24.04.2017 18:52:50
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MÄRKTE EUROPA/Party-Time: Frankfurt und Paris feiern Aktienrekorde
Von Benjamin Krieger
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Wahlsieg Emmanuel Macrons bei der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahlen hat den Dax am Montag auf den höchsten Kurs seiner Börsengeschichte getrieben. Am Ende schloss der DAX 3,4 Prozent fester bei 12.455 Punkten, dem höchsten Schlusskurs seit seiner Einführung im Jahr 1988. Die Erleichterung an den Börsen verschaffte sich in Aktienkäufen auf breiter Front Luft. Der Euro-Stoxx-50 zog um 4 Prozent auf 3.577 Zähler an.
Der als sozialliberal geltende Macron tritt nun in der Stichwahl am 7. Mai gegen die Rechtspopulistin Marine Le Pen an, der aber angesichts eines Rückstands in den Umfragen von 25 Prozentpunkten praktisch keine Siegchancen eingeräumt werden. Durch den Wahlausgang wurde das aus Marktsicht schlechteste Szenario einer Stichwahl zwischen Le Pen und dem linksextremen Politiker Jean-Luc Melenchon vermieden.
Auch Börse in Paris feiert Der Pariser CAC-40-Index stieg um 4,1 Prozent auf den höchsten Stand seit mehr als neun Jahren. Damit führte die Börse in Paris die Handelsplätze mit den höchsten Aufschlägen mit an. Hier lagen mit Saint-Gobain und Vinci zwei Aktien aus der Baubranche vorn mit Kursgewinnen von 6,7 bzw. 7 Prozent. Sie gelten als konjunkturabhängig und könnten laut Händlern von einem Reformer Macron als Staatspräsident profitieren.
Nicht nur der DAX, auch in Helsinki sprang der Leitindex OMX auf einen historischen Höchstkurs. In Frankfurt stiegen die Aktien von Adidas, Siemens und SAP auf neue Rekordkurse. "Es war für die Börse das fast ideale Wahlergebnis", sagte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Macron stehe für moderat und europäisch. Le Pen dagegen sei "extrem rechts - aber ohne Chance".
Bankaktien waren die größten Profiteure des Wahlausgangs, der Sektor der Bankenwerte der Eurozone stieg um 7,4 Prozent. Papiere wie Unicredit, Credit Agricole und Societe Generale sprangen um 10 bis 13 Prozent nach oben. Ein "Frexit", ein Austritt Frankreichs aus EU und Eurozone, wie ihn Le Pen vom Front National gefordert hatte, wäre ein Horrorszenario für die Banken gewesen. Die Bankenwerte profitierten aber auch von deutlich zulegenden Renditen.
Frankreich stets an Reformen gescheitert Bei aller Euphorie gab es auch skeptische Stimmen am Markt. "Es wäre ein Fehler (...) zu glauben, Frankreichs Probleme wären nun gelöst", sagte Stratege Michael Hewson von CMC Markets. Das Land sei immer wieder an politischen Reformen gescheitert, die Bevölkerung sei von der politischen Elite unverändert desillusioniert. Habe sich die Euphorie erst einmal gelegt, müsse sich zeigen, ob Macron seine Wahlankündigungen umsetzen könne.
Profiteur des Wahlausgangs in Frankreich war auch die Gemeinschaftswährung, die zum Dollar deutlich auf 1,0853 aufwertete. In einer ersten Reaktion war der Euro sogar kurzzeitig auf das Vierwochenhoch von 1,09 Dollar gesprungen. Nach Meinung der Analysten von Cityindex könnte der Euro nun bis auf 1,12 Dollar steigen. Am Freitagabend hatte die Devise noch bei rund 1,07 Dollar notiert.
Selbst die Abstufung Italiens durch die Rating-Agentur Fitch trat angesichts des Wahlergebnisses in den Hintergrund: Italien hätte nämlich ansonsten nach Ansicht der Analysten von Bank of America-Merrill Lynch das "Epizentrum" einer neuen spekulativen Attacke werden können. Die Börse Mailand feiert den Wahlausgang mit 4,8 Prozent Plus.
Am Rentenmarkt brechen die Kurse ein Leidtragende der Wahl waren Renten und Gold. Der Preis für die Feinunze fiel um 1,1 Prozent auf 1.275,40 Dollar - den tiefsten Stand seit knapp zwei Wochen. Erheblich schlimmer erwischte es langlaufende Renten aus Zentraleuropa. Sie reagierten mit einem Kurseinbruch auf den Wahlausgang in Frankreich: Die "Flucht in sichere Häfen" hatte Anleger zuletzt in Anleihen getrieben; angesichts des versöhnlichen Wahlausgangs wurde dies nun wieder ausgepreist. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen sprang um 9 Basispunkte auf 0,34 Prozent.
