Billionenschwere Branche |
27.02.2022 16:42:00
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Trotz regulatorischer Herausforderungen: Tencent, Alibaba & Co. wollen am Metaverse-Trend teilhaben
Nicht nur der Facebook-Konzern Meta hat grosse Pläne für sein Metaverse-Projekt. Chinesische Tech-Giganten strömen ebenfalls auf den Markt für digitale Welten - stehen dabei aber einer starken Regulierung im Reich der Mitte gegenüber.
• Chinesische Tech-Konzerne ebenfalls engagiert
• Regulierungsmassnahmen dürften belasten
Von Facebook zu Meta: Fokus auf digitale Welten
Metaverse-Anwendungen sollen das Nutzererlebnis im Internet auf ein neues Level heben. Das Konzept beinhaltet die soziale Vernetzung der Nutzer in virtuellen Welten. Als einer der Wegbereiter des Konzepts gilt der US-Konzern Meta, der zuvor als Facebook bekannt war und seinen Namen im Zuge der Ausrichtung auf den Trend kurzerhand umänderte. "[Das Metaverse] beschreibt eine neue Phase vernetzter, virtueller Erlebnisse und Möglichkeiten mithilfe von Technologien wie Virtual und Augmented Reality. Im Kern geht es um eine neue Art der Präsenz und Nähe im virtuellen Raum", hiess es im Oktober 2021 von Seiten des Unternehmens. Dem Konzept dienlich soll dabei das eigene VR-Headset des Konzerns sein.
Aber auch andere Tech-Konzerne springen auf den Metaverse-Zug auf: Der Windows-Entwickler Microsoft will seine Pläne für eine eigene digitale Welt etwa mit der Übernahme des Spieleentwickler Activision Blizzard vorantreiben.
Billionenschwerer China-Markt für Metaverse-Apps
Aber auch chinesische Unternehmen wie Tencent, Baidu, Netease, die TikTok-Mutter ByteDance und Alibaba könnten in diesem Bereich eine Vorreiterrolle einnehmen. Erste Anwendungen könnten aus den Bereichen virtuelle Realität, Spiele und soziale Medien stammen, gibt der TV-Sender CNBC die Meinung mehrerer Analysten wieder. So könnten die Konzerne etwa virtuelle Objekte in Spielen zum Kauf anbieten oder digitale Avatare für Online-Meetings offerieren. "Metaverse ist die Zukunft der sozialen Netzwerke. Alle chinesischen Tech-Giganten müssen es sich zu eigen machen, um neue Wege zu finden, die jüngste Generation von Internetnutzern anzusprechen, was in einer Zeit, in der ihre Geschäftsmodelle auf Smartphones und mobilem Internet ausgereift sind, von entscheidender Bedeutung ist", so Winston Ma von CloudTree Ventures im Gespräch mit CNBC. Der US-Grossbank Morgan Stanley zufolge soll der adressierbare Markt für Metaverse-Produkte in China 52 Billion Yuan und damit etwa 8 Billionen US-Dollar stark sein.
Vorbild Meta?
Auch könnten die chinesischen Tech-Giganten sich für ihren Einstieg ins Metaverse an der US-amerikanischen Facebook-Mutter orientieren, wie Charles Mok, der Gründer von Tech For Good Asia, gegenüber CNBC erklärt. "Ähnlich wie bei Meta könnte das Metaverse-Konzept zunächst VR/AR-gestützte Spiele und soziale interaktive Umgebungen umfassen", so Mok. "Dies werden offensichtlich die Bereiche sein, die Chinas grosse Tech-Player zuerst verfolgen werden, mit Funktionen, die in China fortgeschritten sind - wie Zahlungen und WeChat-ähnliche integrierte Online-Dienste - die erweitert und in das Metaverse eingebaut werden können."
WeChat-Entwickler Tencent sieht grosses Potenzial für Videospielindustrie
Der Messagingdienst WeChat gehört zum Tech-Riesen Tencent und enthält einige Aspekte von sozialen Netzwerken, wie etwa das Teilen von Fotos und Videos in einem persönlichen Feed. Die Anwendung wird von mehr als einer Milliarde Menschen genutzt. Im Rahmen der Veröffentlichung der Zahlen für das dritte Quartal 2021 sprach sich Tencent-CEO Pony Ma laut CNBC zuversichtlich gegenüber dem neuen Internet-Trend aus. So könne das Metaverse etwa den Videospielesektor, in dem Tencent mit seinen Handy- und Computerspielen stark vertreten ist, antreiben. Hier könne man bereits von starker Technologie und umfassender Fachkompetenz profitieren.
