Aktienrally sicher dem ein oder anderen Anleger den Atem raubte.
Das KGV - ein wichtiges Kriterium zu Bewertung von Aktien
Ein wichtiges Kriterium zur Beurteilung einer Überbewertung einer Aktie ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis, kurz KGV eines Papiers. Hier wird der Kurs einer Aktie in Relation dem Gewinn des Unternehmens gesetzt. So kann man bestimmen, wie lange in der Zukunft ein Unternehmen theoretisch noch den gleichen Gewinn ausweisen müsste, um dem Kurs des Papiers gerecht zu werden. Und eben diese Größe ist bei manchen Titel aktuell bereits in unerreichbare Höhen gestiegen. So beträgt das KGV von Tesla mittlerweile sage und schreibe 1'317. Es hat sich also eine große Diskrepanz zwischen Kurs und zu erwartendem Gewinn des E-Autobauers gebildet. Ist dies also das ultimative Zeichen, dass der Kauf einer Tesla-Aktie derzeit keine gute Idee ist?
Nicht unbedingt. Schließlich handelt es sich bei dem KGV nur um ein Kriterium, das bei der Aktienauswahl berücksichtig werden sollte. Aber auch die aktuellen Marktbegebenheiten dürfen bei der Entscheidung am Aktienmarkt nicht außer Acht gelassen werden.
Negativzinsen treiben Anleger in Aktien
Schließlich gilt auch zu beachten, dass Anleger angesichts des sich seit Jahren zuspitzenden Niedrigzinsumfelds langfristig gar nicht um Aktien herumkommen werden, wenn sie ihr Vermögen auf lange Sicht mehren wollen. Nicht selten müssen Sparer, die ihr Geld auf dem Konto parken, aktuell schon Negativzinsen dafür zahlen. Wer sein Heil in Staatsanleihen sucht, wird auch hier vielerorts auf mittlerweile negative Renditen stoßen. Dass der Andrang an Bonds so hoch ist, dass sie sich gar mit negativer Rendite verkaufen, sagt sicherlich auch schon einiges über die derzeitigen Bedingungen am Kapitalmarkt und die durch die Corona-Pandemie geschürte Unsicherheit aus.
Ein weiterer wichtiger Faktor, der auch mit Blick auf die aufgeblähten KGVs eine große Rolle spielt, ist die Geldpolitik der Zentralbanken. Im Zuge der Corona-Krise haben diese ihre Geldschleusen weit geöffnet, um die wirtschaftlichen Folgen von Lockdowns und Kontaktbeschränkungen abzumildern. Auf der anderen Seite hat dies wiederum Inflationssorgen geschürt, welche Anleger vor allem in als sicherer geltende Häfen wie Gold oder den Schweizer Franken treiben. Doch auch renditestarke Aktien oder Unternehmen mit hohen Ausschüttungen sind hier besonders gefragt.
Ultralockere Geldpolitik - der neue Standard?
Eine weitere Überlegung, die Marc Forster bei Cash.ch in diesem Zusammenhang anregt, ist die Frage, ob weiter kontinuierlich tief bleibende Zinsen, wie es ja nun schon seit Jahren der Fall ist, nicht generell eine Art "neuen Standard" darstellen und somit auch am Aktienmarkt generell mit höheren Bewertungen gerechnet werden muss. Allerdings wird unter Experten auch darüber gestritten, ob niedrigere Zinsen automatisch höhere Aktienbewertungen rechtfertigen würden. Bei keinem Wachstum sei diese These unhaltbar, allerdings könne aktuell angesichts von Impfstoff-Hoffnungen durchaus davon ausgegangen werden, dass es in diesem Jahr wirtschaftlich gesehen langsam wieder aufwärts gehen geht.
So geht Julius Bär-Chefökonom David Kohl von einem Fortgang der V-förmigen Erholung der Schweizer Wirtschaft in 2021 aus. Er prognostizierte auf einer Videokonferenz im Dezember 2020, dass in der zweiten Jahreshälfte 2021 das Vorkrisenniveau überschritten werden dürfte.
Seiner Meinung nach täten sich in diesem Zusammenhang für Anleger Chancen auf dem Schweizer Aktienmarkt auf, da sich die Unternehmensgewinne positiv entwickeln dürfte, wie die awp den Experten wiedergibt. Darüber hinaus bietet auch die während der Corona-Krise massiv beschleunigte Digitalisierung für viele Unternehmen Wachstumspotenzial in der Zukunft, was sich wiederum in steigenden Kursen niederschlagen könnte.
Vermeintliche Muster sollen bei Aktienentscheidung helfen
Ein weiterer Aspekt, der Anleger häufig davon abhält, Aktien zu kaufen, die bereits eine hohe Bewertung erreicht haben, ist psychologischer Natur. So sind Börsianer vielleicht auch unbewusst oft dazu verleitet, in der Bewegung von Anteilsscheinen bestimmte Muster zu erkennen. So erscheint es einem Anleger vielleicht unwahrscheinlich, dass ein Titel wie Tesla, der ausgehend von einem Stand bei 83,666 US-Dollar am 31. Dezember 2019 und ein halbes Jahr später schon 99 Prozent zulegen konnte, dieses Plus bis zum 15. Dezember 2020 sogar noch auf 656,88 Prozent würde ausbauen können. Anders herum wird bei anderen Titeln, wie beispielsweise der UBS und Credit Suisse, die in der Vergangenheit ganz andere Höhen erreicht hatten, darauf gewartet, dass diese zurück zu ihrer alten Stärke finden - mit wenig Erfolg.
Es wird deutlich, dass eine hohe Bewertung einer Aktie zwar gegen einen Kauf sprechen kann, jedoch viele verschieden Faktoren bei der Aktienauswahl zusammenkommen und auch gemeinsam in Betracht gezogen werden sollten. Letztlich weiß niemand, wie sich ein Anteilsschein entwickeln wird, genauso wie im Jahr 2019 niemand hätte vorhersehen können, dass die Welt 2020 von Corona befallen werden wird und somit nahezu alle Prognosen für das Jahr damit hinfällig würden.
Redaktion finanzen.ch
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