Hilfreich war die deutlich steiler werdende Zinskurve für Bank-Aktien. Auch deshalb notierten fast alle Bankenwerte Europas kräftig im Plus. Die Banken können am kurzen Laufzeitenende Liquidität günstig aufnehmen und am langen Ende zu höheren Zinsen verleihen. Raiffeisen International verteuerten sich in Wien um 8,8 Prozent, Deutsche Bank und Commerzbank jeweils um mehr als 9 Prozent.
Die Zinsdifferenz zwischen 10-jährigen französischen Staatsanleihen und entsprechenden Bundesanleihen engte sich auf 52 Basispunkte ein. Im Vorfeld der Wahl war dieser "Spread" im Hoch bis auf 75 Basispunkte gestiegen. Dieser starke Rückgang der Risikoprämien auf französische Anleihen sprach für eine deutliche Entspannung.
Höheres Angebot von PPG treibt Akzo Nobel an Akzo Nobel stiegen um 4,8 Prozent, nachdem die amerikanische PPG Industries das Kaufangebot für Akzo zum zweiten Mal erhöht hatte. Doch die Niederländer wehren sich jedoch vehement gegen eine Übernahme. Der Technologiekonzern Philips ist dank guter Geschäfte mit Medizintechnik besser ins Jahr gestartet als erwartet und hat die Prognose bekräftigt. Der Kurs zog um 3,6 Prozent an.
Während Aktien eine Rally erlebten, büßten Papiere des Wafer-Produzenten Siltronic 4,4 Prozent ein. Die Analysten von Mainfirst sahen für Siltronic nur begrenzten Spielraum, die Preise zu steigern. Zu den wenigen Kursverlierern zählten auch Lafargeholcim. Sie verloren 1,6 Prozent, belastet vom überraschenden Rücktritt des CEO Eric Olsen. Dieser trat wegen des Vorwurfs zurück, die Terrormiliz IS bezahlt zu haben, um den Betrieb eines Werks in Syrien aufrechtzuerhalten - obwohl Olsen in einer internen Untersuchung entlastet worden war.
=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.577,38 +137,11 +4,0% +8,7% Stoxx-50 3.179,14 +63,67 +2,0% +5,6% Stoxx-600 386,09 +7,97 +2,1% +6,8% XETRA-DAX 12.454,98 +406,41 +3,4% +8,5% FTSE-100 London 7.264,68 +150,13 +2,1% +1,7% CAC-40 Paris 5.268,85 +209,65 +4,1% +8,4% AEX Amsterdam 523,73 +11,54 +2,3% +8,4% ATHEX-20 Athen 1.827,04 +31,34 +1,7% +5,0% BEL-20 Brüssel 3.887,87 +117,43 +3,1% +7,8% BUX Budapest 33.226,46 +257,02 +0,8% +3,8% OMXH-25 Helsinki 3.889,67 +87,40 +2,3% +5,7% ISE NAT. 30 Istanbul 115.400,93 +1762,84 +1,6% +20,8% OMXC-20 Kopenhagen 938,87 +11,40 +1,2% +6,2% PSI 20 Lissabon 4.876,42 +121,12 +2,5% +6,8% IBEX-35 Madrid 10.766,80 +389,80 +3,8% +15,1% FTSE-MIB Mailand 20.684,41 +942,66 +4,8% +7,5% RTS Moskau 1.116,58 +32,41 +3,0% -3,1% OBX Oslo 619,05 +7,76 +1,3% +0,2% PX-GLOB Prag 1.304,13 +19,47 +1,5% +8,8% OMXS-30 Stockholm 1.609,27 +36,02 +2,3% +6,1% WIG-20 Warschau 2.296,90 +32,83 +1,5% +17,9% ATX Wien 2.939,73 +88,10 +3,1% +12,3% SMI Zürich 8.711,32 +157,33 +1,8% +6,0%DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:49 Fr, 17.26 % YTD EUR/USD 1,0850 +0,13% 1,0837 1,0698 +3,2% EUR/JPY 119,13 -0,19% 119,36 116,66 -3,1% EUR/CHF 1,0809 +0,16% 1,0791 1,0681 +0,9% EUR/GBP 0,8488 +0,05% 0,8483 1,1944 -0,4% USD/JPY 109,78 -0,31% 110,12 109,06 -6,1% GBP/USD 1,2782 +0,03% 1,2779 1,2779 +3,6%
ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 49,28 49,62 -0,7% -0,34 -12,8% Brent/ICE 51,59 51,96 -0,7% -0,37 -11,6%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.274,67 1.285,00 -0,8% -10,34 +10,7% Silber (Spot) 17,89 17,94 -0,3% -0,05 +12,3% Platin (Spot) 962,29 972,40 -1,0% -10,11 +6,5% Kupfer-Future 2,55 2,54 +0,5% +0,01 +1,5% === Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjones.de
DJG/bek/flf
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