TikTok-Mutter ByteDance und Alibaba könnten folgen
Auch wenn Tencent als weltweit grösstes Spieleunternehmen gilt, will auch die TikTok-Mutter ByteDance in den Gaming-Sektor vordringen. Nachdem das Unternehmen im August den VR-Headset-Hersteller Pico übernahm, könnte es sein Engagement in den Bereichen VR, soziale Netzwerke und Videospiele vorantreiben und miteinander verzahnen.
Auch Alibaba plant derzeit ein Wearable, statt einer VR-Lösung will der Online-Gigant aber eine Augmented Reality-Brille auf den Markt bringen. Damit werden digitale Inhalte auf die Brille ausgespielt, die reale Welt bleibt für Nutzer aber dennoch sichtbar. Anwendung finden soll das Gadget vor allem bei virtuellen Meetings.
Google-Konkurrent Baidu lanciert eigenes Metaverse - Ausbau folgt
Der Suchmaschinenanbieter und Google-Konkurrent Baidu veröffentlichte bereits im Spätjahr eine Metaverse-App, die auf den Titel "XiRang" hört, was sich laut "KrASIA" mit "Land der Hoffnung" übersetzen lässt. Laut dem Portal soll die Welt mittels Smartphone, Computer oder VR-Brille zugänglich sein. Auch eine eigene VR-Brille hat Baidu im Angebot. Bis die virtuelle Welt vollständig ausgebaut ist, dürfte es jedoch noch dauern. Im November 2021 konnten Nutzer nur drei Szenen besichtigen, darunter eine virtuelle Kunstausstellung und zwei Produktvorstellungen.
Auch der Videospielentwickler Netease soll laut dem chinesischen Online-Medium "iyiou.com" an Metaverse-Apps arbeiten und hat dazu eine neue Niederlassung gegründet.
Regulierung dürfte auch Metaverse-Apps betreffen
Auch wenn die chinesischen Tech-Giganten auf den Metaverse-Trend setzen könnten, so haben die Online-Unternehmen doch ein turbulentes Jahr hinter sich. Zuletzt litten Konzerne aus dem Internetsektor in China unter harten Regulierungsmassnahmen, die Monopolbildung verhindern sollen. Die Auflagen dürften auch für Metaverse-Apps gelten, wie Hanyu Liu von Daxue Consulting vermutet. "Die schiere Vielfalt der Metaversen-Anwendungen bedeutet, dass es für Peking nicht möglich sein wird, ein einheitliches Regelwerk zu entwickeln", so Liu laut CNBC. "Jede spezifische Anwendung würde ihr eigenes einzigartiges Regelwerk erhalten, das auf der bestehenden Gesetzgebung aufbaut." Demnach sei mit weiterer Regulierung zu rechnen, was zur Folge haben könne, dass chinesische Metaverse-Welten von internationalen abgekoppelt sind.
Schlechte Chancen für Kryptowährungen
Zusätzliche Probleme könnten sich für chinesische Metaverse-Entwickler auch mit der Nutzung von Kryptowährungen in den digitalen Welten abzeichnen. Während einige Metaverse-Entwürfe vorsehen, innerhalb der virtuellen Realität mit digitalen Währungen bezahlen zu können, dürfte sich dies in China schwierig gestalten. Nicht nur will das Land das Schürfen von digitalen Coins verhindern, auch der Handel mit den Cyberdevisen ist laut Chinas Zentralbank illegal. Zwar arbeitet das Land an einer eigenen digitalen Währung, dem E-Yuan, für andere Kryptowährungen dürfte es jedoch im Zusammenhang mit Metaverse-Apps schlecht aussehen. "Es wird wahrscheinlich nur sehr begrenzte Möglichkeiten für Kryptowährungen geben", so Liu.
Unterstützung Chinas trotz Regulierungsmassnahmen
Trotz der harten Regulierung chinesischer Tech-Unternehmen dürfte das Reich der Mitte den Fortschritt der Metaverse-Technologie vorantreiben. Laut CNBC ist der Metaverse-Bereich ein Bestandteil von Shanghais Fünf-Jahres-Entwicklungsplan für die Informationstechnologiebranche. "China ist in dieser Hinsicht sehr klug", erklärt Liu weiter. "Es weiss genau, wann und wo es seine Finger im Spiel haben muss; nah genug, um es genau zu beobachten, aber nicht so weit, dass es der Branche irreversiblen Schaden zufügt."
Redaktion finanzen.ch
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